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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Mikrowellenkanone war schuld.«
    Iwan stellte seine Tasse auf dem Tisch ab. Dann hatte Enigma dieses Gespräch also nicht erfunden? Was für eine erfreuliche Neuigkeit.
    »Er war also nicht von Geburt an blind?«
    »Nein. Aber das wissen Sie doch selbst, nicht wahr?«
    Iwan nickte. »Ja. Er war früher ein Digger.«
    »Ein was?«
    »Na ja, so jemand wie wir.« Iwan deutete auf seine Begleiter, die vor dem Fernseher saßen. Das bläuliche Licht des Bildschirms schälte ihre Silhouetten aus der Dunkelheit: Kusnezow, der Graue, Mandela, der Oberführer. »Eine Art Aufklärer. Nur älter und abgebrühter als wir.«
    Fjodor nickte. Die Runzeln auf seiner Stirn glätteten sich.
    »Aha. Verstehe. Anscheinend passiert auch einem abgebrühten Aufklärer mal ein Missgeschick. Er hat mir erzählt, dass es passierte, als er ein geheimes Objekt auskundschaften wollte. Oder ein Labor? Ich weiß nicht mehr genau. Jedenfalls ist ihm dabei diese … äh … dieses Malheur widerfahren.«
    Iwan verzog das Gesicht. »Malheur ist noch ein gelinder Ausdruck dafür.«
    Eine der bläulich schimmernden Silhouetten stand auf und trat an den Tisch, an dem Iwan und der Alte saßen.
    Aus der Nähe entpuppte sich die Silhouette als Mandela. In der Hand hielt er eine Tasse mit Untersetzer.
    »Könnte ich noch etwas Tee bekommen?«, fragte er höflich. »Wenn es keine Umstände macht.«
    »Aber gern, Sir.«
    Der Alte lächelte und schenkte dem Schwarzen aus der Kanne nach. Aromatischer Dampf stieg auf. Iwan hielt für einen Augenblick den Atem an. Genau. Es war das Aroma von echtem Tee. Kein Vergleich mit dem Gebräu in der Metro.
    »Verbindlichsten Dank, Sir«, sagte Mandela.
    Der Schwarze deutete eine Verbeugung an und drehte sich dann um, um wieder zum Fernseher zu gehen.
    »Was ist eine Mikrowellenkanone?«, erkundigte sich Iwan.
    Mandelas Rücken verharrte plötzlich. Iwan sah es im Augenwinkel.
    »Wissen Sie, was ein Mikrowellenherd ist?«, fragte der Alte. »So ein kleiner Ofen zum Aufwärmen von Speisen?«
    »Äh … nein.«
    »Normalerweise sind die Dinger etwa so groß.« Fjodor deutete mit den Händen die Größe einer Mikrowelle an. »Darin kocht man Essen … sagen wir mal so: mithilfe von Wellen, die die Wassermoleküle in Schwingung versetzen, bis das Wasser zu kochen beginnt.«
    Iwan versuchte, sich vorzustellen, wie das funktioniert, und schüttelte den Kopf.
    »Und wie ist das mit Enigma zugegangen?«
    »Er versuchte, eine Tür zu öffnen, die offenbar automatisch gesichert war. Zum Glück bemerkte er rechtzeitig, dass er den Mechanismus ausgelöst hatte, und konnte sich retten. Aber ein kurzer Mikrowellenimpuls hat ihn trotzdem gestreift, und das hat gereicht.«
    »Wie gereicht?«
    »Nun, vereinfacht gesagt, seine Augen wurden gekocht.«
    So, so, dachte Iwan. Sein Gehirn wurde nicht zufällig mitgegart? Das hätte sein absonderliches Verhalten erklärt.
    »Und wo stand diese … äh … Kanone?«
    Fjodor zuckte mit den Achseln.
    »Irgendwo in der Nähe der Station Newski prospekt . Oder war es Gostiny dwor ? Jedenfalls irgendwo dort. Ein geheimes Objekt. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Iwan erinnerte sich an den letzten Streifzug, den er mit Schakilow unternommen hatte. Das war in der Nähe eben jener Stationen gewesen. Dieser Lauf an der Decke, der auf die Steine zielte – und nichts passierte. Ein automatisches Maschinengewehr?
    Vielleicht auch nicht.
    Vielleicht war Iwan nur einen halben Schritt davon entfernt gewesen, bei lebendigem Leibe gekocht zu werden?
    Mandela stand immer noch wie angewurzelt da, als hätte er vergessen, weswegen er gekommen war.
    »Was guckt ihr denn dort?«, erkundigte sich Iwan.
    Vom Fernseher drangen nur Fragmente von Liedern und theatralische Rufe herüber: »Keine Sorge, ich halte sie auf«, »Verteidigen Sie sich, meine Herren«, »Kanaille!« und so weiter.
    Mandela hob die Schultern. »Der Film heißt ›Die drei Musketiere‹. Ganz passabler Streifen, nur ein wenig unverständlich.«
    Der Alte schmunzelte.
    »Mir gefällt der Film ›Zwei Kämpfer‹«, sagte Iwan und wandte sich an Fjodor. »Den haben Sie nicht zufällig da?«
    »Hier ist noch jemand«, sagte der Graue.
    Iwan fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, aufgesprungenen Lippen. Dem alten Skinhead glaubte er sofort.
    »Wie meinst du das?«
    »Der Alte wohnt nicht allein hier. Dafür verwette ich meinen Kopf.«
    »Vielleicht versteckt er seine Frau vor uns?«, mutmaßte Iwan. »Würde ich wahrscheinlich genauso machen. So

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