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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Poch!
    »Pascha, ich bitte dich, musste das sein?« Iwan ließ die Kalaschnikow sinken und richtete sich auf. Das Adrenalin war ihm in den Kopf geschossen und er atmete schwer. Verdammt.
    »Du siehst vielleicht aus.« Pascha saß auf dem Boden und neben ihm stand das kleine Bierfass, ein bemerkenswert schönes Fass übrigens.
    Iwan sah es sich genauer an. Ein Fünf- oder Sechsliterfass aus weißem Steingut. Das Etikett war ausgeblichen, doch die Aufschrift konnte man noch erkennen: »Kölsch«. Deutsches Bier. Wo hatte Pascha das aufgetrieben? Zwanzig Jahre Lagerung – das war für Wein schon viel, aber für Bier …?
    »Wieso, wie sehe ich denn aus?«
    »Na ja, bräutigammäßig eben«, erwiderte Pascha. »Ich hab dich übrigens gesucht. Den ganzen Abend bin ich an der Station herumgelaufen und hab nach dir gefragt, aber niemand wusste, wo du steckst. Auch Sasonow nicht. Dabei warst du – dort.«
    Iwan zögerte. »Ich war an der Primorskaja «, sagte er schließlich.
    »Was, echt?!« Pascha schüttelte den Kopf und sah Iwan prüfend an. »Warst du etwa wegen eines Geschenks dort? Cool. Nun zeig schon her. Hast du was gefunden?«
    Ich habe so einiges gefunden, dachte Iwan. Ein Geschenk unter anderem.
    »Ja. Habe ich. Du siehst es ja ohnehin morgen. Nicht hier.«
    »Fiesling!« Pascha sprang auf. »Da macht man alles für ihn – und er ?!« Als Pascha wieder einfiel, was er getan hatte, verfinsterte sich seine Miene. »Mann … Vielleicht entscheidest du dich endlich mal, welche Frau du willst?!«
    »Ich habe mich längst entschieden«, entgegnete Iwan.
    »Das habe ich gesehen.«
    Iwans Wange zuckte. »Pascha, lassen wir das, mir geht’s auch so schon beschissen genug«, brummte er und besann sich: »Ach … Vergiss es.«
    »Jaja«, sagte Pascha gedehnt. »Wahnsinn. Ich an deiner Stelle würde Tanja auf Händen tragen. Was willst du denn mit dieser Katja? Bei dir ist doch alles im Lot, aber nein, der Herr muss mutwillig alles kaputt machen. Spinnst du jetzt komplett?«
    »Das Thema scheint dich ja sehr zu beschäftigen.«
    Pascha richtete sich auf. »Allerdings. Dir muss doch klar sein, dass du eine Kiste Patronen für eine Dose vergammeltes Fleisch hergibst.«
    »Pascha!«
    »Was Pascha?! Glaubst du, es macht mir Spaß, dabei zuzusehen, wie mein bester Freund sich sein Leben verpfuscht?«
    »Ich habe nichts mit Katja.«
    »Toll. Das habe ich gesehen, wie ihr beide nichts miteinander habt!«
    »Wir haben uns nur verabschiedet.« Iwan druckste ein wenig herum. »Wie auch immer, mach dir keinen Kopf deswegen.«
    Einige Sekunden lang musterte Pascha seinen Freund streng, dann seufzte er tief. »Zeigst du mir jetzt wenigstens das Geschenk?«
    Iwan schmunzelte. Er öffnete die Tasche und nahm das Objekt heraus, dessentwegen er die Expedition zur Primorskaja unternommen hatte. Vorsichtig nahm Pascha das Fundstück in Empfang.
    »Wow! Und nicht mal ausgetrocknet, oder?«
    »Nein«, bestätigte Iwan. »Gefällt’s dir?«
    »Obergeil«, schwärmte Pascha und betrachtete das Geschenk von allen Seiten. »Ohne Scheiß. Obergeil. Nimm sie wieder, nicht dass ich sie noch kaputt mache. Du kennst mich ja.«
    Das Geschenk wanderte in Iwans Hände zurück. Es handelte sich um eine Glaskugel, die mit farblosem Glycerin gefüllt war. Darin befand sich auf einer verschneiten Lichtung ein Häuschen mit rotem Dach und Kamin, umgeben von kleinen Tannen und einem Zaun. Iwan schüttelte das Kleinod, und schon begann es zu schneien. Die weißen Flocken rieselten auf das Dach des Häuschens und auf die Bäume herab.
    »Was meinst du, wird es ihr gefallen?«, fragte Iwan und blickte zu Pascha, der wie hypnotisiert auf die Kugel starrte.
    »Sei mir nicht böse, aber du kannst manchmal idiotische Fragen stellen. Das ist ein geniales Geschenk!«
    Ein Gittertor mit der Aufschrift WASSILEOSTROWSKAJA trennte den Wohnbereich der Station vom Wirtschaftsbereich. Die Lettern waren aus eloxiertem Aluminium und glänzten schwach.
    Iwan öffnete die Tür und nickte dem Wachmann zu, einem sechzehnjährigen, hoch aufgeschossenen Kerl. »Wie geht’s, Mischa?«
    »Danke gut, Chef.« Am Gürtel trug Kusnezow eine Makarow in einem abgewetzten Halfter. Die Pistole hatte er von seinem Vater geerbt. Dieser war bei der Metromiliz angestellt gewesen, als die Katastrophe passierte. »Nur herein.«
    Eigentlich war Iwan überhaupt nicht Kusnezows Vorgesetzter. Der Junge gehörte zur Stationsmiliz, während Iwan die Aufklärer befehligte. Die Milizionäre bildeten

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