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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Menschen?«
    Fjodor Bachmetjew: Er ist und bleibt mein Sohn.
    »Ja.«
    Einige Tage später antwortete Iwan auf die Frage »Waren Sie im Leningrader AKW?« mit Nein und man ließ ihn frei.
    Man gab ihm sogar Papiere, Kleidung und Patronen für die erste Zeit.
    Iwan stand am Bahnsteig und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Er hörte Maschinenlärm. Leute liefen geschäftig umher. Es roch nach heißem Blech. Erst jetzt wurde ihm klar: Er befand sich an der Technoloschka .
    »Wanja?«, sprach ihn jemand von hinten an. »Wie geht es Ihnen?«
    Iwan wandte sich um. Vor ihm stand Professor Wodjanik. Höchstpersönlich.
    Der Professor nahm ihn mit in seine Unterkunft und gab ihm zu essen.
    »Und jetzt erzählen Sie mal«, sagte er.
    Iwan zuckte mit den Achseln. Und dann erzählte er ihm alles. Die trockenen Fakten. Wer. Wo. Was. Warum.
    »Die Zeiten sind so«, kommentierte der Professor nachdenklich, nachdem er die Geschichte von Krassins Tod gehört hatte. »Wir können selbst entscheiden, wer wir sein wollen. Nur in der Metro ist es möglich, dass sich ein Studienabbrecher als Professor, Doktor oder meinetwegen als Koryphäe der Wissenschaft bezeichnet. Und man ihm das auch noch glaubt.«
    »Wovon sprechen Sie, Prof?«, fragte Iwan befremdet. »Was meinen Sie damit?«
    »Nur hier, in der Metro, kann ein Versager, der schon im ersten Studienjahr wegen Trunkenheit und ungenügender Leistungen aus der Marineschule geflogen ist, ein U-Boot kommandieren. Kompetent, wohlgemerkt. Und dann auf seinem Posten sterben, wie ein richtiger Schiffskommandant. Die Metro ist ein gutes Pflaster für Versager. Für heroische Versager.«
    Iwan dachte nach.
    »Vielleicht haben Sie recht, Prof. Vielleicht.«
    Der Digger musterte Wodjanik. Seit ihrem Aufbruch zum Leningrader AKW war der Professor merklich gealtert. In seinem dichten, schwarzen Bart machten sich weiße Flecken breit. Die Schläfen waren grau meliert. Das Gesicht schmal und eingefallen.
    »Kehren Sie mit mir zur Waska zurück?«, fragte Iwan.
    »Äh … nein«, erwiderte der Professor mit schuldbewusster Miene. »Man hat mir hier einen Platz angeboten. Hier an der Technoloschka . Wissen Sie, Wanja … Ich … Davon habe ich schon immer geträumt.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Iwan.
    »Ewiges Gedenken …«, stammelte Wodjanik und hielt inne.
    Seine Augen wurden feucht. In seinem Bart glitzerten ein paar Tränchen.
    »Ja.« Iwan reichte ihm die Hand. »Leben Sie wohl, Professor. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.«
    Die Gedenkmauer war mit Metallschildern gepflastert, auf denen die Namen der Verstorbenen und Gefallenen standen.
    Am Boden unter der Mauer standen Gläser und Krüge mit Fusel. Sie waren mit Hartkeksen abgedeckt. Ein paar Kerzen brannten. Sie verströmten warmes Licht und den Geruch heißen Paraffins.
    »Sie wird heiraten«, sagte Sonis.
    Iwan stand in einigem Abstand zu ihm, als würden sie sich nicht kennen. Hier, auf dem Territorium der Allianz, wollte er lieber unerkannt bleiben.
    Seit ihrem letzten Zusammentreffen hatte Sonis sich überhaupt nicht verändert. Er war immer noch klein, dreist und geschwätzig. Die innere Härte hatte er schon immer gehabt, sonst wäre auch nie ein Digger aus ihm geworden.
    Im Hintergrund lärmte der Newski prospekt . Iwans Wange zuckte. Diese Nachricht war ja zu erwarten gewesen.
    »Was sollte ich noch wissen?«
    Sonis hob die Schultern. Unter seinem roten, lockigen Haarschopf spähten listige Augen hervor. Scharfschützenaugen.
    »Die Majakowskaja wird nach wie vor von der Allianz kontrolliert, die Ploschtschad Wosstanija dagegen soll in Kürze unabhängig werden. Es heißt sogar, dass Achmet wieder den Thron besteigen wird. Allerdings als konstitutioneller Monarch. Wundert dich das? Mich nicht. Nein, wenn du mich fragst …«
    »Was gibt’s sonst Neues?«, unterbrach ihn Iwan.
    »Die Wassileostrowskaja hat jetzt dauerhaft Strom. Und zwar ohne jede Beschränkung. Kuriose Geschichte. Angeblich hat sie das dem neuen Kommandanten zu verdanken. Ich weiß es nicht genau.«
    »Und wer ist das?«, fragte Iwan. »Der neue Kommandant?«
    »Dein alter Freund Sasonow. Der macht sich, nicht wahr?«
    Iwan sah Sonis prüfend in die Augen.
    »Besonders begeistert klingst du aber nicht.«
    »Ich habe Sasonow noch nie gemocht«, gab Sonis zu. »Ich weiß nicht, warum. Ich kann ihn einfach nicht leiden.«
    Iwan deutete mit einer Kopfbewegung zur Mauer.
    »Und er?«
    »Ihm ist das alles längst egal«, erwiderte Sonis und ging

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