Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
nicht, noch nie gesehen. Dunkle Bäume, unter denen noch Schnee lag, kein Ort, an dem sich die Sonne gerne aufhielt, Nadelwald, vielleicht eine Fichtenschonung, in der zu Weihnachten wacker die Axt wütete. Bentner stieg aus, machte ein paar Schritte, ging zurück, fuhr weiter.
    Nein, er loggte sich nicht aus. Es war schon spät, halb elf, der Park hatte sich geleert, Jana ganz allein auf der Bank gesessen. Ich geh raus, dachte Bentner, das bringt nix mehr heute, nicht einmal das Fakeduo ließ sich blicken, hatte wohl Weihnachtspause. Er trank schnell noch einen Schluck und dann stand Anna am Eingang, wandte sich Jana zu, kam näher.
    hallo du , sagte Anna.
    Ich hab kein Gesicht mehr für sie, sagte sich Bentner. Eins von den Mädchen, vielleicht Svea, vielleicht diese Julia und dann sieht man immer nur Layla-Anne und ihr Gesicht ist auf den Asphalt geklatscht und zersprungen wie etwas aus Glas.
    Jana_13: hi anna. bist auch noch wach?
    Anna14: joah ☺   wär ja sonst nich hier *lach*
    Jana_13: hehe
    Stell dir vor, du wärst ihr vor ein paar Stunden in diesem Park begegnet. Ein Mädchen ohne Gesicht. Sie ängstigt sich vor dir, du gehst ganz schnell an ihr vorbei, weil du an ihrer Stelle auch Angst hättest.
    Anna14: darf ich dir was sagen?
    Jana_13: klaro
    Anna14: geh weg von hier
    Jana_13: ?
    Anna14: doch. Is nich gut hier. ich geh auch bald weg.
    Jana_13: warum gehst weg, anna?
    Anna14: sag ich dir mal später. Aber geh du auch weg. Is nich gut hier.
    Jana_13: wegen fakes?
    Anna14: yep. gibt hier viele
    Jana_13: weiss ich
    Anna14: dann geh weg
    Jana_13: oki
    Anna14: was kriegst an weihnachten?
    Ja, was könnte Jana bekommen? Ein neues Handy, einen neuen Laptop, Klamotten oder Geld.
    Jana_13: weiss noch nicht. du?
    Anna14: hab stress mit meiner mum schon wieder.
    Jana_13: aber machst keinen scheiss anna
    Anna14: nee. versprochen.
    Jana_13: kriegst nicht neuen lap?
    Das war ihm gerade so eingefallen. Vielleicht ging sie darauf ein.
    Anna14: hab doch schon
    Jana_13: echt? neuen?
    Anna14: nee. nicht neuen. Von meiner bf den.
    Jana_13: uh hat die neuen gekriegt?
    Anna14: nee
    Jana_13: hm
    Anna14: die braucht ihn nicht mehr. hab auch nich von ihr direkt. Von ihren ellis. mutter
    Jana_13: is was mit layla?
    Scheiße. Er hatte es vermasselt. Layla.
    Anna14: wieso kennst den namen von der?
    Jana_13: hast mal gesagt. layla wär deine bf
    Anna14: ja war auch
    Jana_13: nich mehr?
    Anna14: nee
    Jana_13: und kriegst trotzdem lap von ihr?
    Anna14: muss off. bye
    Jana_13: oki. bye

DIE AUGEN, DIE BLICKE, ALLES
    Bentner schlief länger als üblich und besser als erwartet. Er liebte Heiligabend, weil er ihn nichts anging, weil ihn die panischen Heere derer, die noch keine Geschenke eingekauft hatten, belustigten, weil sie auch Schmuckdosen mit 20 Brühwürfeln darin erstanden, wenn die Geschäfte per Lautsprecher mit dem Ladenschluss drohten.
    Man saß dann gelassen in der Cafeteria eines Kaufhauses, die Tasche mit den Einkäufen neben, den Espresso vor sich, man dachte an die Zeit, wenn es dunkel geworden war und für eine Stunde merkwürdig still. Keine Autos. Man konnte auf dem Balkon stehen und sich selbst beim Atmen zuhören. Wieder hineingehen zu seiner Flasche Wein, seinen belegten Broten, dem Buch, in dem man gelesen hatte, ohne zu wissen was.
    Bentner fuhr in die Stadt, es war gerade neun geworden, als er im Parkhaus aus dem Auto stieg, gerade zehn, als er seine Einkäufe auf die Rückbank stellte und wegfuhr.
    Das   Taco’s   hatte geöffnet, eine junge Frau vertrat Rigo, Bentner kannte sie vom Sehen, sie ihn auch, man nickte sich zu. Ein paar frühe Gäste saßen vor garantiert unmexikanischen Frühstücken, allein Gorlands Schwester vor einem Orangensaft, der wässrig genug aussah, um mit Sekt vermischt zu sein. Bentner setzte sich zu ihr.
    »Geht’s?«
    Dumme Frage. Sie sah ihn ebenso dumm an, hob ihr Glas und sagte: »Prost.« Bentner wartete auf seinen Kaffee.
    »Und Hans-Jürgen? Alles in Ordnung?«
    »Muss wohl.« Sie setzte das Glas ab, passgenau auf den feuchten Kreis auf dem Tisch.
    »Er darf heute die Kinder sehen. Seine eigene Tochter und den Jungen, den seine Frau mit in die Ehe gebracht hat. Er hängt ja an beiden. Von 14 bis 16 Uhr, das ist wie Sprechstunde beim Onkel Doktor. Im Café. Die Alte sitzt dann die ganze Zeit mit ihrem neuen Stecher draußen im Auto, geht auch zwischendurch mal rein gucken, ob die noch da sind. Meinem Bruder geht’s also blendend, und wenn ich Glück hab, werde ich heute

Weitere Kostenlose Bücher