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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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den Schultern, also beides, sagt sie und
recht hat sie, na, komm mal her, mein Kleiner, und zieht ihn an sich
heran, an ihren Busen, zwischen ihre Brüste, mein Armer, sagt
sie, und fünf Kilo auf jeder Seite pressen seine Backen
zusammen, machen aus seinem Mund eine Schnute, die Augen quellen ihm
beinahe aus den Höhlen und Mühe hat er, Atem zu holen, nun
sag doch was, Boubou, wer hat meinem armen kleinen Boubou denn Böses
getan, alle, fragt sie, er nickt, soweit man das Ruckeln seines
Kopfes zwischen ihren Dutten denn als Nicken zu deuten vermag, deine
Frau, fragt sie, kein Verständnis für die Freiheit ihres
Mannes, dein Chef, deine Kollegen, deine Kunden, keinen Sinn für
deine Genialität, fragt sie, keine, röchelt er, oh, du
Armer, sagt sie und reibt ihn an sich, nicht mal so sehr mitleidend,
als mehr noch ergriffen und ergreifend, Mellie, stöhnt er, sie
haben mich gefeuert, meine Frau, hebt er an, schsch ,
beschwichtigt sie ihn, sogar angegriffen wurde ich gerade eben erst,
auf offener Straße, röchelt er, sag nichts, mein Armer,
und bedeckt ihn mit tröstenden Küssen, nicht, Mellie, sagt
er, aber Mellie lässt sich nicht aufhalten, wie ein
unausweichliches Geschick kommt sie über ihn und lässt ihn
nicht mehr los, aus den Weiten ihrer Gewänder quillt es, als sie
sich über ihn beugt, ihn auf die in der Ecke stehende Ottomane
drückt, und obwohl er es nicht will, reagieren die Reflexe
seines allzeit lustgetriebenen Körpers, sein Schwänzchen
erhebt sich aus der schon von ihr geöffneten Hose und
verschwindet in einer der sich über ihn breitenden Falten fetten
Fleisches, das sich nun erdrückend über ihn schiebt, ist
das nicht gut, mein Lieber, macht es nicht Lust, fragt sie ihren
Boubou, auf ihm vor und zurück wabernd, dochdoch, natürlich,
japst er, so als ersöffe er schier in ihr, wie ist dir, fragt
sie, so, sagt er, als wäre ich ins Wasser gefallen, sie brüllt,
ich liebe dich, er fragt, weißt du, wie spät es ist, halb
elf, sagt sie ernüchtert, er löst seinen Arm, der wie der
andere auch unter ihre Knie geraten ist und schaut auf die Uhr, sie
sagt, du liebst mich nicht, doch, sagt er, es ist fünf Minuten
nach halb elf, sie brüllt wieder, seinen Kopf mit beiden Händen
zu sich hochziehend, gib mir einen Kuss, er drückt ihr einen
flüchtig auf das noch mit Schminke verschmierte Kinn, du riechst
nach Tabak, sagt er und sie stößt ihn enttäuscht
zurück, du verstellst dich, ich mich verstellen, sagt er, wie
kommst du denn darauf, das hatte ich noch nie nötig, jetzt ist
ihre Lust endgültig getötet, sie richtet sich theatralisch
auf ihm auf und fährt sich mit großen Stummfilmstaraugen
irre guckend durch die Haare, von ihrem Gewicht beinah erdrückt,
stöhnt er, bring mich bloß nicht um, sie fährt ihn
an, du hast nie geliebt, doch das gibt er ihr gerade so
zurück, du hast nie geliebt, und irgendwie haben sie
beide Recht, er nutzt ihre Verwirrung und wälzt sie von sich,
und noch bevor sie ihn halten kann, schließt er den Schlitz,
hinter den sich schon sein schwindendes Fleisch von allein
zurückgezogen hat, und flüchtet aus der Garderobe.

90
Hallo
Karla, …

    … Gertrud
ist noch wach, obwohl es schon spät ist in Europa, ja, Papa ist
im Krankenhaus, es geht ihm sehr schlecht, sie hat es ihrer Tochter
letzte Nacht aufs Band gesprochen, ruf bitte zurück, aber Karla
hat bei ihrer Freundin übernachtet und ist nun erst, am späten
Nachmittag, zurück in ihre Wohnung gekommen, sie hat die
Nachricht abgehört, sich einen Tee gekocht, am Fenster gesessen
und auf den Straßenlärm gehört, auf die Hupen und die
Motoren, die gedämpft durch die Scheiben klangen, wie geht es
ihm, fragt sie ihre Mutter, schlecht, sagt Gertrud, im Grunde ist er
bereits tot, nach New York, denkt Karla, hat sie flüchten müssen
vor diesem Mann, vor dieser Familie, und New York ist noch zu nah
gewesen, ein Nest hätte sie sich heraussuchen müssen, am
besten irgendwo in Sibirien, dort kommen selbst die Vorstände
internationaler Konzerne selten hin, was ist passiert, fragt sie ihre
Mutter, Schlaganfall, sagt Gertrud, heute Morgen, beim Kaffee, ich
habe ihn sitzend gefunden, er sah aus wie sonst, Karla denkt, dass
sich ihre Mutter seltsam anhört, nicht einfach gefasst, nicht
einfach resigniert, seltsam unemotional, fast gleichgültig,
gelassen, wenn nicht sogar lässig, so als äße sie
gerade einen Apfel, ähnlich, aber doch nicht genauso
gleichgültig wie früher, als Karla versucht hatte, sich

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