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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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nickte. Unter Diggern war es üblich, die Intuition eines anderen zu respektieren.
    »Ich habe schon viel von denen gehört«, sagte Schakilow. »Gefangene bringen sie angeblich ohne viel Federlesen als Dünger aus. Na ja. In der Metro kursieren die unmöglichsten Gerüchte. Man muss ja nicht alles glauben, was erzählt wird.«
    »Natürlich nicht«, pflichtete Iwan bei, obwohl er wusste, dass eben jenes Gerücht der vollen Wahrheit entsprach.
    »Und noch eine schräge Geschichte über sie fällt mir ein«, fuhr Schakilow unbeirrt fort. Er beobachtete einen Offizier der Veganer, der vor einer Auslage stehen geblieben war. »Sie machen einem Menschen ein Loch in den Schädel und pflanzen ihm ein spezielles Pilzmyzel ein. Dieses Pilzmyzel produziert Psilocybin, ein Halluzinogen. Das ist so ähnlich wie Acid, wenn nicht besser. Das Myzel durchwächst allmählich das gesamte Gehirn. Der Typ, der es im Kopf hat, läuft ständig mit verklärtem Blick durch die Gegend, weil er einen Trip nach dem anderen hat. Und sobald das Myzel Fruchtkörper treibt, ernten die Veganer die Pilze und verwenden sie als Rauschmittel. Der Typ, dem die Pilze aus dem Kopf wachsen, geht dann allerdings ziemlich schnell vor die Hunde. Der Pilz ernährt sich ja von seinem Gehirn, und von dem ist dann früher oder später nicht mehr viel übrig.«
    Iwan richtete den Blick auf Schakilow. »Und das glaubst du?«
    »Weiß der Geier«, erwiderte der achselzuckend. »Ich hatte schon mit diesen Typen zu tun. Ich würde es ihnen zutrauen.«
    Iwan nickte. »Ich kann dich verstehen. Und weißt du was? Du hast sogar untertrieben.« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung der Veganer. »Das Ding, das der eine hat, ist kein Nachtsichtgerät, sondern eine Wärmebildkamera.«
    Schakilow stieß einen leisen Pfiff aus.
    Kusnezow kam zurück und erstattete Bericht.
    »Da sind ein paar Leute aufgetaucht, Chef. Noch nicht lange her. Die Männer des Oberführers – so heißt ihr Boss. Hihi.« Auf Mischas Gesicht erschien ein dümmliches Grinsen. »Der Oberführer – wie in den alten Filmen …«
    An der Wassileostrowskaja wurde einmal pro Woche ein Film gezeigt. Es ging fast zu wie im Kino: Die ganze Station versammelte sich in Reihen vor dem Fernseher und schaute.
    Beim letzten Mal hatte Iwan »Zwei Kämpfer« gesehen. Ein uralter Kriegsfilm in Schwarz-Weiß. Nicht übel. Alles war wie in der Metro: dunkel und mit Liedern. Nur dass die Leute ohne Gasmaske auf die Straße gingen. Das war der einzige Unterschied.
    Rein vom Verstand her war Iwan sich klar darüber, dass jener Krieg lange vor der Katastrophe stattgefunden hatte und mit den Ereignissen der Gegenwart in keinerlei Zusammenhang stand. Doch gefühlsmäßig war ihm, als gäbe es doch eine Verbindung. Im Film flohen unsere Leute nach dem Abspann in die Metro, während die schwarz uniformierten Feinde mit ihren kurzen Sturmgewehren die Oberfläche stürmten. Und dort alles Leben auslöschten.
    »Und was sind das für Typen?«, erkundigte sich Iwan.
    »Weiß ich nicht.« Kusnezow hob die Schultern. »Kmiziz hat sie hergebracht. Er sagt, dass sie für uns kämpfen werden. Äh … ich meine natürlich zusammen mit uns. Gegen die Moskowiter.«
    »Und warum haben sie das nötig?«, fragte Iwan skeptisch. »Sind das Söldner?«
    »So was in der Art. Faschisten, anscheinend.«
    Iwan knetete sein Kinn.
    Und wenn schon, dachte er. In der derzeitigen Lage müssen wir um jede Unterstützung froh sein. Da sind mir auch Faschisten recht. Sind doch nicht schlechter als zum Beispiel HareKrishna-Leute, oder? Zumindest sind sie auch glatzköpfig.
    »Und wo hast du sie, deine Faschisten?«
    »… Anton, Kusma«, zählte der Oberführer auf, als er seine Leute vorstellte. »Und das ist der Graue.«
    »Der Graue?«, staunte Kusnezow treuselig. »Er hat doch eine Glatze.«
    »Das eine schließt ja das andere nicht aus.«
    »Genau«, sagte der angeblich grauhaarige Skinhead grinsend und fuhr sich mit der Hand übers kahl geschorene, speckig glänzende Haupt.
    Es waren insgesamt acht Skins. Für einen Digger-Trupp fast ein bisschen zu viele. Doch der Oberführer gefiel Iwan sogar – ein skurriler Typ undefinierbaren Alters. Er hätte sechsundzwanzig sein können wie Iwan, aber auch fünfundvierzig.
    »Weißt du, warum in der Metro keine Neger leben?«, fragte der Oberführer nach der kleinen Vorstellungsrunde.
    »Weil ihr sie nicht lasst«, mutmaßte Iwan.
    »Fast«, erwiderte der Oberführer. »Aber in Wahrheit haben wir damit

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