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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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allein an einem Tisch, Bentner rauchte und zerkaute den von Lisa
beigebrachten Döner, der längst kalt geworden war und noch schlechter schmeckte als in warmem Zustand, was Bentner nie für möglich gehalten hätte. Und dann erschien Anna. Ein Mädchen im blauen Jeansanzug, dunkles Haar, Tennisschuhe an den Füßen. Sie blieb lange so stehen, schaute an Jana vorbei. Dann schauten sie sich an. Annas Lippen bewegten sich, vor ihrem Mund die Sprechblase mit den drei Punkten, was besagte, dass auf einem anderen Computer gerade eingetippt wurde. Bentner klickte die Figur an, ein Fenster öffnete sich in der rechten Ecke des Bildschirms. Anna14. Kein Mitglied im Pixieclub, keine PixDollar-Ersparnisse, sonst keine Informationen, vielleicht war sie neu hier, vielleicht ein Fake.
    Anna14: hi du
    Jana_13: hi
    Anna14: was machst hier
    Jana_13: mathe. du?
    Anna14: auch. was?
    Jana_13: weiss nich. alles
    Schlechte Antwort. Anna zögerte einen Moment.
    Anna14: kannst textgleichung?
    Bentner überlegte. Anna war 14, Jana 13. Möglicherweise ging Anna aufs Gymnasium (wie auch Jana), dann war sie eine Klasse über Jana.
    Jana_13: nö.
    Anna14: ich auch nich
    Jana_13: bist gut mathe?
    Anna14: nö. du?
    Jana_13: nö
    Auch vielleicht keine gute Antwort. Wenn Anna und Jana nur ihr Untalent in Mathe gemein hatten, würde das zumindest für Anna schnell langweilig.
    Jana_13: können ja ma guckn
    Anna14: oki
    Jana öffnete ein neues Fenster, in dem die einzelnen Mathelektionen verzeichnet standen, und klickte auf »Textgleichungen«. Sie verließ den Raum und fand sich in einem anderen, dunklen wieder, den eine große schwarze Leinwand ausfüllte, auf der gerade ein Inhalt geladen wurde. Janas Avatar stand alleine in der linken unteren Ecke, jetzt erschien darunter auch der Annas.
    Jana_13: so
    Anna14: oki
    Ein Text war eingeblendet worden: »Lies die folgende Aufgabe gut durch! Trenne die unnützen Informationen von denen, die du brauchst, um eine Gleichung mit einer Variablen x zu erstellen. Da du nicht allein in diesem Raum bist, frage deine Mitschüler(innen).«
    Der Text wurde zu Gunsten eines anderen ausgeblendet: »Mutter hat Bohnensuppe gekocht! Lecker! Sie hat ein Kilo Bohnen geschnitten und von 9 bis 10.30 gearbeitet. Dann hat sie die Suppe aufgestellt und jetzt ist sie fertig. Hmmmmmm. Mutter kostet.   ›Wenn ich jeden Tag einen Teller von dieser feinen Suppe essen würde, hätte ich eine ganze Woche dran! Aber meine Kinder werden auch davon essen und deshalb habe ich morgen nur noch einen Teller davon übrig, wenn alle heute schon einen Teller davon essen bis auf Klaus, der Bohnensuppe mag und bestimmt noch einmal Nachschlag will.‹   Frage: Wie viele Kinder hat die Mutter?«
    Anna14: das is sauschwer
    Jana_13: mhm
    Sie einigten sich schnell darauf, x sei die Zahl der gesuchten Kinder und die Kochzeit für deren Berechnung irrelevant. Aber was war mit dem Kilo Bohnen? Bentner wurde unsicher.
    Jana_13: kA wie die ihre suppe kocht. mit wieviel bohnen oder so
    Anna14: yep
    Irgendwann schien es ihnen logisch, dass insgesamt sieben Teller Suppe im Pott sein mussten, denn die Mutter hätte ja eine ganze Woche davon essen können und eine Woche hatte nun einmal sieben Tage.
    Anna14: hm
    Jana_13: glaub schon
    Anna14: oki
    Und wenn ein Teller übrigbliebe, dann würden insgesamt nur 6 Portionen gegessen. Und weil Klaus zwei Portionen aß …
    Anna14: dann is 7 minus 2 gleich x.
    Jana_13: oki. 5 kids
    Etwas hatten sie übersehen. Bentner begann zu schwitzen. Er kam sich blöd vor. Las den Text noch einmal.
    Anna14: yep. 5
    Jana_13: hm. nee
    Anna14: ?
    Jana_13: na die mutter
    Anna14: oh
    Jana_13: 7 – 2 – 1 = x. 4 kids
    Sie schrieben die Gleichung in ein Textfeld und erhielten die Antwort: »Richtig!«
    Anna14: aber is trotzdem komisch
    Jana_13: warum?
    Anna14: na kein vati
    Jana_13: vll geschieden
    Anna14: ja
    Jana_13: mhm
    Anna14: hast du einen vati?
    Jana_13: ja. du?
    Anna14: ja
    Jana_13: gut
    Anna14: ja. aber er lebt nich bei uns. weit weg
    Jana_13: aso
    Anna14: aber ich liebe ihn
    Jana_13. logo. ich meinen auch
    Anna14: aber hab ihn noch nie gesehn
    Jana_13: oh
    Anna14: nich so schlimm. er sagt immer
    Jana_13: was?
    Anna14: wär wegen dem goldenen blut
    Und dann war sie weg; ein Umstand, an den sich Bentner gewöhnen musste. Anna kam aus dem Nichts und verschwand im Nichts, ohne ein lakonisches »bb«, ohne das übliche »sry muss off«. Bei dieser ersten Begegnung war sie nur ein kleines Mädchen mit Matheproblemen gewesen,

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