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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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du sagst«, warnte er. »Oder willst du eine aufs Maul?«
    Schweigen.
    »Jegor?!«
    »Jaja«, entgegnete Gladyschew gedehnt. Sein aufgedunsenes, zerfurchtes Gesicht wirkte in diesem Augenblick erstaunlich ruhig. »Du bist zwar Kommandeur, aber geh mir nicht auf den Sack, okay? Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, warum Wanja aus dem Jenseits zurückgekehrt ist? Wegen dir!«
    »Wegen dir etwa nicht?«
    »Wegen mir auch, natürlich«, pflichtete der alte Digger grinsend bei und bleckte die verfaulten Zahnstumpen. »Weil Blut an meinen Händen klebt. Viel Blut. Aber du hast ihn getötet. Denkst du, ich wüsste das nicht? Du bist ihm hinterhergerannt wie ein Weib. Du bist ihm in den Arsch gekrochen. Und dann, als er beschlossen hatte, zu heiraten, hast du ihn umgelegt. Und jetzt befummelst du seine Sachen wie irgend so ein Weib. Und das bist du ja auch: ein Weib. Aber jetzt ist er wieder da, verstehst du? Na, wie gefällt dir das? Hast du die Hosen voll?«
    Sasonow traute seinen Ohren nicht.
    »Jegor, bist du besoffen? Wie sprichst du eigentlich mit mir?«
    »So, wie es mir passt.«
    Sasonow packte den alten Digger am Kragen seiner speckigen Jacke und zog ihn zu sich heran.
    »Ich bin dein Kommandeur, kapiert?!«
    Gladyschew fletschte die Zähne.
    »Ein Dreck bist du. Ich hatte zwei Kommandeure. Kossolapy und Iwan. Einen dritten wird es nicht geben.«
    »Und ich?«
    Sasonow war so entgeistert, dass er sogar seinen Zorn fast vergaß. Was erlaubte sich dieser lächerliche Trottel?
    »Und du? Du bist der Teufel, Wadim«, sagte Gladyschew ernst. »Ein Satan. Nimm die Pfoten weg, sonst breche ich dir jeden Finger einzeln.«
    Er riss sich los, drehte sich um und ging in den Tunnel. In den linken, wie ihm befohlen worden war. Der neue Kommandeur der Digger pumpte sich auf.
    »Bleib stehen, Jegor, oder ich schieße!«
    Gladyschew blieb stehen und blickte sich um.
    »Leck mich am Arsch!«, blaffte er und ging ungerührt weiter.
    Plötzlich hatte Sasonow seinen Python in der Hand. So schnell, dass es ihn beinahe selbst überraschte. Die Kühle des Metalls fühlte sich vertraut an.
    Er hob langsam den Arm und zielte. Kimme und Korn schwenkten über die gebeugte Gestalt des alten Diggers.
    Schieß schon, sagte Sasonow zu sich selbst. Sonst verschwindet Gladyschew aus der beleuchteten Zone. Und was dann?
    Der Kommandeur zielte weiter und legte den Finger an den Abzug. Dieser Revolver war wie für ihn gemacht.
    Na los, schieß schon!
    Im nächsten Augenblick verschwand Gladyschews Rücken in der Dunkelheit.
    Sasonow ließ den Revolver sinken und grinste.
    Nein. Zuerst ist Iwan an der Reihe. Um Gladyschew kann ich mich auch später kümmern.
    »Wozu brauchst du mein Messer, Ramil? Na, sag schon, Freundchen, wozu?«
    Der Oberführer ging auf den Leibwächter los. Die Klinge seines Messers blitzte mal in seiner Linken und mal in seiner Rechten auf, mal schnellte sie nach vorn, mal verschwand sie unter seinem Handgelenk.
    Ramil wartete und rührte sich nicht. Sein Gesichtsausdruck blieb ruhig.
    »Ich kann ja noch verstehen, dass du mir die Fingernägel ausgerissen hast, aber warum hast du mein Messer gestohlen?«
    Ramil schwieg stoisch.
    Der Oberführer bewegte sich fast tänzelnd über den Boden und setzte aus einer geschmeidigen Bewegung heraus die erste ernsthafte Attacke. Er hatte ein schlichtes, chinesisches Viking-Messer aus grauem Stahl, mit einer Riffelung auf der Rückseite der Klinge. Im letzten Moment reagierte Ramil. Die Klingen kreuzten sich und trennten sich wieder.
    Der Oberführer sprang zurück und ging in die Hocke. Funkelndes Metall. Er blinzelte.
    Ramil starrte ihn an wie ein steinerner Götze.
    Über der linken Augenbraue des Oberführers leuchtete ein schmaler roter Schnitt. Blut quoll hervor, ein Tropfen löste sich und rann in seine Augenbraue. Der Skinhead fasste sich an die Stirn und befühlte den Schnitt. Überrascht betrachtete er seinen blutigen Finger. Dann hob er den Blick auf den Leibwächter.
    Ramil zuckte mit den Schultern.
    »Nicht schlecht«, sagte der Oberführer anerkennend.
    Mit einer raschen Bewegung verschmierte er das Blut auf seiner Stirn. Jetzt sah er aus wie ein Indianer mit Kriegsbemalung.
    Er fasste das Messer mit der Linken und preschte vor. Ramil trat ihm entschlossen entgegen. Abermals prallten die Klingen aufeinander. Dann machte der Leibwächter einen Ausfallschritt und stach zu. Der Oberführer wich aus und sprang zurück. Pause. Seine linke Schulter hatte einen kleinen Kratzer

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