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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Schweinewörter. Für mich ist das Sport. Oder so ähnlich.«
    Sei ruhig, Lisa.
    Wieder die Schritte, diesmal noch schneller, diesmal nur bis vor Lisas Tür. Anklopfen, öffnen, ohne eine Antwort abzuwarten. Der Kopf des Programmierers Abels, hübsche Locken hatte der, vor Aufregung gerötet war der.
    »Lisa! Weidenfeld ist … oh, Herr Bentner.«

    Die Tür war tatsächlich aufgebrochen worden. Erst gestern habe Weidenfeld ein neues Schloss einbauen lassen, in weiser Voraussicht, die ihm aber nichts … betretenes Schweigen. Sie hockten alle im Konferenzraum, bedienten sich an den Getränken und Keksen, die noch vom Morgen und der vereitelten Wochenkonferenz auf dem Tisch standen. Alina hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten und war von Sarkovy ins Krankenhaus gefahren worden, so dass Bentner als einziges Mitglied der Geschäftsführung im Raum als eine Art Autoritätsperson galt, an die man das Wort zu richten hatte.
    »Ich hab ja praktisch ständig mit dem Hausbesitzer«, sagte Almuth Neu, »ich meine telefoniert, Frau Marschall wollte das so.«
    Das Licht hatte in der Wohnung gebrannt, Klingeln den Inhaber nicht geweckt. »Er wollte aufschließen, also der Hausbesitzer mein ich jetzt, aber ging ja nicht.« Ein neues Schloss, ein fluchender Vermieter, das war nicht abgesprochen und auch vertraglich verboten.
    Über die Todesursache gingen die Meinungen auseinander. Von einer Blutspur war die Rede, aus dem Schlafzimmer bis einen Meter vor der Tür, »also hinter der Tür. Aber ist ja auch egal.« So als habe sich Weidenfeld, von was auch immer schwer verletzt, noch eine kurze Strecke bewegen können, vielleicht auf allen Vieren, vielleicht wie eine Robbe auf dem Bauch, und die Vorstellung ließ alle im Raum schweigen, die Kekse diskreter zerkauen.
    Kein natürlicher Tod, nicht die Gnade eines Herzstillstands im Schlaf. Du schläfst ein und bist dann tot und da du nicht mehr aufwachst, merkst du ja nichts mehr, oder? Irgendwann in der Nacht musste es passiert sein, keine Einbruchsspuren an der Wohnungstür, warum hat er überhaupt das Schloss auswechseln lassen? Der Mann vom Schlüsseldienst habe so seine Probleme damit gehabt, wusste Almuth weiter zu berichten, ein hochmodernes Sicherheitsschloss, er habe es praktisch aus dem Türrahmen herausschneiden müssen und selbst dann …
    »Und da hat keiner was gehört?« Die kleine Blonde aus der Auswertung schüttelte den Kopf. »Ist ja möglich, dass der Täter einen Schalldämpfer benutzt hat.« »Ist ja möglich, dass gar keine Schusswaffe im Spiel war«, sagte Bentner gereizt. Er wollte hier raus. Lisa saß neben ihm, ganz in Schwarz, als sei sie vorbereitet gewesen. Blödsinniger Gedanke, schalt sich Bentner.
    Dann klingelte das Telefon in Almuth Neus Büro und die Sekretärin stürzte ihm entgegen. Kam zwei Minuten später zurück und teilte mit, die Polizei komme gleich vorbei, das Büro des Toten sei nicht mehr zu betreten, die Anwesenheit der Mitarbeiter nicht mehr erforderlich, man wolle nur jemanden von der Geschäftsführung sprechen, der Rest dann morgen.
    Bentner zog sich für ein paar Minuten zurück, starrte aus dem Fenster seines Zimmers auf den Parkplatz, der sich nun langsam leerte.
    Er trauerte nicht. Es kam ihm unwirklich vor, dass einer tot sein sollte, mit dem er gestern noch gesprochen hatte, und er stellte sich vor, wie es sein musste, tot zu sein. Du wirst nicht mehr erfahren, wer der nächste Fußballweltmeister wird, nie wissen, wie das ist, alt zu sein und langsam deine Kräfte zu verlieren, alles was du getan hast, ist sinnlos geworden. Er wusste nicht viel über Claus Weidenfeld. Hatte er noch Eltern, hatte er Geschwister? Ein Mann Mitte Dreißig, der BWL studiert hatte, ein Spezialist für Bilanzen, der wusste, was eine Buchhalternase war. Und der wusste, wie Alina Marschall nackt aussah, ob sie beim Sex stöhnte oder nicht und wenn ja wie laut.
    »Ach, hier bist du.«
    Er hatte Sarkovy nicht kommen hören.
    »Alina hat ihr Beruhigungsmittel gekriegt, ich hab sie heimgefahren, ihre aktuelle Freundin war Gott sei Dank da und …«
    Bentner nickte und wies auf einen freien Stuhl.
    »Die Polizei soll gleich kommen.«
    Sarkovy wusste es natürlich schon. Immerhin war er die Stimme der Firma nach draußen, der eloquente Kommunikator.
    »Almuth bereitet schon was vor, Getränke und so was. Wir gehen am besten in mein Büro. Du kommst doch mit?«
    Michael Sarkovy redete wenig. Er war ein Zuhörer, ein Abnicker, einer, der den Zeigefinger

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