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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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ist er dann? Eben. Also misch dich nicht in unsere Angelegenheiten ein, Iwan. Mandela und ich machen das unter uns aus. Das ist eine Frage der Dominanz.«
    »Hattest du nicht von Image gesprochen?«, fragte Iwan.
    »Ach, hör auf«, winkte der Oberführer ab. »Soll ich dir sagen, warum ich ihn dauernd provoziere?«
    »Lass hören.«
    »Nicht weil er schwarz ist, sondern weil er schwach ist. Verstehst du? Er ist schwach. Er wehrt sich nicht. Ab dem Tag, an dem er mir zum ersten Mal anständig die Fresse poliert, wird er seine Ruhe vor mir haben. Vorher, sorry, hat er es nicht verdient. So ist das, Mann.«
    »Aha«, sagte Iwan.
    Am Oberführer war offenbar ein Erzieher verloren gegangen. Wer hätte gedacht, dass er eine pädagogische Ader hatte?
    Der Skinhead streckte sich und gähnte so breit, dass man sich um die Verankerung seines Unterkiefers sorgen musste.
    »Lass uns schlafen, okay?«, brummte er.
    Iwan nickte, legte sich hin und zog sich die Decke bis zum Kopf. Wie sollte er in dieser gigantischen Halle nur einschlafen? Alles war ungewohnt. Der offene Raum, die hohe Decke. Und dann auch noch ein Boden aus Blei oder woraus auch immer.
    Aber immerhin hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Iwan fühlte sich unwohl und konnte nicht einschlafen. Es fiel ihm ein, was Wodjanik über Peter den Großen, den Gründer Sankt Petersburgs, erzählt hatte. Der konnte in Räumen mit hoher Decke auch nicht schlafen, weshalb man immer ein Tuch über seinem Bett aufspannte, als zweite Decke sozusagen. Außerdem hatte er Angst vor Kakerlaken.
    Iwan gähnte. Wann hatte er zum letzten Mal eine Kakerlake gesehen? Er wusste schon gar nicht mehr, wie sie aussahen.
    Iwan schloss die Augen. So lag er eine Weile da. Und noch eine Weile.
    Verdammt, das gibt’s doch nicht! Da bist du todmüde und kannst ums Verrecken nicht einschlafen.
    Er stand auf. Alle anderen schliefen. Kusnezow atmete unrhythmisch, stoßweise. Wahrscheinlich träumte er schlecht.
    Am Boden fand Iwan eine zusammengerollte Stoffplane. Damit ließ sich ein ordentliches Zwischendach bauen. Möglichst leise, um die anderen nicht zu wecken, rollte er die Plane aus, zog ein Ende über das Regal und fixierte sie mit einem schweren Teil, das aussah wie das Schwungrad eines Dieselmotors, nur mit Löchern an der Außenseite. Dann spannte er die Plane über die Schlafenden und warf das andere Ende über ein Gestell. Fertig. Iwan trat einige Schritte zurück und betrachtete sein Werk. Nicht schlecht. Fast ein richtiges Zelt. Darunter ließ sich’s schon eher aushalten.
    Lautlos wie ein Digger, der durch die Sankt Petersburger Straßen schleicht, kehrte er zu seinem Feldbett zurück und legte sich wieder hin. Die Decke fühlte sich immer noch warm an. Jetzt schlafen. Nur noch schlafen.
    »Chef?«, rief jemand.
    »Mischa?« Iwan schlug die Augen auf. »Was ist los?«
    Kusnezows Augen glänzten in der Dunkelheit. Er hatte sich auf den Ellenbogen gestützt und sah Iwan an.
    »Ich habe nachgedacht … Es ist doch toll, dass wir es bis zum AKW geschafft haben, nicht wahr, Chef?«
    In diesem Augenblick schoss Iwan Enigmas Spruch durch den Kopf: Der direkteste Weg ist nicht immer der kürzeste.
    »Allerdings, Mischa. Gute Nacht. Träum was Schönes.«
    »Es ist angenehm, wieder einmal in menschliche Gesichter zu blicken.« Fjodor räusperte sich. »Pardon. Ich lebe ja hier wie ein Einsiedler. Wissen Sie, in den Zeiten vor der Katastrophe gab es einen Beruf, der mich schon immer fasziniert hat: Leuchtturmwärter. Du sitzt das ganze Jahr in einem Turm auf einer winzigen Insel, hörst das Rauschen der Wellen und weist den Schiffen den Weg. Ein genialer Beruf. Tja, aus mir ist leider nur ein Reaktorwärter geworden. Das klingt weniger romantisch, aber ich will nicht klagen. Nur manchmal überkommt einen eben das Bedürfnis, wenigstens ein paar Worte mit jemandem zu wechseln. Übrigens, ich muss Sie etwas fragen …« Er zögerte und knetete seine Lippen, als überlegte er, ob er die Frage tatsächlich stellen sollte. »Sagt Ihnen der Name Enigma etwas?«
    Iwan hätte sich beinahe an seinem Tee verschluckt.
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Aha.« Das Gesicht des Alten hellte sich auf. »Dann werde ich also doch nicht verrückt. Wie geht es ihm?«
    »Gut. Abgesehen davon, dass er blind ist.«
    »Ich weiß«, erwiderte Fjodor.
    »Sie wissen davon?«
    »Natürlich. Ich habe mich lange mit ihm am Telefon unterhalten. Zufällig, sozusagen. Damals hat er mir von seiner Verwundung erzählt. Eine

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