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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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müssen. Hätte man doch irgendwas davon gehört.«
    »Keine Ahnung. Warum sie überhaupt hingegangen ist … nicht freiwillig, schätze ich.«
    »Nein, nicht freiwillig. Nicht so. Und dann steht sie oben und öffnet das Fenster und springt raus.«
    Bentner tippte »Anne Schneider« ein, Google 0,24 Sekunden für ungefähr 35.300 Ergebnisse.
    »Sie hätten sie nicht Layla-Anne nennen sollen«, sagte er. Lisa nickte.
    »Sie hätten wissen müssen, was ein ungewöhnlicher Name im Zeitalter des Internets und der sozialen Netzwerke bedeutet. Sie hätten überhaupt wissen müssen, dass das Internet nur erfunden wurde, um Päderasten und Psychopathen zu dienen. Und Geschäftemachern und Intriganten und Wahnsinnigen und Idioten und überhaupt irgendwelchen Hirnis, die sich am liebsten selber auf die Schlachtbank legen. Ist doch wahr.«
    Es war nicht wahr, aber es stimmte.

    Er fuhr durch die Stadt. Hatte damit begonnen, die Fußgänger an den roten Ampeln zu zählen, bei 200 aufgehört, der Himmel auf einmal kupferfarben und dann tiefrot, das Christkind buk Plätzchen.
    Er wollte nicht zum See, er war schließlich am See, den auch in der Dämmerung Menschen mit Stöcken umrundeten. Die Lustschlösschenseite, »täglich frischer Kuchen« lockte das Café, er probierte es aus, alles Lüge, der Käsekuchen schmeckte nach vorgestern.
    Er fuhr. Durch ein Labyrinth kurzer enger Straßen, im Kreis herum, wieder am See, die Seite mit den Wochenendhäuschen. Das von Schneider lag im Dunkeln, das war ihm recht. Er rauchte eine und fuhr weiter.
    Warum hatten sie in Pixity keinen See? Parks, das ja, aber keinen See, um den Pixies wandern konnten, an dessen Ufer diese kleinen properen Häuschen auf kleine propere Bewohner warteten, Häuschen, in denen man Orgien feiern oder einfach die Wände anstarren konnte.
    Das hatte Lisa gesagt, als sie sich verabschiedeten. Bentner fragte: »Und wie verbringst du Weihnachten?«
    »Ich werde an die Wände starren.«
    Er hatte nichts dazu gesagt. Was auch. War doch in Ordnung, an Heiligabend an die Wände zu starren. Sie ging auf die andere Straßenseite an die Bushaltstelle, nein, nicht nach Hause bringen. Er hatte es ihr selbstverständlich angeboten und gewusst, was passieren würde, wenn sie mit »Ja« … Sie hatte auch nicht direkt »Nein« gesagt. Sondern gar nichts. Nur nach 300 Metern zum Straßenrand hin gewunken, »hier kannst halten«.
    Die Helene-Mayer-Oberschule, und noch immer wusste er nicht, wer zum Teufel diese Helene Mayer gewesen war, gewiss eine verdienstvolle Frau. Er musste einmal ums Karree, dann fand er das Café, einen kleinen, sicher gemütlichen Laden zwischen Copyshop und Versicherungsagentur.
    Den Wagen abstellen, hineingehen, an der Kuchentheke vorbei ohne hinzuschauen, einen Milchkaffee und ein Croissant, nein, ohne Füllung, danke. Er zahlte sofort, die Bedienung entfernte sich auf ihren Plattfüßen in den Sommersandalen.
    Der einzige Gast, 0 Pixies online. Wie auch. War doch schon dunkel draußen, später Nachmittag, waren doch Ferien. Und hier hatten sie vielleicht gesessen, Anna, die nicht Anna hieß (darauf hätte er wirklich früher kommen können), und das Mädchen, das leider Layla-Anne geheißen hatte, um seinen Allerweltsnachnamen zu düpieren. Layla-Anne, komm mal her. Layla-Anne, gehst mit ins Schwimmbad. Layla-Anne, hast wieder deine Hausaufgaben nicht gemacht. Layla-Anne, zieh dir was Knackigbuntes an und komm ins Hotel und blas mir einen. So ungefähr.
    Es ging heimwärts. Irgendwann merkte er das, die Straßen kamen ihm bekannt vor, obwohl es nicht seine gewohnte Strecke war. Einmal links, einmal rechts, hier residierte Michael im Haus der Witwe, klang wie der Titel eines Kriminalromans, »Das Haus der Witwe«.
    Vor dem Haus stand jetzt eine kleine Tanne, um die sich eine Lichterkette wand und ruhiges Hellgelb ins Nachtschwarz tupfte. Musste neu sein; hatte er nicht gesehen, als er vor ein paar Tagen hier nachts vorbeigelaufen war.
    In Michaels Wohnung brannte Licht. Für einen Moment überkam Bentner der Wunsch, Sarkovy einen Besuch abzustatten, »Hallo Michael, Überraschung«, aber das war natürlich völliger Unsinn. Über was hätten sie reden sollen? Sag mal, hast du dich bepisst, als du ans Bett gefesselt warst? Nein? Aha. Dann bist du also derjenige, der andere an ihre Betten fesselt? Okay. Gut, dass wir drüber geredet haben. Unfug hoch drei.
    Er hatte sich verfahren, man glaubte es nicht. Eine Art Park, wie kam der hierher? Kannte er

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