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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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umher und die Rohre heulten mit rostiger Stimme.
    »Du wirst nicht zurückkehren. Niemals.«

4 Der General
    4
    DER GENERAL
    Zu Anfang marschierten sie lange hinter der Draisine her, auf der sie ihre Sachen transportierten. Das alte Vehikel quietschte erbärmlich, während seine Räder über die rostigen Schienen eierten. Der Tunnel hatte an dieser Stelle ein spürbares Gefälle. Die Admiraltejskaja derLinie 3 war die am tiefsten gelegene Station der Sankt Petersburger Metro. Iwan spürte, wie der Trupp immer weiter unter die Erde hinabstieg, vielleicht geradewegs zu ihrem Mittelpunkt. In die Unterwelt.
    »Ins Vorzimmer zur Hölle« hätte man auch sagen können – Iwan hegte keine große Sympathie für die Admiraltejskaja .
    Der Vormarsch gestaltete sich zunehmend nass. Mit jedem Schritt versanken ihre Stiefel tiefer in der dunklen, schmatzenden Brühe. Anfangs reichte ihnen das Wasser bis zu den Knöcheln, zuletzt bis zu den Knien. Ihre Lampen leuchteten nur einen kleinen Gleisabschnitt aus, der Rest des Tunnels verlor sich in der Finsternis.
    Iwan rutschte auf einer glitschigen Schwelle aus und verzog vor Schmerz das Gesicht. Scheiße. Keine ruckartigen Bewegungen machen, hatte ihm Katja mit auf den Weg gegeben. Sollte das etwa die Devise für sein restliches Leben sein?
    »Tut’s weh?«, erkundigte sich Pascha mitleidig.
    Iwan schüttelte den Kopf.
    Schon seit zwei Stunden marschierten sie auf den Schwellen durch die Dunkelheit des Tunnels. Quietschend, ratternd und hoppelnd quälte sich die Draisine über die verzogenen, rostigen Schienen. Schon mehrfach hatten sie das Gefährt ein Stück weit tragen müssen, da das Gleis stellenweise völlig hinüber war. Iwans Versuche, sich dabei nützlich zu machen, wurden mit einem freundschaftlichen, aber unmissverständlichen »Hau ab mit deiner lädierten Rippe!« abgeschmettert.
    An der Stelle, die sie gerade passierten, gähnte ein regelrechtes Loch im Gleisbett, als wäre hier irgendeine Kreatur aus der Erde gekrochen und hätte die Schwellen herausgerissen. Eine lag meterweit entfernt am Tunnelrand, eine andere war in der Mitte durchgebrochen wie ein Streichholz. Doch wohin hatte sich diese Kreatur davongemacht? Den Tunnel hinunter oder gar in die Decke?
    Iwan legte den Kopf in den Nacken und leuchtete mit der LED-Lampe die Decke aus. Dort entdeckte er tatsächlich eine Art Loch, das aber auch von einem Grundwassereinbruch herrühren konnte.
    »Tut’s echt nicht weh?«, erkundigte sich Pascha erneut. Mann, dachte Iwan, der könnte beim Geheimdienst anfangen.
    »Lass mich zufrieden«, nölte er. »Das fragst du mich jetzt schon zum hundertsten Mal. Benimm dich nicht wie meine Frau. Erstens bin ich gar nicht verheiratet und zweitens …«
    »Hab mich doch gern!«, blaffte Pascha und stapfte beleidigt zu Solocha zurück, der die kleine Kolonne beschloss.
    Eine halbe Stunde später erreichten die Männer den Bootsanlegeplatz. Hier standen mit Kalaschnikows bewaffnete Admiralzen. Nettes Empfangskomitee, dachte Iwan. Ihre Gewehre waren augenscheinlich ziemlich neu. Oder sehr gut gepflegt, so wie sie glänzten. Die Blicke, mit denen die Admiralzen die Ankömmlinge beäugten, strahlten indes wenig Freundlichkeit aus.
    Besten Dank, Sasonow, dachte Iwan. Die Kunde von deinen Heldentaten hat sich wohl schon herumgesprochen.
    Die Admiralzen trugen alle die gleichen grünen Marinejacken, wie Soldaten in Uniform. Einige von ihnen hatten Panzerhelme auf. Noch ein Armeeposten weniger, konstatierte Iwan bedauernd. Doch wo hatten sie den aufgetan? Womöglich an der Englischen Uferstraße?
    Am Tag der Katastrophe starben alle, die an der Oberfläche geblieben waren. Und Piter war damals voll von Soldaten. Onkel Jewpat erzählte, dass eine ganze Division im Einsatz gewesen sei.
    Andererseits – was ist schon eine Division für Sankt Petersburg?
    Mindestens dreihundert Maschinengewehre vom Typ NSW undKord, zählte Iwan in Gedanken, mehrere Tausend KalaschnikowsAK103 und AK74, Patronen, Verpflegungspackungen (die musste man in Panzerfahrzeugen mit ABC-Schutz suchen), Dosimeter und sogar Granaten. Und viele andere nützliche Dinge. Nur leider hatten in der Nähe der Metrostationen die Digger und Zombel schon alles geplündert, das Zeug war längst verkauft, weiterverkauft, verschlissen oder aufgegessen.
    Doch einen ertragreichen Posten schien es irgendwo noch zu geben, und den Helmen der Admiralzen nach zu schließen stand dort auch ein Panzer.
    Auf Iwan kam ein Mann in einem schwarzen

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