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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Altersangabe illusionär wurde. Es konnte sein, dass sie nicht mehr registrierte, was sie gerade tat, wo sie war, im Blickfeld eines Sechzehnjährigen, der wunsch- und erwartungsgemäß sein erigiertes Glied streichelte und darauf wartete, dass Blackmamba endlich aufstand und ihm den Zielort seiner Phantasie ins Bild hielt.
    Blackmamba saß da, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, dazwischen die Tastatur, die Hände fuhren über die Wangen, die Stirn, das Haar. Müßig sich zu überlegen, wo sie gerade war, woran sie dachte. Sie schaute weder traurig noch enttäuscht aus, sie schaute aus wie eine, die beim Discounter an den Regalen entlang flanierte und in Gedanken den Einkaufszettel rekonstruierte, den sie leider zu Hause auf dem Küchentisch vergessen hatte. Eine Frau, die nicht weiß, ob sie noch Räucherlachs braucht. Die, würde Rick ein paar Wörter tippen, aus ihren Gedanken fiele und in jener anderen Welt erwachte, in der sie nur mit Slip bekleidet vor einer Kamera saß, einem Jungen kurz vor dem sexuellen Höhepunkt gegenüber, ein kurzes Aufstehen, das Herunterlassen des Slips wie eine notwendige Dienstleistung, die obligatorische Frage, ob er schon gekommen sei.
    hallo?
    Das schrieb Jana, als Jan sich nicht mehr meldete. Jan antwortete nicht. Ein Mädchen namens Bella hatte sich neben ihn gestellt, ihm etwas geflüstert und seitdem schwieg Jan. Wieder tauchte eine Sprechblase vor ihrem Mund auf, drei Punkte darin. Bella flüsterte.
    Bella: geh hier raus, mädchen, wenn du eins bist. hier ist nicht gut für dich.
    Jana_13: ?
    Bella: aber bist ja keins. wo ist rick? nicht da heute?
    Rick hatte gerade   zieh dich wieder an   getippt, aber Blackmamba las es nicht, sie starrte immer noch auf ihr Kamerabild.
    Jana_13: Wer sind Sie?
    Bella: Ach, plötzlich können Sie schreiben wie ein Erwachsener, Herr Bentner. Lassen Sie sich gerne von Jungs anmachen, die keine sind? Oder machen Sie lieber Mädchen an, die welche sind?
    Jana_13: Anna?
    Bella: *lach*. So schreibt man das doch hier, oder? *lach*. Aber wollen Sie wissen, wo Jan jetzt ist? Oder zeigen Ihnen das Ihre Logdateien?
    Die hatte Bentner bereits aufgerufen. Bellas Account war noch keine zehn Minuten alt. Geburtstagsangabe 24.12.2010. Die Kontrolle hatte das akzeptiert und   »Alter: 0«   gespeichert, ein unverzeihlicher Programmierfehler. Jan hatte sich ausgeloggt, das sah Bentner.
    Bella tippte eine Internetadresse, einen Link zu frauentalk.de sowie ein Passwort.
    Bella: Gehen Sie doch mal hin. Wird Sie interessieren. Aber Beeilung. Der Raum dürfte bald überfüllt sein. Ich habe nämlich das Passwort auch bei frauentalk.de veröffentlicht, kann jeder lesen. Leider muss ich jetzt gehen. Man sieht sich.
    Bella loggte sich aus. Ihre Adresse gehörte zu keinem von Annas Rechnern. Sondern zu dem Laptop, mit dem Alina unterwegs war, wenn sie kleine Mädchen zur Anatomiestunde einlud.
    Den Link eingeben, das Passwort hinterher. Wie Bella es vorhergesagt hatte, war der Raum überfüllt, vierzig, schnell fünfzig Besucher.
    boah!
    ja wie geil ist DAS denn!
    das nenn ich Weihnachten *fg*
    Es war Weihnachten. Heiligabend. Der Raum, in dem sich Bentner nun befand, hieß Alina_Marschall, die erste Nachricht stammte von Bella und lautete: »Das ist Alina Marschall in ihrer bevorzugten Position. Sie möchte gerne gefickt werden. Machen Sie es doch. Besuchen Sie Alina Marschall.« Dann folgte die Adresse.
    Bentner machte die Cam an. Alina lag, nur mit ihren schwarzen Lackstiefeln bekleidet, auf dem Bett, die Kamera frontal aus ca. einem halben Meter Höhe auf sich gerichtet. Alina war ans Bett gefesselt, schwarzes Band klebte über ihrem Mund. Sie schaute in die Kamera.

DIE AUGEN SAGEN NICHTS
    Geh dran, geh dran, geh dran.
    Bentner tat, was er noch nie zuvor getan hatte, er telefonierte beim Autofahren. Lisa meldete sich nicht. Die Wände anzustarren musste eine fast buddhistische Beschäftigung sein, bei der einem die Welt abhanden kam.
    Kein Auto vor ihm, keines hinter ihm, eins, das ihm entgegenkam. Bentner fuhr schneller als erlaubt, nicht viel, aber immerhin. Der Laptop stand auf dem Beifahrersitz, ein bisschen diffuses Licht in einem anderen diffusen Licht von der Beleuchtung draußen.
    Wahlwiederholung. Wenigstens die Mailbox sprang an, Bentner erzählte aufgeregt und in Stichworten, buchstabierte den Link und das Passwort. Er sei auf dem Weg zu Alina.
    Die Haustür offen, nur angelehnt, die Wohnungstür ebenso. Bentner lauschte, er hörte nichts. Ich

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