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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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meiste schon.
    Niemand hatte etwas gemerkt. Als der Crash kam, hatten alle -Analysten, Market Maker und Händler gleichermaßen - zum Verkaufen gedrängt.
    »Wall Street deutete schon an, daß eine größere > Korrektur < bevorstand. Die Kurse dort waren am Vortag gefallen, und als London eröffnete, war der Index um hundertfünfzig Punkte heruntergegangen, Hong Kong mußte schließen, und dann kam Tokio...«
    »Das wissen wir alles«, unterbrach ich.
    »Ich will ja nur die Szenerie beschreiben...«, antwortete sie mit demonstrativer Munterkeit. »Jedenfalls-ich hab’ die Analysten in der City angerufen, und ihre Antworten waren alle ziemlich ähnlich: die Reaktion der Wall Street auf das Handelsdefizit im September, die Kursstürze des ungestützten Dollar, die steigenden Zinsen anderswo, der Top-Analyst/-Chartist Peter Rechter, der VERKAUFEN signalisierte, gefolgt von Computerverkäufen der großen amerikanischen Pensions- und Investmentfonds. Nichts auszusetzen an unserer Wirtschaft oder unseren Aktien, aber jede Menge auf der anderen Seite des großen Teiches.«
    »Ja. Okay.« Ich lehnte mich ans Waschbecken.
    »Aber was mir am meisten auffiel, war die Tatsache, daß jeder einzelne, mit dem ich gesprochen habe, erklärt hat, er habe auf seinen Instinkt hin gehandelt: nicht aus all diesen Gründen«, - sie wedelte mit ihren Notizen - »sondern aus dem Bauch heraus. Sie hätten das Gefühl gehabt, es sei Zeit, zu verkaufen, obwohl der Bullenmarkt zu dem Zeitpunkt noch genug Dampf zu haben schien. Ich finde, das ist wichtig, zumal in Anbetracht dessen, daß wir den Handel hier noch nicht computerisiert haben und der Erdrutsch trotzdem genauso schlimm war wie in der Wall Street. Alle beharren beinhart darauf, daß es speziell der Programmhandel war, was die Börse in den USA in den Abgrund gestoßen hat. Und schließlich habe ich noch dieses Interview mit Rechter ausgegraben, das in der Washington Post erschienen ist. Er sagte, seine Charts hätten eine Korrektur vorausgesagt, aber nicht so früh. Er sagt hier außerdem« - sie deutete auf einen Ausschnitt - »ein > Bauchgefühl< habe ihn veranlaßt, zum Verkaufen zu raten.«
    Das Mädchen hatte einen Riecher für eine Story, dachte ich beifällig und warf einen Blick auf meine Plastik-Swatch. New York lag ungefähr sechs Stunden hinter uns; das bedeutete, ich könnte ihn in einer Stunde erwischen - in unserer Mittagspause, wenn er frühstückte. Er dürfte dann seit mindestens zwei Stunden auf sein; er war ja einer der Erfinder der Power Meetings zur Frühstückszeit, für die wir Journalisten ihm ewig grollen würden.
    »Mary, du bist ein Star«, sagte ich und faßte sie bei den Schultern.
    »Möchtest du ein Aspirin?« fragte sie mitfühlend.
     

  Peter Rechter ist ein Mann, der Märkte bewegt - die Verkörperung des amerikanischen Traums, demzufolge auch die armen, dicken und häßlichen Typen reich und damit begehrenswert werden können. Er war ein abgebrühter New Yorker mit einem ungeheuren Vorrat an Kraft und Charisma. Das ist ein wunderbares Glück für jemanden mit dem Gesicht und der Statur eines Primaten. Physisch mochte er ein Stückchen weiter unten auf der Stufenleiter unserer Evolution stehen, aber geistig war er dem Rest um einen Äonensprung voraus.
    Den Archiven ist zu entnehmen, daß er der einzige Sohn unter vier Töchtern war und mit sechzehn die Schule in Brooklyn verließ, mit fünfundzwanzig seine Examina in Betriebs- und Volkswirtschaft abgelegt und ein Jahr später seine erste Million verdient hatte. Seitdem vervielfacht er seine Millionen. Er war nacheinander - wenn auch immer nur kurz - mit vier schönen Frauen verheiratet und hat nach allem, was man weiß, fünf Kinder gezeugt.
    Ich rief ihn zu einer Zeit an, da stolze Männer mit Rolex-Uhren an beiden Handgelenken auf seinen Befehl hin sprangen und sich wie ängstliche Trottel um die Brosamen vom Tisch des großen Herrn balgten. Fondsmanager feierten ihn, und Kleininvestoren leiteten jede Anweisung an ihren Makler mit seinem Namen ein. Wenn Rechter sagte, verkaufen, dann verkauften sie, und die Kurse fielen. Wenn Rechter sagte, kaufen, dann kauften sie, und die Börsen erholten sich. Wenn Rechter Bauchschmerzen hatte, hielt Wall Street sich die Hose fest.
    Mir wäre weniger wohl dabei gewesen, ihn anzurufen, wenn die Zeitungsausschnitte nicht den Anschein erweckt hätten, daß er Frauen liebte. Auf Society-Fotos sah man, wie er Theater und teure Restaurants betrat und den runden Arm

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