Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
bildeten nun einmal stets die Vorhut.
    Iwan sah sich um. Seine Leute hatten ihre Sachen separat abgelegt und Solocha als Posten aufgestellt. Sie kannten das hiesige Volk, da konnte ein wenig Vorsicht nicht schaden. Zumal die Admiraltejskaja als Umschlagplatz für Karawanen von derLinie 5 diente und sich entsprechend illustres Publikum an der Station herumtrieb.
    In der Bahnsteighalle herrschte ein ziemlicher Lärm. Iwan war an einen solchen Geräuschpegel nicht gewöhnt und empfand ihn als ausgesprochen anstrengend.
    Man hatte ihnen versprochen, sie »bald« mit Essen zu versorgen, doch dieses »bald« zog sich immer mehr in die Länge. Admiralzen, dachte Iwan verächtlich. Schlecht organisiert und unzuverlässig. Daran konnte nicht einmal ihr toller General etwas ändern.
    Nachdem die versprochene Verpflegung auch nach einer Stunde noch auf sich warten ließ, begannen die Männer allmählich zu murren. Ihre Mägen knurrten schlimmer als Pawlowsche Hunde.
    »Die Konserven werden nicht angerührt!«, verfügte Kulagin für alle Fälle.
    Iwan schüttelte den Kopf. Seine Digger waren unregelmäßige Mahlzeiten gewöhnt – offensichtlich im Gegensatz zum Rest der Truppe.
    »Sind alle da?« Iwan sah sich nach seinen Leuten um. Er bemerkte Wodjanik, der seinen buschigen schwarzen Bart mit den Fingern kämmte. »Professor, kommen Sie mit uns?«
    Wodjanik nickte.
    »Na dann, los.«
    Wenn du keinen Ärger suchst, dann kommt der Ärger eben zu dir.
    In diesem Augenblick kam ihnen der Ärger in Gestalt eines rothaarigen Mannes entgegen, der eine knielange Daunenjacke trug. Die Jacke war sorgfältig mit Klebeband geflickt und Iwan konnte es sich nur mit Mühe verkneifen, den Dosimeter zu zücken, um die Strahlung zu messen.
    »Hallo, ihr Elche!«, rief der Mann.
    »Wieso Elche?« Pascha war eher überrascht als entrüstet.
    »Weil eure Wassiljewski-Insel auchElch-Insel heißt«, erklärte der Admiralze bereitwillig. »Und wer seid ihr demnach? Richtig! Ein Elch-Klan. Also immer schön den Ball flach halten, ihr Elche.«
    Iwan empfand beinahe so etwas wie Bewunderung für die erstaunliche Dreistigkeit, die sich in letzter Zeit bei den Admiralzen breitmachte. Der Nährboden für diese Überheblichkeit waren lediglich einige erfolgreiche Operationen gegen Plünderer, die sich in den Tunneln jenseits der Uniwersitetskaja eingenistet hatten. Es hielten sich auch hartnäckige Gerüchte, dass die Admiralzen vorhätten, sich die ganze Station unter den Nagel zu reißen.
    »Pass auf, dass dir der Elch nicht noch leidtut«, warnte Sasonow spöttisch.
    Auch er fand die Situation offenbar eher amüsant, und die Szene entbehrte in der Tat nicht einer gewissen Komik: ein einzelner Zivilist, der sich mit einem ganzen Trupp von Diggern anlegte.
    »Der Elch ist ein edles Tier«, mischte sich Professor Wodjanik ein, der notorische Friedensstifter. »Er ist klug und stark …«
    »Hat aber Hörner auf«, stichelte der Admiralze.
    Wumm!
    Nachdenklich betrachtete Iwan den Körper, der flach hingestreckt auf dem Boden lag. Dann hob er den Blick zu dem alten Digger und seufzte.
    »Warum hast du’s denn immer so eilig, Jegor?«
    »Ich? Ich hab doch gar nichts gemacht«, entgegnete Gladyschew mit Unschuldsmiene und rieb sich die Faust. »Ich bin nur so an ihm vorbeigegangen, da lag er schon da.«
    Die Patrouille ließ nicht lange auf sich warten.
    Selbstredend glaubte man ihnen nicht. Angesichts von Gladyschews unrasierter Visage konnte man das Vertrauen in die Menschheit auch wirklich verlieren.
    Iwan richtete sich auf. Jetzt ging’s los.
    »Meine Lieblingsbonbons«, sagte er. »Macht euch bereit … Bato-ontschiki!«
    … Im Büro des Geheimdienstchefs der Admiraltejskaja summte ein Tischventilator. Wenn er um seine Achse schwenkte, begannen seine Flügel zu rascheln wie die Gebetsfahnen am Baum der Wünsche. Iwan spürte den kühlen Luftstrom an der Haut. Er trat von einem Bein auf das andere und wippte auf den Zehenspitzen, um das taube Gefühl in den Beinen loszuwerden.
    So ist es immer. Plötzlich fällt einem zur Unzeit etwas ein und schon ist es vorbei mit der Seelenruhe: »Du wirst nicht zurückkehren. Niemals.«
    »Was habt ihr euch nur dabei gedacht, Iwan Danilytsch?« Orlow, der Geheimdienstchef der Admiraltejskaja , sah ihn mit mildem Vorwurf an. Iwans Wangenmuskel zuckte. »So was kann man doch nicht machen«, setzte Orlow fort. »Erst eine Schlägerei anfangen, dann einen Verkaufsstand demolieren …«
    »Das mit dem Verkaufsstand war

Weitere Kostenlose Bücher