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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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die Kinder dafür?«
    Die Nachricht von der Abriegelung der Wassileostrowskaja erreichte Iwan am nächsten Tag. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Verschwörer an der Sennaja zusammen – in einem Gästeraum, den sie gemietet hatten. Die vorübergehende Unterkunft war nicht billig, aber dafür sicher.
    Der Stationsknoten Sadowaja – Sennaja – Spasskaja lieferte keine Verbrecher an die Allianz aus. Gegen eine gewisse Gebühr gab man Verbrechern sogar die Gelegenheit, einen Anruf zu tätigen.
    »Am Apparat.«
    »Was soll das bedeuten, General?«, fragte Iwan.
    »Ich hatte dich gebeten, Orlow nicht zu töten«, erwiderte Memow. Seine Stimme klang müde. »Warum hast du das getan?«
    »Was?«
    Iwan stutzte. So lief also der Hase.
    »Diesen Anruf hättest du dir sparen können, Iwan. Du bist jetzt ein Mörder und Terrorist. Und mit Mördern und Terroristen verhandeln wir nicht. Um ehrlich zu sein …« Der General überlegte kurz. »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Iwan.«
    »Ohne Nachschub von außen kann die Wassileostrowskaja ungefähr einen Monat durchhalten«, erläuterte der Professor. »Die Lebensmittelvorräte reichen für ein bis eineinhalb Monate, das ist der Standard. Es gibt einen Notvorrat an Konserven für den Fall einer Tunnelüberflutung. Karbid und Trockenspiritus für die Lampen und zum Kochen dürften auch für eine Weile reichen. Allerdings ist schwer abzuschätzen, inwieweit diese Vorräte während des Kriegs mit der Wosstanija bereits angegriffen wurden. Ansonsten? Trinkwasser ist vorhanden – in großen Tanks. Das Hauptproblem dürfte die Stromversorgung sein. Ohne elektrisches Licht gehen die Pflanzen in den Plantagen ein. Das bedeutet verminderte Lebensmittelrationen, Blutarmut, Skorbut. Jedenfalls eine äußerst kritische Situation.«
    »Tja«, seufzte der Oberführer und kratzte sich am Hinterkopf.
    Mischa starrte ratlos vor sich hin.
    Tanja, dachte Iwan.
    Tanja.
    Ich habe alles vermasselt.
    »Scheiße!«
    Iwan ballte die Fäuste und begann im Raum auf und ab zu tigern. Die anderen gingen vorsichtshalber auf Abstand zu ihm. Nach einer Weile blieb der Digger plötzlich stehen und schlug mit voller Wucht die Faust auf den Tisch. Die anderen fuhren zusammen.
    Iwans Fingerknochen brannten. Die Schmerzen waren heftig, doch sie hatten auch eine reinigende Wirkung. Wie ein Eimer kaltes Wasser. Der Kopf wurde plötzlich klarer.
    »Was ist, Iwan?«
    »Nichts, nichts«, murmelte er und setzte sich aufs Bett. »Alles in Ordnung.«
    Jammern hilft nichts, dachte er. Lass dir lieber was einfallen!
    Er legte sich hin und drehte das Gesicht zur Wand.
    Denk nach, Iwan. Denk nach! Die Wassileostrowskaja braucht Licht.
    Aber woher den Strom nehmen?
    Woher, verdammt noch mal, soll ich den Strom bekommen?
    Um Patronen zu sparen, waren Iwan und seine Begleiter in eine Billigabsteige an der Sadowaja umgezogen. Hier gab es keine richtigen Zimmer, sondern nur Schlafstellen, die durch beigefarbene Vorhänge voneinander abgetrennt waren. Erstaunlicherweise wurden diese Vorhänge sogar hin und wieder gewaschen.
    Iwan lag auf seinem Feldbett und studierte die Gewebestruktur der Vorhänge. Faden für Faden. Stunde um Stunde. Er stand nur auf, um seine Notdurft zu verrichten und Wasser zu trinken. Er aß fast nichts. Seine Freunde versuchten, ihn aus seiner Lethargie zu reißen, doch sie stießen jedes Mal auf eine Mauer des Schweigens.
    »Das Schicksal hat einen anderen Weg für dich vorgesehen.« Lachesis.
    »Wenn du es dir anders überlegst – und ich bin sicher, dass das früher oder später passieren wird …« Enigma.
    Ein Tag verging. Und ein weiterer.
    Am dritten Tag erschien Iwan frisch rasiert und sorgfältig angezogen zum Frühstück. Der Oberführer und Mischa sahen ihn entgeistert an. Der Professor verschluckte sich sogar an seinem Tee.
    »Ist Ihnen eine gute Idee gekommen, Wanja?«, fragte Wodjanik, nachdem er ausgehustet hatte.
    Iwan nickte.
    Die Chance ist minimal. Tendiert vielleicht gegen null. Aber es ist eine Chance.
    »Ich habe erst einmal Hunger«, sagte Iwan und schöpfte sich Suppe in den Teller. »Übrigens, Prof. Was wissen Sie über Atomkraftwerke?«

3. Teil · Radioactive Blues

    DRITTER TEIL
    RADIOACTIVE BLUES

Motto
    Seit Freitag klimper ich diesen Blues,
mal sauf ich, mal nicht, völlig abstrus.
Seit Jahren renn ich mit dem Kopf gegen die Wand,
sie schmeckt schon ganz salzig, wie meine Hand.
    Jeder Barmann weiß, wovon ich sing,
kaum gehst du vor die Tür, sind drei Tage hin.
Warum bin ich

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