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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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haben müssen, alle schauen sich an, als könnten sie
in ihrem Gegenüber entdecken, woran sie alle unbewusst gedacht
haben müssen, ich sage es Ihnen, sagt Mack, gerade heute Morgen,
als wir in der Agentur die Präsentation noch einmal
durchgegangen sind, haben wir uns gesagt, dass da noch nicht alles so
gesagt worden ist, wie es gesagt werden müsste, uns ging es wie
Ihnen, uns fehlte selbst noch etwas, und auf dem Weg hierher ist mir
auch eingefallen was, deswegen haben wir einen kleinen Abstecher in
den Supermarkt gemacht und noch ein paar Kleinigkeiten besorgt, wir
haben ein wenig gezaubert und hier, Herr Mellendorf, kommt Ihr, wenn
Sie so wollen, Plan B, ich würde es eher den zweiten Teil
unserer Präsentation nennen, und damit springen drei Kollegen
von Mack auf, die Schweikert, Zille und die junge Müllerin und
packen diese paar Kleinigkeiten aus, Neuhäuser und von
Lachmann-Zeil schauen ebenso überrascht wie die Teilnehmer auf
Kundenseite, denn von dem, was jetzt kommt, haben auch sie schlicht
nicht die geringste Ahnung, nur eins steht fest, um sechzehn Uhr
fünfundvierzig ist Magellan’s Ads wieder im Rennen.

45
Der
Vorstand für Finanzen, …

    … Dr. Werner Seidel, hat eine kleine
Schwäche, man könnte auch sagen, ein süßes
Geheimnis, der Mann, der auf Bilanzpressekonferenzen und
Jahresversammlungen immer eiskalt über Zahlen referiert, über
Abschreibungen und Investitionen, der Mann, der nichts anderes als
Umsätze, Erträge, Rohgewinne, vor und nach Steuern im Kopf
zu haben scheint, ist im Grunde seines Herzens immer ein Kind
geblieben, das unbewegliche, starre Äußere, die ruhig
gestellte Mimik, die verlangsamten Bewegungen dieses eher
grobschlächtig wirkenden, weil unheimlich fetten Menschen
täuschen selbst aufmerksame Beobachter darüber hinweg, dass
sich in der Erscheinung dieses Mensch gewordenen Walrosses, denn den
dazu gehörigen Schnauzer sowie die entsprechend ausgeprägten
Eckzähne, Hauer sind es, hat er auch, dass sich also in diesem
Walross ein schüchterner, hoch intelligenter, aber eben auch
verführbarer kleiner Junge verbirgt, der mit lautem, blökenden
Schnaufen und Grunzen die kieksige Kinderstimme zu übertönen
versucht, in der alles, was er sagt, seinen eigenen Ohren erklingt,
sosehr er Zahlen liebt, so gern er rechnet, denn das hat er schon als
Vorschüler gerne getan, mit seinem Papa, mit dem Abakus, Kugeln
hin und herschiebend, in rot, in gelb, in blau, sosehr hasst er deren
wesensfremde Verbindung mit Geld und materialistischen Werten, dieser
Mann, der verantwortlich zeichnet für viele hundert Millionen
Euros, Dollars, Yen und viele andere Währungen, ist eigentlich
kein Kapitalist, an diesen Posten ist er nur gekommen, weil er, der
immer Klassenprimus war, einfach fleißig sein muss, er muss
das, was er tut, richtig machen, nicht weil er ehrgeizig wäre,
an seiner Karriere hat ihm nie wirklich viel gelegen, sondern weil er
vor sich selbst gar nicht anders kann, als der Beste zu sein,
folgerichtig wurden ihm die Posten, die er im Laufe der Jahre im
Konzern bekleidet hat, stets angetragen, und zwar neidlos, seine Vorgesetzten, die ihn
beförderten, fühlten sich von ihm nicht gejagt
oder bedrängt, keiner von ihnen befürchtete, dass Seidel
ihm am Stuhl sägen würde, und so hat es der Mann zuletzt
dahin gebracht, wo er jetzt ist, fast nach ganz oben, sich dabei
stets danach sehnend, abends, wenn es ihm seine eigene Strebsamkeit
erlaubt, nach Hause zu gehen, um dort mit den Kindern zu spielen,
ihnen eine Kleinigkeit mitzubringen, etwas, was er selbst mag, und
etwas, was er nur allzu oft, wenn die Kinder schon schliefen, in der
eigenen Tasche beziehungsweise im eigenen Mund verschwinden ließ,
Überraschungseier, Kinderschokolade mit Spielzeug, Dr. Seidel sammelt diese
kleinteiligen Kunststoffkonstrukte mit Leidenschaft, eine ganze
Glasvitrine hat er schon damit gefüllt, und deshalb ist er
besonders positiv überrascht, ja geradezu beglückt, über
das, was die Werber sich jetzt noch alles haben einfallen lassen, die
süße Schweikert, auch er hat die Einblicke in ihren
Ausschnitt genossen und sich dabei unwillkürlich unter dem Tisch
in den Schritt gelangt, fängt nämlich jetzt an, auf
Alexander Macks Aufforderung hin, Überraschungseier zu
verteilen, Mack fährt indessen in seinem Vortrag fort, also,
wenn MegaFin so ein Supertreibstoff ist, dass jedes andere Super
dagegen einfach nur abstinken kann, wenn man davon nur sagenhaft
wenig braucht, um wahnsinnig weit

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