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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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panisch.
    »Wer bewegt sich?«
    Pause.
    »Professor, haben Sie das gesagt?«, fragte Iwan, obwohl er wusste, dass dem nicht so war. Die Stimme, die da gesprochen hatte, kannte er nicht. Sie hatte einen ganz eigentümlichen, weichen Klang.
    »Natürlich nicht«, entrüstete sich der Professor.
    »Mischa, du?«
    »Nö.«
    »Mich musst du auch noch fragen«, spöttelte der Oberführer von gegenüber. »Hundertpro, dass hier noch jemand im Raum ist außer uns drei … Verzeihung, Professor … außer uns vier Idioten. He, Unbekannter! Sag was!«
    Schweigen. Das Geräusch tropfenden Wassers.
    »Ich möchte, verdammt noch mal, wissen, wer hier noch ist!« Dem Oberführer riss allmählich die Geduld. »Antworte gefälligst!«
    Schweigen.
    »Nun sag schon was«, flötete der Oberführer plötzlich mit einer Gänsehautstimme, die nichts Gutes verhieß. »Ich bin ja wirklich der friedlichste Mensch auf der Welt, aber wenn man mich reizt, kann ich auch ganz anders. Also: Wer ist hier noch?«
    »Ich«, sagte jemand in der Dunkelheit.
    Die Stimme kam aus einer Zelle, die sich näher am Ausgang befand. Als die Kerze brannte, hatte Iwan ihren Insassen nicht bemerkt.
    »Wer ich? Wie heißt du?«, bohrte der Oberführer nach.
    »Jura«, antwortete der Fremde. »Manche nennen mich auch Nelson.«
    »Wie der britische Admiral?«, fragte der Oberführer.
    »Äh … Nicht ganz.«
    »Ich hätte da noch ein paar andere Vorschläge«, warf Wodjanik ein. »Aber ich glaube nicht, dass sie unserem Freund gefallen würden.«
    »Von welcher Station bist du?« Der Oberführer setzte das Verhör unerbittlich fort.
    »Von der Technoloschka .«
    »Ach nein! Dann bist du ja einer von den Masuten? Und wie bist du hierhergeraten?«
    »Aus Dummheit.«
    »Na ja, dass es nicht gerade ein Geniestreich ist, sich hier einsperren zu lassen, ist ja wohl klar«, seufzte der Oberführer. »Nicht wahr, Prof?«
    Wodjanik schwieg beleidigt in die Finsternis.
    »Keine Angst, Junge«, sagte der Oberführer. »Wir holen dich hier raus. Apropos … Hat irgendjemand eine Idee, wie wir uns von hier absetzen könnten?«
    Eine zündende Idee wollte sich nicht einstellen. Nicht nach der vierten Mahlzeit (zwei Tage, rechnete Iwan), nicht nach der fünften und auch nicht nach der sechsten.
    Mit seinem unverkennbaren schlurfenden Gang brachte ihnen der Gefängniswärter regelmäßig ihr Essen. Es gab nicht immer Schnecken, manchmal auch Pilze oder eine völlig geschmacksneutrale gekochte Grütze. Die Stunde der Entscheidung rückte näher, und ihnen war immer noch nichts eingefallen. Was konnte man gegen die Blinden ausrichten – in völliger Dunkelheit? Was konnte man überhaupt unternehmen?
    »Professor, ich wollte ja eigentlich nichts sagen«, jammerte Kusnezow. »Aber ich sehe schon seit einiger Zeit Lichter und höre Stimmen. Als würde jemand mit mir sprechen. Ich glaube aber, dass ich mir das nur einbilde. Was ist nur los mit mir?«
    »Das ist ganz normal«, antwortete der Professor. »Das sind die Folgen der sensorischen Deprivation.«
    »Die Folgen von was , bitte?«, versetzte Iwan.
    »Wissen Sie noch, was uns den Sieg über die Wosstanija gebracht hat?«
    Iwan kratzte sich am Kinn.
    Ein eigenartiges Gefühl. Abermals fuhr sich Iwan mit den Fingern übers Kinn. Die Bartstoppeln knirschten. Es kam ihm so vor, als wäre sein Unterkiefer gewachsen und jetzt mindestens eineinhalb Meter lang. Dann wiederholte er dieselbe Bewegung mit der anderen Hand. Krass. Jetzt war sein Kinn auf Walnussgröße zusammengeschrumpft. Und nicht nur sein Kinn. Sein ganzer Körper fühlte sich auf einmal winzig an, als säße er in einer kleinen Schachtel.
    »Wissen Sie noch?«, wiederholte der Professor.
    »Sie meinen das Gas? Dieses violette Zeug, das wir hergestellt haben. Sie hatten doch selbst von diesem amerikanischen Projekt erzählt. Wie hieß das gleich wieder?«
    » MK ULTRA «, antwortete der Professor und seufzte. Iwan hatte den Eindruck, dass dieser Seufzer sich materialisierte, durch den Raum flog und wie ein Ball sanft gegen die Wände prallte. »Und wir sind jetzt Objekte dieses Projekts.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Iwan.
    »Halluzinogene und ihre militärische Anwendung – das war ein Punkt des Programms MK ULTRA . Ein anderer Punkt war die sensorische Deprivation, eine Erfindung von Dr. Cameron, der den ganzen Zirkus geleitet hat.«
    »Und was ist das?«
    »Es handelt sich um eine subtile Foltermethode. Selbst extrem standhafte Menschen, die man mit

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