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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Nase steckte in allen Widerwärtigkeiten dieser Welt, aber es gab nichts mehr, was man hätte herauskotzen können. Ein Geräusch, als sei ein kleiner Gegenstand zu Boden gefallen und rolle nun übers Parkett. Vielleicht etwas aus seiner Jackentasche. Nein, Unsinn. Im Schlafzimmer lag Teppichboden. Also im Wohnzimmer? Egal. Er konnte es nicht nachprüfen.
    Sich zu betrinken gehörte nicht zu Bentners Angewohnheiten. Gut, sie hatten, als sie Pixity schufen, ausgiebig gezecht, nach jedem wichtigen Schritt eigentlich. Aber es war eine glückliche Trunkenheit gewesen. Heute nicht. Eine neue Runde Tequila, dazwischen ein paar Biere. »Dir geht der Tod von Claus doch genauso am Arsch vorbei wie mir«, hatte Sarkovy plötzlich gesagt, als sei ihm gerade die Maske aus der Visage gefallen, und sofort hatte er sie wieder aufgesetzt, gelacht. »Entschuldige. Du merkst, ich habe mich nicht mehr im Griff. Also kann mir der Tod von Claus gar nicht am Arsch vorbeigehen.«
    Clever gemacht. Bentner hatte nichts darauf geantwortet. Er wollte heim, er wollte den Computer hochfahren, Rick sein, der nette, manchmal ein wenig versaute Rick am Ende seiner Pubertät. Wollte Anna_lieb_dich treffen, die ihn mit einem *freu* begrüßen würde, ihr ein *freu auch* zurückgeben. Manchmal war Anna tatsächlich jenes vierzehnjährige Mädchen, das Bentner, als er 16 gewesen war, nicht gekannt hatte. Ein unbeschwertes Kind, das unvermittelt seinen neckischen Charme spielen ließ, Andeutungen machte. Wie sie doch jetzt, genau jetzt, irgendwo in der Karibik sein könnten, in einem Luxushotel, versteht sich, am Pool, ganz allein für sich hätten sie den, versteht sich ebenfalls, und dann trägt Rick seine Anna ins Haus, ins Schlafzimmer und dann …
    Bentner hätte nicht mitmachen dürfen. Aber er hatte es getan. Anna geschrieben, was auf dem Bett geschehen würde, in allen Einzelheiten, und Anna hatte nur »jaaaaaa« geantwortet oder »hihi« oder »und dann?« gefragt. Und Rick hatte es ihr gesagt.
    Schritte? Schritte. Aber wo? In seinem Kopf oder in seiner Wohnung? Bentner versuchte seinen Oberkörper aufzurichten, in der irrigen Annahme, dabei gingen auch die Lider nach oben. Beides misslang. »Hallo?«, fragte er in die Schwärze hinein, und die Geräusche waren tatsächlich nicht mehr da. Keine Schritte mehr. Die Wohnungstür. Er hatte die Wohnungstür offen gelassen. Na und?
    »Willst du noch was?«
    Rigo war am Tisch aufgetaucht, Bentner aus einer Art Halbschlaf hochgeschreckt, Sarkovy verschwunden.
    »Hast nicht mitgekriegt, wie er gegangen ist? Ho, ho, mein Lieber. Ich ruf dir ein Taxi, okay?«
    Nicht okay. Einen Tequila noch. Das   Taco’s   rüstete sich für den Feierabend, zwei oder drei Gäste, auch Dehmel und seine reife Dame waren längst verschwunden, das Laken anfeuchten. Rigo brachte zwei Tequila, stellte einen vor Bentner, setzte sich und trank den zweiten auf ex.
    »Mein erster für heute. Und mein letzter. Für dich auch.«
    »Sag mal – hast du Weidenfeld eigentlich gemocht?«
    Rigo lachte.
    »Kannte ihn doch gar nicht richtig. Das ist das Gute an meinem Job. Du lebst von Menschen, die du nicht kennen musst.«
    Bentner hatte nichts gegen experimentelles Kino, aber sehr viel dagegen, wenn sein Kopf als Abspielort unausgegorener Versuche genutzt wurde. Ein gesichtsloser Taxifahrer, der den Fünfziger in seine Geldtasche steckte und umständlich nach Wechselgeld suchte, diese Versuche indes erfreut und überrascht einstellte, als ihm der Fahrgast ein beiläufiges Handzeichen gab. Stimmt so.
    Sarkovy mit Fischmaul, aus dem die Bläschen unaufhörlich blubberten. Prima Geschäftsidee. Hybrides Lernen. Nicht einfach nur ein simpler Chat. Eine Treppe, die nicht aufhören wollte. Ein kleines Mädchen breitbeinig auf dem Bett.
    Nein, Unfug! Es war nie so weit gekommen. Mochte sein, dass sich Bentner das für ein paar Sekunden vorgestellt hatte. Sein Kopf war nun einmal ein Kino. Aber da war Anna gerade off gegangen, der Film verharrte in Warteposition, ein letztes Bild flackerte auf dem inneren Monitor. Zwei Stunden lang hatten sie gechattet, hatte Bentner versucht, Annas Endzeitvisionen zu zerstören, dieses ständige »Ich hau ab«, »Ich geh einfach weg«, »Ich halt das hier nicht mehr aus«, »Werd schon was finden und wenn’s mich umbringt.« »Ihr müsst miteinander reden«, hatte Bentner entgegnet, »nein«, Anna, »das klappt nicht. Sie blockt einfach ab!«
    Stundenlang das, bis Anna das Thema beiseiteschob und auf eine

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