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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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seinem Herz. Alles wird gut. Es war nur ein dummer Traum.
    Sie schwammen noch immer zwischen Pfählen hindurch. Die Boote trieben lautlos durchs tintenschwarze Wasser, dessen Oberfläche so glatt war wie nasser Asphalt.
    Die Admiraltejskaja-2 empfing sie mit geschäftigem Geraune und mit einem bemerkenswerten Desinteresse. Ramponierte Betonstufen führten in einen Korridor, den Verbindungsbau zwischen der unteren und der oberen Station. Unterwegs beschlich Iwan das Gefühl, dass alles zu Ende sei. Die goldene Friedenszeit ging vorüber. Früher hätte er sich das Leben in einer Konservendosen-Familien-Idylle überhaupt nicht vorstellen können; das war doch sterbenslangweilig, wozu brauchte er das? Doch jetzt, da das Unheil unmittelbar vor der Tür stand, wäre er am liebsten wieder umgekehrt und hätte mit der Aussicht auf ein langes, beschauliches Leben nicht das geringste Problem gehabt.
    Nach einer weiteren Biegung kamen sie an ein hermetisches Tor, wo ein mit einer Pumpgun bewaffneter Wachposten Haltung annahm. Als er Kmiziz erblickte, richtete er sich noch gerader auf, obwohl er ohnehin schon wie ein Spargel dastand, und legte beflissen die Hand an die Schläfe.
    »Rühren«, sagte Kmiziz.
    Komische Sitten haben die hier, dachte Iwan.
    »Gut angekommen?« Der Kommandant der Admiraltejskaja kam auf sie zu. Offenbar hatte ihn der Wachposten herbeigerufen. »Gretschnikow, Trofim Petrowitsch«, stellte er sich überflüssigerweise vor, denn diesen Mann kannte jeder.
    Allgemeines Händeschütteln. Iwan schaute Gretschnikow ins Gesicht und hatte das Gefühl, einen unglücklichen Menschen vor sich zu haben. Die Männer von der Wassileostrowskaja sprühten zwar auch nicht gerade vor Lebensfreude, doch bei denen war es verständlich, schließlich hatte man ihren Generator geklaut. Aber warum schaute dieser Typ so deprimiert drein?
    »Wer ist der Anführer bei euch?«, erkundigte sich Gretschnikow.
    »Ich bin der Anführer«, sagte Iwan und präzisierte: »Anführer der Aufklärer. Der oberste Boss ist er.« Er deutete mit dem Kopf auf Oleg Kulagin.
    Hauptmann Kulagin hatte formal den Oberbefehl, doch bei militärischen Operationen sollte Iwan das Kommando führen – das hatten sie im Vorfeld so abgesprochen.
    Der Kommandant nickte. »Willkommen an der Admiraltejskaja !«
    Ganze vier Leutchen. Was für ein Empfang! Besuche bei Nachbarstationen waren normalerweise ein festlicher Anlass für alle. Da gab es Geschenke, gemeinsames Essen und Trinken und es wurde getanzt. Doch wem war jetzt nach Tanzen zumute?
    Iwan sah sich um.
    »Wo kann man bei euch was zu beißen bekommen?«
    »Keine Sorge«, winkte Gretschnikow ab. »Ich kümmere mich darum. In der Zwischenzeit sollen sich eure Leute erst mal ausruhen.«
    Die Admiraltejskaja war eine imposante Station. Iwan kannte sie eigentlich, schließlich war er nicht zum ersten Mal hier, doch sie beeindruckte ihn stets aufs Neue.
    Sie war ungefähr fünfzig Meter länger als die Wassileostrowskaja und nicht, wie diese, als »horizontaler Aufzug«, sondern mit offenen Säulenreihen ausgeführt. Anstelle der mit Stahltüren verschlossenen Nischen in durchgängigen Wänden befanden sich zwischen den Stützsäulen des Gewölbes hohe, offene Bögen. Dies vermittelte einen Eindruck von Leichtigkeit, Weite und Raum.
    Die Bahnsteighalle war hoch, hell und mit goldfarbenem Marmor verkleidet. Zwei Reihen von Säulen aus schwarzem Marmor rahmten den Mittelbahnsteig ein. Die Lampen waren hinter einer Aluminiumblende angebracht. Auch an Vergoldungen hatte man nicht gespart.
    Am südlichen Ende sah man einen dunklen Fleck – ein schwarzes Mosaikbild, das Peter den Großen zeigte, umringt von schwedischen Kriegsgegnern. Oder von Mitstreitern? Iwan erinnerte sich nicht mehr.
    Jeder Winkel der Admiraltejskaja zeugte von Wohlstand und Luxus. Selbst der kleine Markt auf dem Bahnsteig machte einen äußerst zivilisierten Eindruck im Vergleich zu den chaotischen Trödelmärkten an anderen Stationen.
    Die Männer von der Wassileostrowskaja brauchten keine Minute, um ihre Basis aufzuschlagen. Nun, Basis ist hier vielleicht zu viel gesagt – sie warfen einfach ihre Sachen auf einen Haufen und verstreuten sich über die gesamte Station. Wie Touristen, verdammt.
    Das galt jedoch nicht für Iwans Digger. Er hatte ihnen eingeschärft, zusammenzubleiben und sich nicht weit zu entfernen. Schließlich konnte schon in den nächsten Stunden die Anweisung kommen, zum Newski prospekt vorzurücken. Die Digger

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