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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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gegenüberliegenden Seite auf die Straße getreten und überquerte sie. Während die ältere Frau ihr Geld verstaute und ihre Karte wegsteckte, wurden hinter ihrem Kopf lange, helle, wahrscheinlich blonde Haare sichtbar. Dann war das komplette Gesicht einer in natura wahrscheinlich sehr hübschen jungen Frau erkennbar, die aber in der grob verzerrenden Optik des Überwachungsvideos irgendwie vulgär wirkte. Das musste Marika Sanders sein. Keiner der beiden Männer hatte sie bisher gesehen, aber sie entsprach exakt der von Lorenzo gelieferten Beschreibung.
    Die Sanders führte ihre Karte ein, tippte die hoffentlich nur ihr bekannte Zahlenkombination und nahm dann einige Scheine an sich. Darunter auch zwei brandneue Fünfziger. Die steckte sie weg, drehte sich um, überquerte wieder die Straße, öffnete auf der anderen Seite eine Haustür und betrat das Haus.
    Ende der Vorstellung.
    Das war natürlich alles andere als sensationell gewesen, denn das Abheben von Geld aus einem Automaten war auch während der Nachtstunden an und für sich kein strafrechtlich relevantes Verhalten.
    »Kannst du das Band noch einmal zurückspulen?«, bat Palinski, der sich einbildete, irgendetwas gesehen, aber nicht richtig registriert zu haben. Es war natürlich auch möglich, dass er sich das nur wünschte, weil ihm das bisher magere Ergebnis eher unangenehm war. Dabei war ihm die Idee mit der Überwachungskamera ursprünglich so toll vorgekommen. »Bis zu dem Moment, in dem die Sanders mit dem Eintippen des Codes beginnt«, grenzte er nachträglich ein.
    Griesbach kam der Bitte ohne sonderliche Begeisterung nach und drückte dann auf Zeitlupe.
    Langsam spielte sich der Geld-Hol-Vorgang neuerlich vor den Augen der beiden ab. Palinski war aufgestanden und bis auf 15 Zentimeter an den Bildschirm herangetreten. Er starrte konzentriert auf die gespenstisch langsamen Abläufe in schwarz-weiß, ganz so, als ob er eine bisher übersehene Aktion telekinetisch erzwingen wollte.
    Aber … da …war … einfach nichts. Oder? … Doch!
    »Halt das Band an«, schrie er plötzlich auf, »dann lass es in Zeitlupe zurücklaufen. Ja, ja, gut so und … jetzt … halt.«
    Und tatsächlich, falls Palinski nicht einer optischen Täuschung aufgesessen war, war die Haustür offenbar von innen für die gerade von der anderen Straßenseite kommende Marika Sanders geöffnet worden. Nur einen Spaltbreit, aber doch deutlich genug erkennbar durch den plötzlich helleren Streifen am Bild.
    Nachdem sie das Ganze wiederholt hatten, hatte auch Grissly erkannt, was da noch zu sehen gewesen war.
    »Wahnsinn«, sagte er nach einer kurzen Pause anerkennend. »Ich werd verrückt. Falls das nicht Lorenzo war oder das Opfer im Rollstuhl, und beides würde ich ausschließen, dann war noch jemand im Haus.« Er klopfte sich fest auf die muskulösen Schenkel und lachte laut auf. »Das ist ja fantastisch. Da war noch jemand im Haus!«
    Dieser erste Erfolg motivierte ungemein. Die beiden verfolgten die Aufzeichnung bis zur Kennung 0.00 mit gespannter Aufmerksamkeit. In der Hoffnung, möglicherweise auch noch Lorenzos Verlassen des Hauses dokumentieren zu können.
    Aber vergebens. Grisslys Mandant musste während des mehrmaligen Passierens des Linienbusses unbemerkt das Haus verlassen haben. Ebenso wie Marika Sanders, die ab 23.45 Uhr ein Alibi in einem Innenstadtlokal hatte.
    Und der unbekannte Dritte natürlich.
    Obwohl, das Haus konnte man auch über den Garten und einen weiter unten auf die Hameaustraße stoßenden Weg verlassen.

     
    *

     
    Im Laufe des Nachmittags hatte sich ein gutes Dutzend Leute bei der Polizei gemeldet, die angaben, in der vergangenen Nacht Dinge gesehen oder gehört zu haben, die in Verbindung mit dem Tod Nora Bender-Nicerecs standen oder zumindest stehen konnten.
    Die meisten dieser Beobachtungen hatten sich rasch als irrelevant erwiesen. Die Aussage eines gewissen Herbert F., der als Schankbursche bei einem Heurigen in der Probusgasse arbeitete und zur fraglichen Zeit auf dem Weg nach Hause war, schien die Ermittlungen der Polizei tatsächlich einen großen Schritt weiterzubringen. Als der Mann gerade durch die Eroicagasse gegangen war, sei ihm aufgefallen, dass ein weißes Auto ohne Beleuchtung langsam durch die Hammerschmidtgasse gerollt und plötzlich vor einer dunklen Einfahrt stehen geblieben sei. Dann sei der Fahrer des Fahrzeuges, vermutlich eines Mercedes schon älteren Baujahres, ausgestiegen und habe den Kofferraum geöffnet. Daraufhin habe

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