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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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uns dabei helfen?«
    Fjodor zog seine buschigen Augenbrauen zusammen und sah Iwan nachdenklich an.
    »Glauben Sie im Ernst, ich könnte das Licht an Ihrer Station wieder einschalten?«, fragte er. »Von hier aus?«
    In der Tat. Das hatte der Digger gehofft.
    »Ist es denn nicht möglich?«
    »Leider nein. Enigma hat Ihnen offenbar nicht alles erzählt.« Fjodor schien verwundert. »Es ist unmöglich, von hier aus den Strom einzuschalten, Iwan. Das Leningrader AKW ist nur eine Energiequelle, kein Schalter. Wie die Batterie in einer Taschenlampe. Genauer gesagt, ausschalten könnte ich den Strom schon. Aber nicht einschalten.«
    Diese Erkenntnis war ein Schlag ins Genick.
    Schlimmer noch. Ein totales Desaster.
    »Der Verteilerkasten – der Schalter, vereinfacht gesagt – befindet sich … na, was glauben Sie, wo?«
    Iwan überlegte. Gab es also doch noch eine Chance?
    »In der Metro?«, mutmaßte er tonlos.
    »Genau.«
    »Dann können wir einpacken«, resümierte der Digger. »Wir müssen nach Hause. Hier haben wir nichts mehr verloren.«
    »Warum denn gleich aufgeben?« Fjodor schüttelte den Kopf. »Schon damals, als ich mit Enigma telefonierte, hatte ich mir Gedanken darüber gemacht. Und Unterlagen studiert. Es gibt durchaus eine Möglichkeit.«
    »Und wie sieht die aus?«, fragte Iwan ohne große Hoffnung.
    Sie hatten schon genug Zeit völlig sinnlos verschwendet. Nichts wie zurück zur Wassileostrowskaja ! Memow hatte recht gehabt. Iwan grinste bitter. Die Geschichte wurde nicht in Atomkraftwerken geschrieben. Und auch nicht mit absurden Himmelfahrtskommandos. Sondern in den Tunneln der Metro.
    »Hören Sie mir zu?«
    »Ja, natürlich.«
    »Im Prinzip müssen Sie nur den Schalter umlegen, Iwan.«
    Sekundenlang sah Iwan Fjodor streng in die Augen. Sollte das ein Witz sein?
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Die Notstromversorgung der Metro wurde nicht von heute auf morgen installiert. Im Sankt Petersburger Untergrund befand sich ja schon lange vor der Katastrophe eine Vielzahl geheimer Objekte – militärische Einrichtungen und Regierungsbunker zum Beispiel. Also hat man dieses System natürlich mit Blick auf einen möglichen Ernstfall angelegt.«
    »Was bedeutet das konkret?«
    »Man kann den Strom direkt vor Ort einschalten.«
    »Wie bitte?«
    »In der Metro selbst. Schauen Sie. Von meinem … äh … Hobby habe ich Ihnen ja erzählt.«
    »Sie meinen Ihre Tätigkeit als Bestatter?«
    »Genau. Als Erste habe ich diejenigen begraben, die im AKW selbst ums Leben gekommen waren. Und jetzt hören Sie gut zu, Iwan: Wenige Tage vor der Katastrophe ist hier am Kraftwerk eine Kommission aufgetaucht. Lauter hochrangige Beamte: Geheimdienstler, Militärs, MTschS-Leute. Ich bin mir sicher, dass es schon damals um die Stromversorgung unterirdischer Einrichtungen ging. Diese Leute waren zur Kontrolle hier. Es war auch ein interessanter Typ dabei, der keinen bestimmten Titel hatte. Sie nannten ihn einfach ›Inspektor‹. Als ich ihn begrub, habe ich das hier bei ihm gefunden.«
    Fjodor drückte dem Digger ein rotes Büchlein in die Hand. Es war ein Mitarbeiterausweis.
    Vom Foto blickte Iwan ein strenges Gesicht entgegen. Armeeuniform. Hohe Schirmmütze.
    »Makarow Wjatscheslaw Igorewitsch, GUSP«, las Iwan und sah auf. »Untergrundeinheiten?«
    »Ja. Wenn ich es richtig verstehe, war er mit der Bewachung geheimer unterirdischer Anlagen befasst. Und er hatte das hier bei sich.«
    Fjodor reichte Iwan ein kleines Plastikkärtchen. Ein simples Ding, dunkelgrau, ohne Emblem. In der Ecke ein silbrig schimmernder Chip und eine Reihe schwarzer Ziffern. Was sollte er damit?
    »Was ist das?«
    Fjodor setzte eine wichtige Miene auf. »Wahrscheinlich Ihre Eintrittskarte zu einem geheimen Objekt«, sagte er. »Und zwar zu genau jenem Objekt, zu dem schon Enigma vergeblich vorzudringen versuchte.«
    »Die Leitstelle der Metro?«
    »Ich glaube, ja.«
    Iwan drehte die Karte in der Hand hin und her. Sie war leicht. Sehr leicht. So wenig wog also das Überleben einer ganzen Station?
    Iwan öffnete die Tür und trat in den Gang hinaus.
    So sieht also ein Morgen aus, dachte der Digger. Verdammt.
    Fjodor hatte behauptet, heute sei ein trüber Tag, deshalb hatte Iwan sich aufgerafft. Doch das Licht, das durchs Fenster flutete, war trotz Sonnenbrille unerträglich grell und bohrte sich wie ein Messer in Iwans Augen. Er blinzelte. Unter seinen Lidern brannte es. Mit vorgehaltener Hand tastete er sich fast blind bis zum Fenster vor und lehnte das

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