Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
mit der sie dich jetzt aus der Firma ekeln wollen.
    »Okay«, sagte er.
    Als sie auf den Flur traten, klingelte Weidenfelds Handy, er wandte sich ab, ging drei Schritte zum Fenster hin, sagte sehr leise »hallo«, hörte eine Zeitlang zu, sagte »Moment« und dann, zu Bentner gewandt: »Sorry, aber das wird länger. Ich komm dann zu dir rüber, wenn’s recht ist. Noch mal sorry.«
    Bentner nickte und ging zurück in sein Büro.
    Gegen drei das Tacktack der nicht einmal Pfennigabsätze, ein Lachen, ein paar unverständliche Dialogsätze, Lisa, die den Kopf ins Zimmer hielt, hinter ihr einer der beiden jungen Programmierer, eingestellt, um Pixity am Laufen zu halten. Abels hieß er wohl, ein frisch von der Uni ins Leben ausgewildertes Bürschlein, das jetzt in einer Mischung aus Devotheit und Neugier hinter Lisa hervorlugte und ein »hallo« murmelte.
    »Ich geh jetzt, Nils. Morgen früh hab ich Uni, morgen Mittag bin ich wieder da. Hat der Döner geschmeckt?«
    Köstlich sei er gewesen, sagte Bentner. Hörte noch dem Tack­tack nach, das sich rasch entfernte, ein Glucksen des Programmierers dazwischen. Bloß nicht vorstellen, wie die beiden nachher im Bett übereinander herfallen. Blödsinn. Bentner starrte weiter auf seine Bildschirme und wartete auf eine der beiden Annas. Keine kam.
    Der Himmel hatte sich bewölkt, es war wärmer geworden, Eisregen möglich. Punkt vier verließ Bentner sein Büro, an Weidenfelds Zimmer vorbei, das offenstand und in dem sich die Putzfrau zu schaffen machte. Konnte also doch nicht so wichtig gewesen sein.
    Mit dem Bus zur Werkstatt. »Trinken Sie die eigentlich?« Ein Kfz-Meister mit brachialem Humor. Bentner sah ihn fragend an. »Na, die Bremsflüssigkeit. Viel zu wenig. Ausgetreten ist nichts, das haben wir kontrolliert, Beläge sind in Ordnung.« »Naja«, sagte Bentner, »dann muss ich sie wohl doch getrunken haben.« »Hm«, sagte der Meister, »hätte gefährlich werden können. Wieder alles in Ordnung. Aber kontrollieren Sie das vielleicht mal die nächste Zeit.« Bentner versprach es, nahm seinen Autoschlüssel in Empfang und fuhr davon.
    Er freute sich auf Olivias Weihnachtskarte. Es machte ihm Spaß, im Kaufhaus eine geschmackvolle Karte herauszusuchen, nichts Kitschiges, nur eine Winterlandschaft ohne irgendwelche Weihnachtsmänner im Hintergrund, ein nächtliches, im Fastdunkel schlafendes Dorf.
    Er könnte sie besuchen. Sich kurz zuvor anmelden, auf eine negative Antwort gefasst. Alles Unsinn.
    Bentner wollte nicht nach Hause, er konnte es nicht, ging ins   Taco’s , wo es, des möglichen Eisregens wegen, sehr ruhig war. »Gib mir einfach ein Bier«, und Rigo gab ihm ein Bier, sah zu, wie es angenippt wurde.
    »Du machst aber keinen Ärger?«
    »Was?«
    »Deine Kumpels Gorland und Weidenfeld. Vor einer Stunde. Hätte sie rausgeworfen, aber war außer mir keiner da, den sie hätten belästigen können. Und mich kann man eigentlich gar nicht belästigen.«
    »Versteh kein Wort.«
    Bentner bereute es, hier zu sein. Das Bier schmeckte ihm nicht, Rigo noch weniger.
    »Sie haben sich gestritten«, sagte der, »hätte nicht viel gefehlt und sie wären … nun ja.«
    »So, so«, sagte Bentner, legte Geld auf den Tisch und ließ das noch fast volle Glas dort stehen.
    »Ich geh dann mal.«
    »Pass auf den Eisregen auf. Mach’s gut.«
    Es gab keinen Eisregen. Bentner kam gesund nach Hause, machte sich zwei Brote, überflog die Zeitung. Schaltete den Computer ein. Pixity. Das alles ging automatisch, als sei man eine Maschine, auf wenige Handgriffe programmiert. Als Rickboy einloggen. Auf die Freundesliste sehen, wer online war. Anna.
    Sie meldete sich sofort.
    Anna_lieb_dich: bist da?
    Rickboy_16: ja ☺
    Anna_lieb_dich: *freu*
    Rickboy_16: *freu auch*
    Anna_lieb_dich: hab dich lieb.
    Rickboy_16: ich dich auch

FENSTER, TÜREN, RÄUME
    Über Nacht hatte es geschneit. Die Welt sah nun so aus wie Pixity, wo pünktlich zum 1. Dezember die Grafiken ausgetauscht worden waren, aus dem herbstlichen Städtchen ein weihnachtliches geworden war, mit viel Schnee auf den Dächern, festlichem Schmuck an den Häusern und einer imposanten Tanne im Foyer der Schule. Bentner erinnerte sich daran, wie sie das, was Gorland »Assets« nannte, in abendlichen Sitzungen festlegten, eine lange Liste benötigter Grafiken, die der Meister schließlich mit der ganzen Resignation seines verhinderten Künstlertums abnickte und mit routinierter Hand zu Papier brachte.
    Allein um die kleinen Figuren laufen zu

Weitere Kostenlose Bücher