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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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hatte.
    Sanders war Miteigentümer einer florierenden Import-Export-Gesellschaft gewesen, die mit allem handelte, was sich günstig einkaufen und mit entsprechendem Gewinn wieder verhökern ließ.
    Dazu gehörte billiges Spielzeug aus Korea ebenso wie Zweite-Wahl-Badeschlapfen aus Indien oder Präzisionsoptik aus Kasachstan. Der Trick bei Sanders’ Geschäften war, dass er quasi riesige Mengen Restposten aufkaufte, die ihm hierzulande als Sonderangebote von den verschiedenen Supermarktketten aus der Hand gerissen wurden. Jeder verdiente daran, und das gar nicht schlecht. Und obwohl natürlich auch schadhafte Ware dabei war, hatte Sanders kein schlechtes Gewissen. Seinen eigenen Aufzeichnungen zufolge lag die Chance eines Konsumenten, einen fehlerfreien oder zumindest die ersten Tage funktionierenden, von ihm importierten Artikel zu beziehen, immerhin bei über 75 Prozent. Das knappe Viertel, das am selben Tag erkennen musste, dass es echten Ramsch erworben hatte, regte sich bei diesen Preisen auch nicht ernsthaft auf, wenn das Klumpert nicht funktionierte. Das zahlte sich bei den Preisen wirklich nicht aus. Sanders war demnach weniger mit Handel als schon vielmehr mit Glücksspiel beschäftigt gewesen, wie er sich selbst immer wieder grinsend eingestanden hatte. Mit einer Gewinnchance von immerhin 3:1 – wo wurden einem solche Quoten sonst noch geboten?
    Dass vor einigen Jahren ein Kleinkind eine dieser giftigen Plastikmärchenfiguren verschluckt hatte, die Sanders in einer Stückzahl von 20 Millionen sehr günstig aus Taiwan importiert und damit ganz Mitteleuropa überzogen hatte, und daran elendiglich erstickt war, hatte dem Millionär leidgetan. Aber nicht zu sehr, denn mit Kollateralschäden musste man eben leben.
    Vor mehr als zwei Jahren hatte sich Sanders Glückssträhne dann allerdings verkehrt. Nach einem schweren Autounfall war der Mann wochenlang im Spital gelegen. Von der Hüfte abwärts gelähmt, konnte er sich seither nur mehr mithilfe des Rollstuhls fortbewegen. Sein neues Leben hatte seiner Frau dann zunehmend nicht mehr konveniert und dazu geführt, dass sie ihren Mann Anfang letzten Jahres mit einem Immobilienzampano aus Sindelfingen in Richtung Andalusien verlassen hatte. In der Folge hatte Sanders seinen Laden sehr günstig verkauft und sich auf Börsengeschäfte gestürzt. Ziemlich erfolgreich, wie selbst seine Feinde und Neider, und davon gab es eine Menge, anerkennen mussten.
    Wie auch immer, jetzt war der Kerl tot, und es gab sicher einige Leute aus seiner Geschichte, die als Verantwortliche dafür infrage kamen. Aber wer?
    Sanders war eine echte Krätzen, also ein echter Widerling, gewesen. Egal, ob man über Tote nur Gutes reden sollte oder nicht, Florian hielt ihn für einen Kotzbrocken der Sonderklasse.
    Jetzt schien Bewegung in die Szene zu kommen. Die Haustür öffnete sich, Marika Sanders, die Florian dank des Fotos erkannte, trat heraus und ging zu dem hellblauen VW-Golf, der vor der Garage stand. Die Frau stieg ein, startete das Fahrzeug, und Florian hatte Mühe, rechtzeitig zu seinem Moped zu kommen. Um die Beobachtung der Frau fortzusetzen, möglichst unauffällig natürlich.

     
    *

     
    Der Mann, der vergangene Nacht in der Hammerschmidtgasse etwas, das wie ein menschlicher Körper aussah, in den Kofferraum seines Autos verladen hatte, hieß Arthur. Arthur war 34 Jahre alt, arbeitslos und lebte bei seiner Mutter in einer Gemeindebauwohnung. Sein Vater hatte sich vor einem halben Jahr im Badezimmer erhängt.
    Der 61-jährige Selbstmörder hatte sein tristes Dasein, und insbesondere seine Unfähigkeit, als Langzeitarbeitsloser einigermaßen adäquat für seine Familie sorgen zu können – neben Arthur gab es da noch die erst 17-jährige Sylvia – als Grund für diesen ultimativen Schritt genannt. Kenner der familiären Verhältnisse munkelten allerdings, dass die dominante Art von Arthurs Mutter, wie sie mit seinem Vater umgesprungen war und ihn ihre Missachtung hatte spüren lassen, diese Wahnsinnstat letztlich ausgelöst hatte.
    Wo die Gene nun einmal so hinfielen, war mitunter schon erstaunlich. Sylvia terrorisierte ihre Mitmenschen fast genauso penetrant wie ihre Mutter.
    Arthur dagegen war ganz der Vater. Im Unterschied zu diesem wurde er aber von der Mama heiß geliebt und bevormundet, dass es ihm manchmal den Atem raubte. Tatsächlich musste er um jedes Fuzzerl Freiraum kämpfen, wobei dieser Begriff irreführend war. Vielmehr ›erarbeitete‹ er sich seine

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