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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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sagst du?«
    »Der falsche Tunnel«, sagte Gladyschew und bleckte die Überreste seiner Zähne. »Komme ich jetzt in die Hölle?«
    Iwan schüttelte den Kopf. Nein. Gladyschew war ein Mörder und Fanatiker. Doch selbst Mördern und Fanatikern kann ein Funken Hoffnung nicht schaden.
    »Gut«, sagte der alte Digger und erstarrte.
    Sein flaches, von Falten zerfurchtes Gesicht erlosch.
    Iwan stand auf und blickte sich um. In der Ferne spukten die Lichter mehrerer Lampen durch die Finsternis. Die Patrouillen der Allianz würden nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Höchste Zeit, sich zur Sennaja abzusetzen.
    »Er hat sich abgesetzt«, sagte Memow und fuhr sich mit dem Finger über die Lippen. Sie waren trocken und aufgesprungen. Die Nerven. »Der Dreckskerl. Hat Orlow erschossen und sich aus dem Staub gemacht. Wo mag er jetzt stecken? An der Sadowaja-Sennaja ?«
    »Vermutlich.«
    Sasonow ging wieder zum Tisch mit den Elefanten. Memow hätte ihn am liebsten zurückgepfiffen.
    »Wir müssen herausfinden, was er vorhat.«
    »Ich glaube, dass er zur Waska will.«
    Memow nickte.
    »Wenn er dort ankommt, haben wir einen kleinen Bürgerkrieg am Hals. Die Bewohner der Wassileostrowskaja lechzen nach Unabhängigkeit. Ein von den Toten auferstandener Held käme ihnen da gerade recht.«
    »Stimmt«, pflichtete Sasonow bei.
    Der Digger nahm einen der Elefanten und ließ ihn albern durch die Luft hüpfen.
    Idiot, dachte der General gereizt.
    Sasonow ignorierte seinen zornigen Blick. Der Elefant hüpfte weiter.
    »Lass das Spielzeug in Ruhe und hör mir zu!«, bellte Memow.
    Sasonow salutierte ironisch und stellte den Elefanten auf den Tisch zurück.
    Memow trottete durch das Büro und blieb vor der Pinnwand stehen, die Iwan seinerzeit gesehen hatte: der Plan der Metro, die Allianz, das Imperium der Veganer, bunte Reißzwecken. Und eine düstere Zukunft.
    Dabei habe ich ihm doch die Wahrheit gesagt, dachte der General. Aber Iwan hat mir nicht geglaubt.
    Und wenn er mir doch noch glaubt, wird es zu spät sein.
    Der Krieg wartet nicht.
    »Wir sperren alle Stationen der Allianz und setzen Iwan mit einem Kopfgeld auf die Fahndungsliste. Wenn wir ihn als Kriegsverbrecher hinhängen, werden sogar die Arschlöcher vom Friedensrat nach ihm suchen. Das hat früher auch immer funktioniert. Hauptsache, Iwan kommt nicht zur Wassileostrowskaja durch. Ich habe angeordnet, die Bewachung der Station zu verstärken.«
    »Die Patrouillen werden nicht ausreichen«, sagte Sasonow.
    »Was meinst du damit?«
    Sasonow schüttelte lächelnd den Kopf.
    Worüber freut er sich eigentlich so?, fragte sich Memow verärgert. Vier Leichen an einem Tag, davon ein unbeteiligter Zivilist. Und er freut sich.
    »Er könnte auf einem anderen Weg zur Waska gelangen. Ich habe mit ihm zusammengearbeitet. Vergessen Sie das nicht, General. Iwan ist ein gewiefter Digger.«
    Memow verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte mit den Füßen auf und ab. Schließlich hob er den Kopf und schaute Sasonow streng an.
    »Was schlägst du vor?«
    Sasonow grinste triumphierend.
    »Los, los, vorwärts! Immer feste kurbeln!«, trieb der Hauptmann die Soldaten an.
    Der lange Kurbelgriff sauste auf und ab. Das riesige quadratische Stahltor setzte sich majestätisch in Bewegung und begann sich langsam, Millimeter für Millimeter, zu schließen.
    »Das muss schneller gehen, Fentschenko!«, rief der Hauptmann einem der Soldaten zu. »Stell dir vor, es droht eine Überflutung. Denkst du, das Wasser wartet auf dich? Ein bisschen flotter, wenn ich bitten darf! Hau ruck! Hau ruck! Das kennst du doch, oder? Trainierst du doch jede Nacht!«
    Die Soldaten lachten. Langsam und unerbittlich schwenkte das Stahltor ein, mit dem der Tunnel hermetisch abgeriegelt wurde.
    »Was soll das, junger Mann? Was ist denn hier los?«
    Eine Händlerin, die mit ihrem Mann und einer Ladung Stoffe auf dem Weg zur Wassileostrowskaja war, näherte sich aufgeregt dem Hauptmann.
    »Kein Durchgang«, beschied der »junge Mann«, der auch schon über vierzig war. »Gehen Sie zur Admiraltejskaja zurück, Madame. Hier wird dichtgemacht. Überflutungsgefahr, klar?«
    Der Hauptmann wandte sich wieder den Soldaten zu, die immer noch kurbelten, was das Zeug hielt. Der letzte Spalt im Tunnel schloss sich.
    »Wir werden die Leute an der Waska aushungern«, sagte er zu einem Sergeanten, und als ihm klar wurde, was das eigentlich bedeutete, fügte er nachdenklich hinzu: »Die spinnen doch, unsere Bosse. Was können denn

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