Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
Vom Netzwerk:
haben!«
    »Tatsächlich?!« Iwan runzelte die Stirn.
    Pascha wurde verlegen. »Na ja, das habe ich zumindest so gehört. Aber schau dich doch um, es scheint zu stimmen! Zu gucken gibt es hier einiges.«
    »Aber nur gucken«, warnte Sasonow. »Auf Nötigung stehen hier angeblich die härtesten Strafen in der gesamten Metro. Man kann sich ja vorstellen, was nach der Katastrophe hier los war.«
    »Ich nehm’s mir zu Herzen«, erwiderte Pascha.
    »Dann ist es ja gut.«
    »Erinnert ihr euch, die Wissenschaftler haben behauptet, dass nach einem Atomkrieg nur Ratten und Kakerlaken überleben werden? Ich weiß es noch ganz genau. Und wo sind jetzt die ganzen Kakerlaken? Habt ihr auch nur eine einzige in der Metro gesehen? Ich nicht. Deswegen sage ich ja: Wieso sollte man diesen Wissenschaftlern überhaupt noch glauben?«
    »Na, mit den Ratten hatten sie ja immerhin recht«, entgegnete Kusnezow. Der junge Milizionär hatte sich zwanglos zur Jugend der Station Newski prospekt gesellt.
    »Und ich habe gehört«, mischte sich ein dürrer Einheimischer ein, »dass die Ratten an der Frunsenskaja verschwunden sind. Spurlos.«
    »Machst du Witze? Und wieso?«
    Der Einheimische grinste. »Das ist ja das Kuriose. Niemand weiß es. Sie sind einfach nicht mehr da. Angeblich frisst sie jemand …«
    Iwan nickte Kusnezow zu. Der schaute und nickte zurück. Mit einem Augenwink versuchte Iwan ihn zu sich zu lotsen, doch es dauerte einen Moment, bis Mischa das kapiert hatte. Dann stand er auf und ging ums Feuer herum auf den Digger zu. Iwan beobachtete unterdessen, wie jemand eine mit Aufklebern verzierte Gitarre ans Feuer brachte und sie einem glatzköpfigen Typen in die Hand drückte. Der griff in die Saiten und begann das Instrument zu stimmen.
    Kusnezow stand vor Iwan stramm. »Zu Befehl?«
    »Rühren, Mischa. Hast du eine Minute Zeit?«
    Die muntere Unterhaltung am Feuer ging inzwischen weiter: »Wenn ich an der Lisa bei den Veganern leben würde, hätte ich mich an der Stelle der Ratten längst aus dem Staub gemacht. Wisst ihr überhaupt, was die essen? … Eben! Und ihr redet von Ratten …«
    Er sprach nicht zu Ende, denn schon ertönten die ersten Akkorde. Iwan verzog das Gesicht. Die Gitarre war so verstimmt, dass es in den Ohren wehtat.
    »Gehen wir ein Stück beiseite, Mischa.«
    »Der Rattenkönig«, drang es vom Feuer herüber. »Nein, der Rattenwolf! Eine Ratte, die nur andere Ratten frisst. Doch, das weiß ich sicher … Nein, der Rattenkönig, das ist, wenn ihre Schwänze verknotet sind. Ich habe übrigens gehört, dass an der Puschkinskaja so ein Vieh aufgetaucht ist …«
    Die Stimme ging in einer neuen Welle von Akkorden unter.
    »Folgendes, Mischa«, sagte Iwan. »Ich habe eine verantwortungsvolle Aufgabe für dich …«
    Iwan warf einen Blick über seine rechte Schulter und stutzte: Diesen Rücken kannte er doch.
    »Sascha!«, rief er.
    Der Hüne wandte sich um. »Wanja!«
    Sie umarmten sich und klopften sich auf die Schulter. Iwan war schon ewig nicht mehr am Newski prospekt gewesen, wo Sascha Schakilow mit seiner Familie lebte. Der riesenhafte, kräftige Mann betätigte sich ebenfalls des Öfteren als Digger.
    Plötzlich ertönte das typische hochfrequente Knacken eines Geigerzählers.
    »So ein Mist«, schimpfte Schakilow. Er war erst kurz vor der Katastrophe nach Sankt Petersburg umgezogen und sprach immer noch mit leichtem ukrainischen Akzent. »Heute spinnt er total. Dauernd am Meckern.«
    »Was ist das denn für ein Teil?«, fragte Iwan.
    Ein solches Gerät hatte er noch nie gesehen: graues, gummiverkleidetes Gehäuse wie bei einer Petzl-Stirnlampe, dazu ein kleines Bedientableau mit LCD-Monitor.
    »Ein Strahlenmessgerät. Aus NATO-Beständen, versteht sich. Wir haben eine ganze Kiste davon zusammengeklaut. Kaum zu glauben, aber das Ding schlägt schon bei unserem normalen Strahlungsniveau aus. Wenn du willst, kann ich dir ein paar davon organisieren.« Schakilow kratzte sich am kurz geschorenen Hinterkopf und schaute Iwan an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Was machst du überhaupt hier?«
    »Weißt du das etwa nicht? Wir sind im Krieg.«
    Schakilow schnalzte mit der Zunge. »Richtig. Jetzt verstehe ich auch, warum man uns heute schon so früh herumgescheucht hat.«
    Iwan sah sich um. Gostiny dwor und Newski prospekt . Die beiden Nachbarstationen gefielen ihm. Wenn er die Wassileostrowskaja jemals verlassen müsste, dann würde er hierherziehen wollen.
    »Wo versteckt ihr eigentlich eure Monster?«,

Weitere Kostenlose Bücher