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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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konventionellen Foltermethoden höchstens umbringen hätte können, wurden damit gebrochen. Die Folteropfer leiden unter Halluzinationen, verheerenden Kopfschmerzen und Magenkrämpfen. Sie bekommen Depressionen, können sich nicht mehr konzentrieren und so fort. Und das alles ohne Anwendung physischer Gewalt.«
    »Und worauf beruht diese … Deprivation?«
    »Auf dem Entzug von sämtlichen Sinneseindrücken. Zu diesem Zweck verfrachtete man die Probanden in Salzwasser, das exakt auf Körpertemperatur erwärmt war, setzte ihnen Kopfhörer auf und verband ihnen die Augen. In einer solchen Situation tritt ein sensorischer Mangel auf. Der Mensch spürt seine Arme und Beine nicht mehr und seine Sinnesorgane empfangen keinerlei Reize. Nach einigen Tagen kannst du mit einem solchen Menschen machen, was du willst. Manche Patienten hat Dr. Cameron bis zu einem halben Jahr diesem Zustand ausgesetzt.«
    »Was für ein Sadist«, kommentierte der Oberführer.
    »Allerdings. Sadismus ist ein Charakterzug, ohne den ein richtiger Wissenschaftler nicht auskommt.«
    »Das bedeutet also, dass man versucht, unseren Willen zu brechen?«, fragte Iwan.
    Iwan konnte buchstäblich sehen, wie Wodjanik mit dem Kopf auf und ab wackelte. Ein lustiger, kleiner Spielzeugprofessor, zusammengesetzt wie eine Ringpyramide, mit ausgemaltem Gesicht und Plastiknase. Und er nickte und nickte und nickte …
    Iwan schüttelte sich, um das Bild loszuwerden. Es ging also schon los mit den Halluzinationen.
    »Ich denke, wir befinden uns gerade im Stadium der Vorbehandlung«, sagte Wodjanik.
    Die Dunkelheit, die Iwan umgab, nahm bunte Farben an und begann zu pulsieren. Ihm wurde schlecht. Verdammt.
    Iwan reckte den Kopf und schnappte nach Luft. Der Lichtentzug raubte ihm den Atem.
    »Wissen Sie was, Professor?«, sagte die Stimme des Oberführers, die von irgendwoher aus der gekrümmten, gelbroten Dunkelheit herüberdrang. »Ich glaube, Sie haben recht. Seit der letzten Mahlzeit bin ich auf einem Trip, als hätte ich Magic Mushrooms eingeworfen.«
    Der Klang seiner Stimme war länglich und hatte einen grünlichen Touch. Die einzelnen Buchstaben waren warm und wie aus buntem Schaumstoff ausgeschnitten. Sie flogen auf Iwan zu, prallten sanft gegen seine Stirn und stoben dann in sämtliche Richtungen davon. Puff, puff, puff.
    »Verflucht«, sagte Iwan. »Was geht hier eigentlich vor?«
    Puff.
    »Nichts, Wanja.«
    Die Worte des Professors schwebten träge herüber, mit hypnotischen Pausen, als würden sie irgendwo hängen bleiben. Buchstaben aus Kunststoff mit Edelstahlkanten. Iwan konnte die Nietenköpfe an ihren Seiten förmlich sehen. Und den weißen, matten Kunststoff. Nein, jetzt war es Kunstleder.
    Nein, weißes Naturleder. Mit einem Reliefmuster.
    Einer der Buchstaben, ein »K«, flog auf Iwan zu und schob ihn gegen die Wand. Dann federte er zurück und entfernte sich wieder.
    »Wenn das in dem Tempo weitergeht, laufe ich bald die Wände hoch«, prophezeite Iwan erschrocken.
    »Es gibt durchaus Gegenmaßnahmen«, sagte der Professor.
    »Und die wären?«
    »Erstens: Wir müssen miteinander sprechen. Auf diese Weise beschäftigen wir unser Gehör. Soll ich mal einen Witz erzählen?«
    »Ähm … Lieber nicht. Was weiter?« Iwan wedelte besorgt mit der Hand.
    Wenn ich über einen Witz des Professors lache, ist alles zu spät, dachte er. Dann weiß ich hundertprozentig, dass ich verrückt geworden bin.
    »Zweitens«, fuhr der Professor beleidigt fort, »ihr habt doch die Hände frei, nicht wahr?«
    »Sollen wir uns einen runterholen, oder wie?«, fragte der Oberführer ohne jede Ironie. »Onanie ist nicht von der Hand zu weisen, habe ich recht, Prof?«
    Die Entrüstung des Professors wuchs und ähnelte nun einem Elefanten. Iwan sah deutlich die graue, faltige Haut vor sich. Wenn so ein Dickhäuter auf dich drauftritt, bist du platt, dachte er.
    »Sogar jetzt denken Sie nur an das eine!«
    Der Elefant begann zu brüllen. Iwan wunderte sich. Der Elefant war nun der Professor.
    »Mein Schädel brummt«, warf plötzlich Kusnezow ein. »Wenn ihr redet, fühlt sich das für mich an, als würde mir jemand einen Bohrer in die Schläfe treiben.«
    »Das ist ganz normal«, beruhigte ihn der Elefant und wedelte mit dem Rüssel.
    »Was ist denn nun mit unseren Händen?«, erkundigte sich Iwan.
    Seine Stimme klang wie von ferne. Teilnahmslos und fremd. Sein Körper wuchs und schrumpfte abwechselnd. Stimmen verschwammen.
    »Ich weiß ja nicht, wie gewisse junge Herrschaften

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