Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
davon ausgegangen, dass Sie in Sicherheit sind und längst friedlich an der Wassileostrowskaja sitzen. Und so ist es doch auch, oder? Ich bilde mir das hier alles nur ein.« Das Reden verscheuchte ein wenig die Beklemmung. »Nun sagen Sie schon, Prof. Sind Sie an der Wassileostrowskaja ?«
    »Nein«, erwiderte der Professor aus der Finsternis. »Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich sitze in einer Zelle. Genau wie Sie offenbar auch. Tut mir leid, Wanja. Wie sind Sie hierhergeraten?«
    Ich bin also doch nicht verrückt, dachte Iwan.
    Verflucht. Dann ist alles noch viel schlimmer.
    Wodjaniks Geschichte erwies sich als ebenso abstrus wie die von Kusnezow. Auf der Flucht vor dem jungen Milizionär hatte sich der Professor in einen schmalen Seitenschacht abgesetzt. Erstaunlicherweise war er sich völlig sicher gewesen, dass er im Labyrinth der Tunnel den richtigen Weg finden würde. Er hatte eine Taschenlampe, eine Karte, Wasser und Verpflegung dabeigehabt.
    Während Wodjanik erzählte, fasste sich Iwan immer wieder an den Kopf. Wie konnte der erfahrene Professor nur die gleichen Fehler machen wie der Frischling Kusnezow?
    Natürlich war alles so gekommen, wie es kommen musste. Der Professor folgte dem Seitenschacht, bog an der falschen Stelle ab, traf auf eine Gruppe von Blinden (das kam Iwan irgendwie bekannt vor), unterhielt sich über alles Mögliche mit ihnen (sie waren sehr gebildete Leute), ließ sich von ihnen zu einer Stärkung einladen, trank ein wenig Wasser und schlief kurz darauf ein.
    Als er wieder aufwachte, saß er in einer Zelle.
    Verdächtig viele Zufälle, dachte Iwan. Zuerst läuft mir in Neuvenedig der Oberführer über den Weg, dann taucht dort plötzlich Mischa auf, und jetzt treffe ich auch noch den Professor. Als würde uns eine unsichtbare Kraft zusammenführen.
    Was soll man davon halten? Ein Wink des Schicksals?
    In der Dunkelheit hörte er auf einmal ein lautes Stöhnen.
    »Kusnezow!«, rief Iwan. »Hörst du mich? Antworte, wenn du da bist!«
    Schweigen.
    »Ist der etwa auch mit Ihnen unterwegs?«, erkundigte sich Wodjanik überrascht. »Wirklich ein bemerkenswert hartnäckiger junger Mann. Das muss man ihm lassen.«
    »Dummheit ist ansteckend«, nölte eine Stimme aus der Finsternis. Es war die Stimme des Oberführers. »Ich wollte eigentlich nur einen Spaziergang machen. Das habe ich jetzt davon.«
    »Hallo, Ober«, sagte Iwan. »Ist Kusnezow bei dir?«
    Pause. Ein Rascheln in der Dunkelheit.
    »Nö«, erwiderte der Oberführer schließlich. »Ich habe hier ein Einzelzimmer.«
    »Kusnezow!«, rief Iwan abermals ohne große Hoffnung.
    Niemand antwortete. Ob sie ihn getötet hatten?
    Ach, Mischa, wärst du mal besser in Neuvenedig geblieben. Lieber versklavt und am Leben als frei und mausetot.
    »Wo sind wir überhaupt?«, fragte Iwan. »Was ist das für eine Station hier, Professor?«
    »Nach allem, was ich von unserem Gefängniswärter gehört habe, handelt es sich um die Station Prospekt Prosweschtschenija «, erklärte der Professor. »Im Volksmund auch Proswet genannt. Hier leben ausschließlich Blinde. Eine ganze Siedlung von Blinden, verstehen Sie? Nun, vermutlich wissen Sie ohnehin Bescheid. Sie hatten gewiss auch eine denkwürdige Begegnung mit ihnen, nicht wahr? Also bei mir war es jedenfalls so.«
    »Ganz recht«, bestätigte Iwan. »Aber was wollen die von uns?«
    Der Professor kam nicht mehr dazu, zu antworten.
    »Oh mein Gott, mein Kopf … Was ist passiert?«, jammerte eine junge, verschüchterte Stimme. »Wieso sehe ich nichts?«
    Kusnezow. Na also.
    »Guten Tag, Michail«, sagte die Stimme des Professors. »Nicht dass ich sonderlich begeistert darüber wäre, Sie hier anzutreffen, aber …«
    »Professor? Sie? Warum kann ich Sie nicht sehen? Was ist mit meinen Augen passiert?«
    »Keine Panik, Mischa«, beschwichtigte Iwan. »Hier ist es einfach nur stockfinster. Mit deinen Augen ist alles in Ordnung.«
    »Tatsächlich, ein Glück«, sagte der unsichtbare Kusnezow. »Jetzt sehe ich Leute in weißen Gewändern.«
    »Wa-as?!«
    Iwan schaute nach rechts und kniff die Augen zusammen. Verdammt! Selbst das schwache Licht blendete und ließ die Augen tränen. Der Oberführer fluchte leise.
    Doch was war das für eine Wohltat, endlich wieder etwas sehen zu können! Ein unvergleichliches Glücksgefühl. Iwan atmete auf, als wäre mit dem Licht auch frische Luft in den Raum gelangt.
    Im Schein einer Kerze erkannte der Digger zwei Reihen von Zellen. Im Gang dazwischen näherte sich

Weitere Kostenlose Bücher