Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

abbekommen.
    Um die beiden Kampfhähne herum bildete sich eine Menschentraube, aus der sensationslüsternes Gemurmel drang. Es war nur eine Frage der Zeit, wann eine Patrouille auftauchen würde.
    Der Oberführer begann plötzlich zu lachen.
    »Bestimmt hat Achmet mein Messer, stimmt’s? Du hast es für ihn geklaut, oder? Wie lebt es sich denn so als Kindermädchen, Ramil?«
    Die Miene des Leibwächters verfinsterte sich. Seine Wangen pulsierten.
    »Geht dich nichts an«, versetzte er gallig.
    Es war das erst Mal, dass er während des Kampfes überhaupt etwas gesagt hatte, und der Oberführer wusste sofort, dass seine Provokation ins Schwarze getroffen hatte.
    Jetzt muss ich ihn fertigmachen, dachte er, sonst macht er Hackfleisch aus mir.
    »Wie oft wechselst du Achmet die Windeln, hm?«
    Der Leibwächter schnaubte vor Wut.
    »Und Frauen besorgst du auch nur für ihn, was?«, spottete der Skinhead weiter. »Ich sehe schon, du tust wirklich alles für ihn, Ramil. Und die Fingernägel hast du mir auch nur ausgerissen, um ihm zu gefallen, nicht wahr? Oder doch zu deinem eigenen Vergnügen? Na, sag schon. Enttäusch mich nicht.«
    »Ich werde dich töten«, drohte Ramil. »Dein Spiel ist aus.«
    Erneut gingen die beiden Kontrahenten aufeinander los. Arme fuchtelten, Messer klirrten. Plötzlich sank Ramil auf die Knie – die Beine trugen den mächtigen Körper nicht mehr. Er versuchte noch einmal aufzustehen, dann fiel er rücklings auf den Boden.
    Der Skinhead richtete sich auf. Die Klinge in seiner Hand war blutüberströmt.
    »Und krepieren wirst du auch für ihn, nicht wahr, Ramil?«, sagte er zu dem Sterbenden, drehte sich um und sprang aufs Gleis hinunter. Der Kampf war zu Ende. Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    Ein Schuss.
    Der Skinhead blieb kurz stehen und hob den Kopf. Der Knall kam aus der Richtung, wo sie Orlow zurückgelassen hatten. Die Menge oben auf dem Bahnsteig raunte.
    Und wieder im Tunnel. Die Geschichte wiederholt sich.
    Iwan, dachte Sasonow. Iwan, Diwan, Dummwan. Da bist du ja endlich.
    Er hob seinen Python und zielte.
    Ein Duell macht eigentlich mehr Spaß. Aber da es sich hier um unseren guten alten Freund Iwan handelt, sollten wir vielleicht besser kein Risiko eingehen. Obwohl … Warum eigentlich nicht?
    Sasonow grinste, ließ den Revolver sinken und steckte ihn ins Gürtelhalfter.
    Für Dummwan lohnt sich das Risiko.
    Er nahm die Lampe in die rechte Hand, streckte den Arm weit zur Seite und nahm die Verfolgung auf.
    Wenn Iwan auf das Licht schießt, wird er sein blaues Wunder erleben. Ich schieße schneller als er.
    Wenn ich nur wüsste, wo Sasonow steckt. Der Kerl schießt schneller als ich. Was für ein unsägliches Katz-und-Maus-Spiel.
    Iwan schüttelte den Kopf und leuchtete mit der Lampe die Wand aus.
    Im Lichtkreis erschienen Tunnelsegmente und rostige Kabelhalterungen. Alle leer. Aus diesem Tunnel hatte man alles Verwertbare längst herausgeholt. Kabel konnte man immer brauchen, sogar die Ratten waren durchnummeriert. Doch selbst in dieser ausgeschlachteten Röhre zwischen Newski prospekt und Sennaja ploschtschad verschwanden hin und wieder Leute.
    Das wird mir wohl eher nicht blühen, dachte Iwan schmunzelnd, schulterte den »Bastard«, den ihm Schakilow gegeben hatte, und setzte seinen Weg in flottem Marschtempo fort.
    Seit der Trupp der Admiralzen den Newski prospekt erreicht hatte, waren zwei Minuten vergangen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie auch hier im Tunnel auftauchten.
    Aber bis dahin sind wir hoffentlich schon an der Sennaja , dachte Iwan. So Gott will.
    Er schaltete seine Lampe aus und schaute zurück, um zu kontrollieren, ob ihn jemand verfolgte.
    Er blinzelte.
    In der Ferne brannte ein Licht.
    Entweder war das ein einsamer Passant, der friedlich zum Markt ging, oder …
    Iwan nahm das Gewehr von der Schulter.
    Oder es war Sasonow.
    Das Licht vor ihm erlosch.
    So, so, Dummwan.
    Hast du Schiss?
    Auf das Licht wirst du ja doch nicht schießen.
    Sasonow grinste.
    Denn du weißt ja nicht, wer da hinter dir herläuft. Und einen Unbeteiligten zu erschießen ist nicht dein Stil.
    Sasonow beschleunigte seinen Schritt.
    Ich weiß noch genau, wie du dich verhalten hast, als ich als Neuer zu Kossolapys Einheit kam. Du warst nicht wie die anderen, hast mich ernst genommen, dich nicht über mich lustig gemacht. Du hast nicht auf mich herabgeschaut wie auf einen Volltrottel. Dabei war ich damals tatsächlich ein Dilettant, der nichts auf dem Kasten hatte.
    Du hast mich als