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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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entstand eine peinliche Pause.
    Pascha musterte die beiden, dann fragte er: »Was ist denn mit deiner Visage passiert?«
    »Kannst du nicht anklopfen, Mensch?«, schimpfte Katja.
    Pascha winkte nur ab.
    Iwan legte sich die Hand auf die Stirn. Das tat weh. Seltsam, dabei hatte er doch die Gasmaske aufgehabt.
    »Eine Brandwunde.«
    »Was, echt?« Pascha sah ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, den Iwan nicht deuten konnte. »Und wie ist das passiert?«
    Die ganze Geschichte zu erzählen hätte zu lange gedauert.
    »Wie schon … Meine Karbidlampe ist hochgegangen«, antwortete Iwan wahrheitsgemäß.
    »Ach?!« Pascha schlug theatralisch die Hände zusammen. »Ist ja der Hammer. Hast du sie etwa geküsst? Deine Karbidlampe?«
    »Pascha!«, zischte Katja.
    »Was ›Pascha‹?«, giftete der Angesprochene zurück.
    Iwan wusste schon lange, dass die beiden sich nicht ausstehen konnten. Schon seit der Zeit, als er die Beziehung mit Katja anfing. Als er dann Tanja kennenlernte, beruhigte sich Pascha seltsamerweise. Eigentlich kannte Iwan Tanja schon lange, er hatte sie nur nie richtig wahrgenommen. Idiotisch. Erst damals, nach Kossolapys tragischem Tod …
    Lassen wir das.
    Iwan stand auf und begutachtete seine Rippenbandage. Der Verband war vergilbt, alt und mehrfach gewaschen. Recyclinggesellschaft, verdammt, oder wie hatte Professor Wodjanik das genannt? Außerdem hatte er erzählt, dass früher, Mitte des Jahrhunderts, in klösterlichen Krankenhäusern Verbandszeug mit alten Blut- und Eiterflecken aufbewahrt wurde, das vom vielen Waschen schon völlig durchlöchert war. Damit habe angeblich schon der Heilige Thomas oder weiß der Geier wer Verletzte verbunden. Das konnte man natürlich nicht wegwerfen. Schließlich hatten es die Hände eines Heiligen berührt, was ihm zweifellos wundersame Heilkraft verlieh …
    Wodjanik hatte aber auch gesagt, dass sich Heiligkeit offenbar schlechter überträgt als Mikroben.
    Sonst würden wir in der Metro alle schon mit einem Heiligenschein herumlaufen.
    Iwan ging zu dem großen, ramponierten Spiegel, der auf dem Tisch stand, und betrachtete sich. Der Bluterguss auf der Brust war nicht von schlechten Eltern. Der rote Brandstreifen auf der Stirn auch nicht. Iwan drehte den Kopf hin und her. Genau richtig für die morgige Feierlichkeit.
    Der Wortwechsel hinter seinem Rücken wurde unterdessen hitziger.
    »Zu deiner Information, Pascha küsst keine Karbidlampen«, ätzte Pascha. »Er hat nämlich – was?«
    »Was schon?«, fragte Katja gallig.
    »Eine LED-Lampe! Eine ehrliche Digger-LED und keine Karbid-Schlampe!«
    Katja versteinerte. Ihr Gesicht war blass und unbeschreiblich schön. Wie ein Double der Gorgone Medusa.
    »Pascha«, sagte Iwan gedehnt. »Bitte geh raus.«
    »Was habe ich …«
    »Geh.«
    Nachdem Pascha gegangen war, kehrte Iwan zum Feldbett zurück, zog die Hose aus, die er unter dem Schutzanzug getragen hatte, und zog die frische an. Er setzte sich auf das Feldbett, schlüpfte in das Hemd und begann es zuzuknöpfen. Katja hantierte mittlerweile wieder mit ihren Döschen und Fläschchen. Iwans Blick fiel auf ihren schönen, schlanken Nacken. Als er mit dem Hemd fertig war, stand er auf. Er hatte ein schummriges Gefühl im Kopf, wie bei einem leichten Rausch. Wahrscheinlich die Müdigkeit.
    »Fertig?«, fragte Katja, ohne sich umzudrehen.
    »Ja«, bestätigte Iwan und ging zu ihr. »Sei Pascha nicht böse.«
    »Ach wo. Er hat ja recht. Ich bin eine Schlampe.«
    »Pascha ist ein Trottel«, sagte Iwan. »Für ihn gibt es nur Schwarz und Weiß.«
    »Für mich doch auch. Entweder ich lasse einen ran oder nicht. Ist doch so, oder?«
    Sie drehte sich zu Iwan um und klammerte sich so heftig am Tischrand fest, dass ihre Finger weiß wurden.
    »Nein, so ist es nicht.« Iwan streichelte Katjas Wange und spürte dabei, wie sie zitterte. »Du bist schwer in Ordnung. Pascha ist auch in Ordnung, aber er ist ein Trottel.«
    »Warum habe ich einfach nie Glück?« Sie sah zu ihm auf, als erwartete sie tatsächlich eine Antwort auf diese Frage.
    Iwan seufzte.
    Ich bin kein guter Tröster.
    »Ach Katja«, sagte er. »Das glaubst du doch selbst nicht. Dein Glück liegt ganz nah, Penelope, du siehst es nur nicht. Davon bin ich überzeugt.«
    Katjas Augen füllten sich mit Tränen. »Du bist ein Dummkopf, Odysseus. Und ein Herzensbrecher. Das wusste ich sofort, als du an der Station aufgetaucht bist.«
    Ich pfeif auf die Regeln, dachte Iwan, legte den Arm um Katjas Taille und zog sie

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