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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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seine Verzweiflung, jede Woche in
der Kirche vor oft leeren Bänken predigen, das ließ ihn
wanken, es zermürbten ihn die einsamen Stunden im Beichtstuhl,
den nur noch älteste Gemeindemitglieder nutzten, und die
jüngsten, die er noch zwingen konnte, Kinder, wenn ihr nicht zur
Beichte kommt, wird das eurer Religionsnote nicht frommen, aber
selbst das war nur ein schwaches Druckmittel, seine Ministranten,
auch das musste er sich eingestehen, mochten das Schauspiel, aber ob
sie an Gott glaubten, würde er glattweg vor sich selbst verneint
haben, wenn er ehrlich zu sich gewesen wäre, aber er drückte
sich vor der Wahrheit, wo er nur konnte, dumpf ahnte er, dass er die
Schäfchen seiner Gemeinde kaum mehr erreichte, dass er ihnen im
Grunde nichts zu sagen hatte, dass all die Worte aus der Bibel nur
auf dem Weg und den Steinen, nicht aber auf dem Acker landeten, die
Ernte ging nicht auf, und selber beichtend musste er feststellen,
dass viele seiner Glaubensbrüder ebenfalls zweifelten, im
Grunde, das wusste er, war es immer schon so gewesen, bei ihm, bei
den anderen, seit den einsamen Stunden des Theologiestudiums,
verdrängt hatte er es nur und gestöhnt, als ihm das nun
alles klar geworden war, beim matten Schein der Leselampe über
die Sprüche Salomons gebeugt, da war, wie ein Engel Gottes,
Agnes zur Stelle gewesen und hatte ihm die Hand auf die Schulter
gelegt, tröstend, mitfühlend, und er, einige Seiten
weiterblätternd, hatte diese Hand ergriffen, geküsst und
laut begonnen zu schluchzen, Agnes aber hatte gar nichts gesagt, sie
hatte einfach nur die Hand gehalten und ihm mit der anderen über
den Kopf gestrichen, mit einem Ruck hatte sich Pater Abbond von ihr
losgemacht, war abrupt aufgestanden und hatte sich bei ihr bedankt,
danke, Agnes, ich brauche Sie heute Abend nicht mehr, sie hatte ihn
verstanden und war gegangen, genauso, wie sie Tage, Wochen später,
als sich dieser Vorfall in ähnlicher Weise wiederholte, dann
geblieben war und den heulenden Mann in die Arme genommen und wie ein
Kind beruhigt hatte, sie schätzen die Priesterschaft, als ob sie
ein leichtes Ding sei, sie glauben nicht, hatte er gejammert, sie
glauben nicht, und sie sind sich ihres Unglaubens so sicher, wie
können sie sich so sicher sein, hatte er gefragt, die Worte
weniger in die Leere des Raums, als in die tiefe Senke zwischen ihren
Brüsten hauchend, Agnes hatte darauf gar nichts gesagt,
gestreichelt hatte sie ihn, über die Haare waren ihr Hände
geglitten, dann hatte es wieder einige Wochen gedauert, aber schon
weniger lang, bis der Pater meinte, dass es mal wieder Zeit für
seine Quartalsverzweiflung sei, die er nun schon beinahe stürmisch
nutzte, Schutz an ihrem Busen zu suchen, und Agnes hatte sich dieser
Suche nach Erlösung nicht zu erwehren gewusst, in der Folge war
diese Sucht nach Geborgenheit durch eine unverhohlene Lüsternheit
in ihrer Bedürftigkeit verwässert worden, gekommen war es,
wie es nach alldem ja hatte kommen müssen, brünstig
gebrüllt hatte er zuletzt, im Befehlston, küsse mich mit
dem Kusse deines Mundes, im Bett waren sie gelandet, sie, Agnes und
er, der Pfarrer, die Madonna anrufend, Heilige Maria, Mutter Gottes,
die du gebenedeit bist unter den Weibern, dies und anderes
rezitierend, deine Brüste sind lieblicher als der Wein, so hatte
er sich ihr hingegeben, der Sünde, dem Teufel, oh du Schönste
unter den Weibern, kennst du dich nicht, und Buße hatten sie
dafür tun müssen, die nächsten Tage, so wie immer alle
Tage, wenn sich dieses schändliche Treiben wiederholte, denn es
wiederholte sich, und nicht selten, zur unschönen Regelmäßigkeit
wurde es und sie beide zu einem dieser Fälle, von denen man fast
täglich in der Zeitung lesen konnte, wenn anderswo ein anderer
Priester mit einer anderen Haushälterin ins Gerede gekommen war,
dann wuchs ihre Angst, es könne ihnen ebenso ergehen, entdeckt
werden, doch was taten sie schon Schlimmes, was war denn ihr Fehler
gegen die Fehler anderer Priester, die sich vergingen an ..., nun, an
Gott, bei denen, das dachte Agnes, und sie glaubte zu wissen, dass
Abbond das auch dachte, waren doch alle Dämme gebrochen, die
kannten doch keine echte Reue mehr, so wie er, aber wenn sie länger
darüber grübelte, war ihr doch, als ob es auch Abbond
inzwischen an aufrichtiger Reue fehlte, denn, hatte er sich anfangs
noch reuig gezeigt, erteilte er ihnen beiden doch nun immer hurtiger
Absolution, meist dann, wenn sich am Horizont seiner Verführbarkeit
der

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