Pixity - Stadt der Unsichtbaren
ausmalen, wie Alina auf die Nachricht reagieren würde, sie sah Weidenfeld mit einer jungen Praktikantin oder einer Zufallsbekanntschaft der vergangenen Nacht auf dem Bett, dem Schreibtisch, unter der Dusche.
Bentner ging in sein Büro. Er grinste immer noch. Heute Morgen nach dem Aufstehen hatte er sich vorgenommen, seinen Ausstieg aus PixBiz bekannt zu geben, »macht mir ein unmoralisches Angebot und ich verkaufe«, ein spontaner Entschluss während der ersten Zigarette, beim Zähneputzen dann schon relativiert, »nur wenn sie mich bei der Sitzung wieder so ankotzen«, im Wagen dann schließlich von der üblichen Melancholie abgelöst und fast vergessen.
Er war gegen Mitternacht zu Bett gegangen, zwei unwirkliche Stunden in Pixity und eine lappige Tiefkühlpizza lagen hinter ihm. Der rote Punkt hinter Annas Namen auf Janas Freundesliste war irgendwann grün geworden, sie war also on und befand sich in einem Raum »casting«. Jana klickte drauf und wurde in eine großzügige, für 20 PD zu mietende Suite des Grand Hotels gebeamt. Dort stand Anna vor einem Schreibtisch, hinter dem chillerkiller thronte, ein gepierctes und gänzlich schwarzes Mädchen auf Gruftitrip, die rechte Hälfte des Raums wurde von einem gigantischen Bett ausgefüllt.
chillerkiller: ey, wer bistn du?
Anna14: das is jana meine freundin. Hi jana.
Jana_13: hi anna.
chillerkiller: oki. Wart bis du dran bist wennst PD verdienen willst.
Anna14: will zuerst. habe keine mehr. Sry.
chillerkiller: oki. machst alles?
Anna14: oki
chillerkiller: dann sag was du grad anhast und zieh das dann aus. kriegst 5 PD dafür. überweis ich dir dann sofort.
Anna14: oki. Also eine leggi.
chillerkiller: ausziehn. weiter
Anna14: shirt
chillerkiller: ausziehn. weiter
Anna14: sockis
chillerkiller: ausziehn. weiter
Anna14: nur noch hösi.
chillerkiller: beschreib ma
Anna14: ganz normales weisses hösi mit spitze
chillerkiller: durchsichtig. kann man spältchen sehn?
Anna14: nö.
chillerkiller: ausziehn. bist rasiert?
Anna14: ja. landestreifen
chillerkiller: oki. mom. überweis dir 5 PD. bist jetzt wirklich nackt?
Anna14: ja
chillerkiller: dann leg dich ma aufs bett
Annas Figur wurde zum Bett gesteuert, Bentner verfluchte in diesem Moment jene Grafik, die sie auf Alinas Wunsch angefertigt hatten, eine liegende Figur.
chillerkiller: mach die beine auseinander
Anna14: oki. was krieg ich dafür?
chillerkiller: noch ma 5 PD, aber nur wennst jetzt schreibst dass du dir grad ne gurke in die F steckst.
Anna14: wie?
chillerkiller: na sags halt so
Anna14: Ich steck mir grad ne gurke in die F.
chillerkiller: oki. Jetzt kanns 25 PD verdienen
Anna14: echt? Wie?
chillerkiller: schreib dir ne PN. Guck ma gleich in dein Postfach.
Anna14: oki
Bentner rief sofort die Datenbank mit den persönlichen Nachrichten auf, die von den Pixies untereinander geschrieben werden konnten. Ein, zwei Klicks und er hatte das Postfach von Anna14 vor sich. Soeben traf eine neue Nachricht ein.
»Hallo süße Sau. Fickst dich gerade mit der Gurke? Is doch fad! Komm jetzt zu mir in einen richtigen Chat mit Cam. Hier ist der Link: frauentalk.de/chat. Dort gehst du in den Privatraum WIR ZWEI , das Passwort lautet Lesbosgirl. Gib das ein. Und schalt den Monitor rechts oben ein. Einfach das Popup-Menü auf, dort auf den Namen ICHMACHMIRS klicken. Bleib so lange in dem Raum, bis ich gekommen bin. Und mach dirs weiter mit deiner Gurke, du geiles Stück. Dann kriegst 25 PD. Also komm.«
Anna war in den Raum gegangen, hatte die Kamera eingeschaltet, sah zu. Aber es war nicht, wie es Bentner erwartet hatte, ein Mann, der sich selbst befriedigte, es war eine Frau, der Kamerablick zwischen die Beine auf zuckende Oberschenkel und eine vibrierende Hand, eine jüngere Frau wohl.
Willkommen in Pixity, dem fröhlichen Päderastentreff, der Stadt der Onanisten, wo sie Nils Bentner als ihren Schöpfer verehren. Der schwitzte. Saß, noch in offener Jacke, vor dem schwarzen Monitor, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, kalt und feucht. Gleich würde er frösteln.
Jemand ging hustend über den Flur, eine Tür fiel ins Schloss, dem Klang nach war es die Klotür. Sonst war es still im Gebäude, als sei niemand hier, Bentner selbst auch nicht, er am allerwenigsten.
9 Uhr 30. Er sollte sich endlich seinen Kaffee kochen, vorher die Jacke ausziehen, am Thermostat rumexperimentieren, den Rechner hochfahren, die Frau aus dem Chatraum verbannen, denn noch war er Gott und hatte
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