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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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einer Stablampe in die dunkle
Grube in der Garage hinabgestiegen, um besser an die defekte
Kardanwelle zu gelangen, die für die Funktionsstörung des
Motors verantwortlich sein könnte, gefragt hatte der, was das
wohl meinen möchte, und ob das überhaupt etwas zu bedeuten
habe, ihm, dem Patienten, sei dies nicht klar, Dörik hingegen
ist, wenn schon nicht alles, so doch das meiste nur zu deutlich, das
Sexuelle, Triebhafte, Un- und Unterbewusste regiert die Welt, und
alle Dinge sind bloße Symbole für das ewig in uns
Drängende, das Geschlechtliche, eine Vase ist eine Vagina ist
eine Frau, ein Stängel ist ein Schwengel ist ein Mann, durch
Verdichtung und Verschiebung und Vertauschung und Umkehrung lässt
sich alles in alles verwandeln, und was sich dann noch immer nicht
herleiten lässt, muss eben assoziativ abgeleitet werden, so
dringt er vor bis in die tiefsten Schichten der Psyche und
rekonstruiert das Verdrängte, mit strenger Observanz achtet er
auf die Einhaltung des Settings, zwei Diwane mit dem Kopfteil
aneinander gestellt, so dass Analytiker und Analysierter Kopf an Kopf
voneinander abgewandt in angenehm abgedunkeltem Raum liegen, die
Grube, hatte Dörik so daliegend
seinem Patienten erklärt, die Grube stehe wie jedes Gefäß
oder leeres Behältnis für den Schoß der Frau, die
Stablampe jedoch scheine für eine künstliche Verlängerung
zu stehen, ob für den Phallus an sich oder für einen
tastenden Finger, vermöge er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
abschließend zu sagen, für letzteres spräche
allerdings, dass der Motor, das uns Antreibende aufgrund einer
defekten Kardanwelle unfähig, man könnte auch sagen, impotent sei, seine Aufgabe zu erfüllen, sie meinen, Herr Doktor, ich
könnte … nichts meine ich, erwidert ihm Dörik, wir
werden Ihrem Problem durch die Analyse auf den Grund gehen und wir
werden es b-e-h-e-b-e-n, er sagt das beinahe schon drohend, so, dass
es den Patienten spürbar einschüchtert, alles, was sich da
jetzt hätte heben können, zieht sich geradezu in sich
zusammen, in die Stille hinein fragt Dr. Dörik,
was ist, Herr Hoffmann, Sie wirken bedrückt, und Anselm
Hoffmann, der Träumer von Grube und Stablampe, sagt gedehnt,
jaaaaahh, war es wieder dieser Traum, fragt Dörik, ja, sagt der
Daliegende, wieder mit einer leichten Abwandlung, fragt der
Analytiker, ja, nun, was ist es diesmal, die Arbeit, sagt Anselm
Hoffmann, Dörik schweigt, er schweigt oft, je länger er
schweigt, desto mehr erzählen die Patienten, desto eher ist die
Stunde vorbei, diese Geschichten aus dem Berufsleben im Allgemeinen
und in diesem speziellen Fall aus der Werbung im Besonderen öden
ihn an, dieser Hoffmann ist ein Narr, der in allen Menschen Narren
sehen muss, nur um sich nicht allein zu fühlen, er schreibt
Werbetexte, macht Reklame, weckt Gelüste auf Dinge, die Menschen
gar nicht brauchen, und das alles stets unter großem Druck,
alles bekommt immer diesen Ruch von Wichtigkeit, als ob das von
Belang sei, wurden sie, fragt er Hoffmann, wieder gedemütigt,
ach, es ist so niederschmetternd, sagt Hoffmann und beginnt mit einem
Lamento, das von der Hackordnung in der Werbewelt, von großen
und kleinen Fischen handelt, von Ideen, die keine Chance haben, weil
sie von den falschen Menschen eingebracht werden, zum Beispiel von
ihm, da hatten wir, sagt er, neulich dieses Kreativmeeting, es ging
dabei um einen Pitch, was, unterbricht ihn Dörik, ist noch
einmal genau ein Pitch, ein Pitch ist der Kampf um einen Etat,
mehrere Agenturen präsentieren ihre Ideen und die schlechteste
wird genommen, ah, so
ist das, fahren Sie fort, sagt Dörik und Hoffmann erzählt
von der Suche nach Ideen für diesen neuen Supertreibstoff und
diesen neuen Supermotor, diese neue Supertechnologie, die den
Weltmarkt revolutionieren soll, und ich, sagt er, werfe ein, hey, wir
könnten in Fernsehspots sagen, das neue Super gibt‘s im
Supermarkt, ich hatte mir sogar schon einen akustischen Reminder
ausgedacht, was meinen Sie mit einem akustischen
Reminder , fragt
Dörik, na, ein Signal, an das sich Zuschauer und Zuhörer
erinnern, Daddadaaadaddaa ,
der Anfang von Beethovens Fünfter, das Martins Horn, irgendwas
in der Art, und was für einen Reminder hatten Sie sich ausgedacht, fragt Dörik, den Startschuss einer
Pistole, Peng ,
sagt Hoffmann, wie bei einem Rennen, verstehen Sie, Peng ,
als sei er noch in seinem Kreativmeeting, ein Startschuss, Peng ,
für den Treibstoff, wir hätten sagen können, das geht
ab wie eine Rakete,

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