PJ-Farmer3_Das_Dungeon.doc
befreite seinen linken Arm aus Ros Griff und nahm die langen, schmalen Finger ungeschickt in seine eigene linke Hand.
„Adok“, sagte der Kaiser, ohne Jims Hand loszulassen. Er sah dabei jedoch den Starkianer an. „Hast du eine Familie?“ „Nicht mehr, Oran“, sagte Adok in seinem üblichen, neutralen Tonfall. „Mein Sohn ist erwachsen, und meine Frau ist in die Frauensiedlung zurückgegangen.“
„Möchtest du mit Jim gehen?“ fragte der Kaiser.
„Ich.“ Zum ersten Mal, seit Jim ihn kannte, schienen dem Starkianer die Worte zu fehlen. „Ich habe keine Erfahrung in Mögen oder Nichtmögen, Oran.“ „Wenn ich dir den Befehl erteile, mit Jim und Ro zu gehen und für den Rest deines Lebens bei ihnen zu bleiben“, sagte der Kaiser, „gehst du dann gern mit?“
„Ja, Oran - gern“, sagte Adok.
Der Kaiser ließ Jims Hand los.
„Du wirst Adok brauchen“, sagte er zu Jim.
„Vielen Dank, Oran“, sagte Jim.
Ro packte ihn wieder fest am Arm.
„Adieu, Oran. Adieu, Slothiel“, sagte Ro. Sofort standen sie nicht mehr in dem Saal im Palast, sondern am Dock im Raumflughafen, wo Jim das Schiff mit seinen zehn Starkianer-Einheiten zurückgelassen hatte.
Als sie erschienen, stand Ham wie eine Wache direkt vor dem Schiff. Er drehte sich schnell Jim zu.
„Gut, Sie wiederzusehen, Sir“, sagte er.
Unerwarteterweise spürte Jim, wie das Schiff und das Dock vor seinen Augen wieder zu schwanken und sich zu drehen begannen. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, sich wieder einen klaren Kopf zu verschaffen, um zu hören, was Adok zu Ham sagte.
„Der Hochgeborene Vhotan und Prinz Galyan sind tot“, teilte er ihm hastig mit. „Außerdem sind drei Starkianer umgekommen. Der Hochgeborene Slothiel hat Vhotans Stelle eingenommen. Du und deine Leute sollen sich beim Kaiser melden.“
„Jawohl, Sir“, bestätigte Ham und verschwand.
Abrupt standen Jim, Ro und Adok im Schiff. Wieder verlor Jim kurz die Orientierung, und er spürte, wie Ro ihm sanft dabei half, sich auf die ebene Fläche eines Polsterbetts zu legen.
„Was ist los - Adok!“ Er hörte ihre Stimme, aber wie aus weiter Entfernung, als stünde sie am hinteren Ende eines abschüssigen Gangs, in dem er immer schneller und immer weiter von ihr wegrutschte. Er konzentrierte sich mit aller Kraft und stellte sich in Gedanken zuerst den Raumhafen auf Alpha Centauri III und danach den Raumhafen auf der Erde vor, von dem aus er abgeflogen war. Das war seine letzte Anstrengung - von jetzt an mußte das Schiff übernehmen. Nach dem zu urteilen, was er in den Archiven der Lernzentren auf der Thronwelt gelesen hatte, zweifelte er jedoch nicht daran, daß es dem Schiff gelingen würde, nach den Anweisungen, die er erteilt hatte, die Erde zu finden.
Er entspannte sich und ließ sich weiter den abschüssigen Gang hinabgleiten. Eines blieb ihm aber noch zu tun. Er kämpfte sich für eine Sekunde zurück ins Bewußtsein und zu Ro.
„Galyan hat mir im Sterben die Seite verbrannt“, murmelte er ihr zu. „Ich sterbe jetzt. Deshalb mußt du es ihnen an meiner Stelle auf der Erde sagen, Ro. Sag ihnen. alles.“
„Aber du wirst nicht sterben!“ Ro weinte und umklammerte ihn fest mit beiden Armen. „Du stirbst nicht. das darfst du nicht.“
Aber noch während sie ihn hielt, entglitt er ihrem Griff und rutschte - dieses Mal ohne weitere Unterbrechung oder Hoffnung auf Wiederkehr - jenen langen, abschüssigen Gang hinunter in bodenlose Finsternis.
Kapitel 11
Als Jim nach dieser langen Reise in die Dunkelheit endlich wieder die Augen öffnete und Licht sah, brauchte er mit der Hilfe dieses Lichts lange, um die Umrisse der Gegenstände um ihn herum zu erkennen. Er fühlte sich, als sei er jahrelang tot gewesen. Allmählich aber schärfte sich sein Blick. Die Aufnahmefähigkeit kehrte zurück. Es drang ihm in das Bewußtsein ein, daß er auf dem Rücken auf einer Fläche lag, die härter als jedes Polster war - und die Decke, die er anstarrte, war zwar weiß, hatte aber eine merkwürdig körnige Struktur und war nahe über ihm.
Unter größter Anstrengung gelang es ihm, seinen Kopf zur Seite zu drehen. Er bemerkte Umrisse, die er allmählich als kleinen Nachttisch, einige Stühle und einen weißen Wandschirm erkannte, wie er in Krankenhäusern verwendet wird. Alles in allem sah er ein einzelnes Zimmer mit einem Fenster am hinteren Ende, das ein gelbes Sommersonnenlicht einließ, wie er es nun einige Zeitlang nicht mehr gesehen hatte. Durch das Fenster konnte er
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