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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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Mitleidenschaft gezogen war, zum Verkauf angeboten, und Ferdinand,
auf ihn aufmerksam geworden, hatte ganz tief dafür in seine doch
nicht unerschöpflichen Taschen gegriffen, allenfalls ahnen
mochte man damals, dass der Wagen einmal den Rahmen für heiße
Romanzen abgegeben haben könnte, mit liebevoller Hingabe hat
sich Ferdi an die Renovierung gemacht und Einzelteile auf
einschlägigen Liebhaberbörsen ersteigert, in die
Hunderttausende waren letztlich die Kosten für den Wagen
gegangen, D-Mark damals noch, gewiss, dennoch durchaus ein Vermögen,
danach brachte der Motor wieder die ursprüngliche Leistung, für
heutige Verhältnisse lächerliche einundachtzig kW, doch
waren damit immerhin zweihundert Stundenkilometer zu schaffen, einmal
abgesehen von Warrens Amouren hat das Gefährt auch bei
Lachmann-Zeil einiges erlebt, Kundenbeziehungen sind in ihm geknüpft,
Bruderschaften geschlossen worden, getrunken hat man darauf, Arme
ineinander verhakt mit Küsschen auf die Wangen, in frühen
Morgenstunden, mit Aussicht auf nichts, auch Ferdi hat in diesem
Wagen oder auf den Rundungen von dessen Kühlerhaube so manche
willige Mitarbeiterin genommen und das in einem Alter, in dem das
Vögeln in Zweisitzern nur noch begrenztes Vergnügen
bereiten konnte, eines aber hat er noch nicht gemacht, er hat noch
nie in diesem Wagen einen Mitarbeiter gefeuert, da jedoch alles
einmal zum ersten Mal geschieht, so ist dies heute der Fall, er fährt
mit Johannes Neuhäuser in diesem Wagen, dessen Karosserie,
Fahrwerk, und Antrieb noch immer unter der Lust sich aneinander
reibender Leiber beben und in dem das Stöhnen und Seufzen noch
immer nachschwingt, in Richtung Agentur, hier sitzen sie nun, der
alte und der junge Werber, Vater und Sohn eigentlich, heute Morgen
noch hat Ferdinand sie beide, sich selbst und den anderen, so
gesehen, jetzt, weiß er, muss er diesen Sohn in die Fremde
schicken, aussetzen gewissermaßen, er schickt ihn Schweine
hüten bei andern Arbeitgebern, den für ihn verlorenen Sohn,
also weg mit ihm, besser gleich als später, es tut ihm weh, denn
er mag Jo, aber nach den heutigen Vorfällen weiß er, dass
er ihn unmöglich wird halten können, er weiß nicht,
was da plötzlich mit Jo geschehen ist, doch desaströs war
sein Auftritt gewesen bei der Präsentation, die Irritation und
sein Blackout haben sie alle vielleicht um den unbedingt notwendigen
Gewinn dieses Pitchs gebracht, hinzukommt der unerklärliche
Verlust anvertrauter Geheimunterlagen, aber selbst, wenn diese
verflixte Seite Dreiundzwanzig tatsächlich wieder auftauchen
würde, selbst wenn der Pitch wider aller Erwartung doch noch
gewonnen werden sollte, selbst dann wäre Jo zu stark beschädigt,
vor den andern und vor ihm, um die Führungsrolle noch ausfüllen
zu können, die Ferdi an diesem Abend ihm hat anbieten wollen,
vor der gesamten Mannschaft, vor Altenberg, nein, sein Nachfolger
kann Jo nicht mehr werden, Alex ist der kommende Mann, Wahnsinn, was
der heute geleistet hat, ein Hasardeur, ein Freibeuter der Werbung,
ohne das Wissen seines Chefs plötzlich unabgesprochen solche
Überraschungseier auszupacken, alle Achtung, so etwas muss einem
gelingen, sonst ist man geliefert, Alex ist es gelungen, und er hat
Jo damit ausgebootet, einer von vielen unter Alexander Macks Führung
wird Jo nicht werden können, das ist undenkbar, nein, wie man es
auch dreht und wendet, Jos Zeit bei Magellan’s Ads ist
abgelaufen, sie werden sich noch nicht einmal mehr einvernehmlich
trennen können, eine Abfindung ist erst recht nicht drin, so ein
Entgegenkommen käme einem Schuldeingeständnis gleich, dass
die Agentur, er selbst, Ferdinand von Lachmann-Zeil, ihren Teil zum
Scheitern dieser Geschäftsbeziehung beigetragen habe, dieser
Eindruck darf schon deshalb nicht entstehen, weil eventuell eine
Klage ins Haus steht, wegen Veruntreuung jener unsäglichen Seite
Dreiundzwanzig, nein, nichts geht mehr, kein Ausweg, finito ,
nur die Kündigung, nur die fristlose Kündigung ist noch
möglich, immerhin war da ja erst vor kurzem die Sache mit Werner
Deich, der sich mit seinem Kundenwissen woanders einen besser
bezahlten Job hat angeln wollen, all das fällt zurück auf
seine Agentur, er muss Jo entlassen, Gott, denkt er, was für ein
Tag, Jo wird bald Vater werden, wann war noch der Termin, in ungefähr
zwei Wochen, wie, fragt er sich, soll ich es ihm bloß sagen,
und aus den Augenwinkeln schaut er zu Jo hinüber, kalkweiß
sitzt der da, in seinem sandfarbenen Anzug, der

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