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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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erkundigte sich Iwan.
    »Hey, hey«, entrüstete sich Schakilow künstlich. »Pass auf, was du sagst.«
    Im unterirdischen Durchgang zwischen den Stationen Gostiny dwor und Newski prospekt gab es früher Stahltüren in der Wand. Eigentlich waren es keine richtigen Türen, sondern einfach nur massive Abdeckungen irgendwelcher supergeheimer Räume. Gerüchten zufolge wurden dort vor der Katastrophe in biologischen Labors monströse Menschen gezüchtet, sozusagen Supersoldaten – zuerst für die sowjetische, später für die russische Armee. Wenn man das Ohr gegen die Stahlplatten im Durchgang hielt, konnte man angeblich hören, wie diese Opfer verbotener Experimente in der Dunkelheit umherwandelten.
    »Und was machen die sonst noch?«, hatte Iwan seinerzeit den Typen gefragt, der ihm die Geschichte erzählte.
    »Nichts. Sie gehen einfach nur herum«, hatte der erwidert und nach kurzem Nachdenken hinzugefügt: »Das war ja das Unheimliche daran. Dieses Schlurf, Schlurf, Schlurf. Dann Stille. Und abermals: Schlurf, Schlurf, Schlurf. Als würden sie beim Gehen die Füße nicht heben.«
    Iwan fasste Wodjanik am Ärmel, der gerade an ihnen vorbeieilte. »Professor, was war hier eigentlich früher?«
    »Früher? Das heißt wann?«, fragte Wodjanik. Er hatte ein Handtuch über der Schulter und ein Buch in der Hand.
    »Na, vor dem Krieg.«
    »Eine Filiale desChlopin-Radiuminstituts.« Der Professor zuckte mit den Achseln. »Ein unterirdisches Labor, das gegen Fremdstrahlung jeglicher Art abgeschottet war. Angeblich suchte man dort nach der Dunklen Materie des Weltalls. Wieso?«
    Iwan und Schakilow sahen einander verblüfft an.
    »Ach nichts«, sagte Iwan. »Ist nicht wichtig. Vergessen Sie’s.«
    Nachdem der Professor seines Weges gegangen war, trat Schakilow von einem Bein auf das andere wie ein Teddybär und schaute Iwan mit listigen Augen an.
    »Denkst du dasselbe wie ich?«, fragte er verschwörerisch.
    »Ich weiß nicht, Sascha. Ich hätte schon auch Lust auf eine kleine Expedition, aber …«
    Iwan verstummte. Erneut hatte er einen Admiralzen in der Nähe entdeckt. Schakilow folgte seinem Blick und seufzte.
    »Gestern wurde die Wache abgezogen«, berichtete er leise. »Und heute ist die Ablösung angetreten, zur Hälfte Leute von uns, zur Hälfte von denen.«
    Die Männer der Patrouille marschierten am Bahnsteigrand entlang und kletterten dann einer nach dem anderen aufs Gleis hinab. Drei trugen Grün, die anderen nichts Einheitliches – das waren die Einheimischen, klar. Die Admiralzen schienen sich hier wie zu Hause zu fühlen.
    Iwan sah der Patrouille argwöhnisch hinterher. »Gestern, sagst du, wurde die Wache abgezogen?«, fragte er zerstreut.
    Schakilow sah Iwan prüfend an. »Traust du den Admiralzen nicht?«
    »Nein. Und du? Nach dieser seltsamen Geschichte?«
    Schakilow rieb sich den mächtigen Stiernacken und runzelte die Stirn. »Du hast recht. Das mit eurem Generator ist eine hässliche Geschichte. Ich traue ihnen auch nicht über den Weg. Dein Sasonow hat das genau richtig gemacht. War ein klasse Auftritt von ihm. Das kannst du ihm ausrichten.«
    »Schau dir mal die feinen Pinkel dort an«, sagte Schakilow.
    Iwan wandte sich um.
    »Was sind denn das für welche?«, fragte er und verzog befremdet das Gesicht.
    »Ökos.«
    »Bitte?«
    »Das Imperium der Veganer lässt grüßen.«
    Iwan schaute ihnen nach. Die Veganer trugen edle grüne Uniformen, Lederhandschuhe und polierte Stiefel. Mit sämtlichem Schnickschnack herausgeputzte Hochglanzoffiziere – sogar Reitgerten hatten sie dabei. Im Vergleich zu ihnen wirkten die Admiralzen wie Abkömmlinge einer heruntergewirtschafteten Provinzstation.
    Also Ökos?
    »Sie haben ein Nachtsichtgerät«, bemerkte Schakilow, der die Veganer aufmerksam musterte. »So ein Ding wollte ich mir schon lange mal organisieren, aber irgendwie klappt es nicht. Siehst du, der dort?«
    Iwan nickte. Auch er hätte gegen eine solche Errungenschaft nichts einzuwenden gehabt.
    Ein Nachtsichtgerät. Das Leben in grünem Licht.
    »Was haben die hier verloren?«, fragte Iwan.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Schakilow achselzuckend. »Vielleicht ist das irgendeine Delegation?«
    »Schöne Uniformen haben sie.« Iwan musterte die Veganer völlig ungeniert. »Komisch, ich werde das Gefühl nicht los, dass an den Typen irgendwas faul ist. Ich weiß nicht, was, aber wenn ich sie mir so anschaue, kriege ich fast eine Gänsehaut.«
    Schakilow

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