PJ-Farmer3_Das_Dungeon.doc
nur den Himmel sehen, einen blauen Himmel, auf dem vereinzelte weiße Wolkenfetzen verteilt waren. Er lag da, starrte in den Himmel und versuchte langsam, sich Klarheit über die Ereignisse zu verschaffen.
Offensichtlich befand er sich auf der Erde. Das bedeutete, daß mindestens fünf Tage vergangen sein mußten, seit er bewußtlos geworden war. Wenn er aber auf der Erde war, was hatte er dann hier zu suchen? Wo war hier? Und wo waren Ro und Adok, von dem Schiff ganz zu schweigen? Von der Tatsache, daß er am Leben zu sein schien, wozu er sicherlich kein Recht hatte, gar nicht zu reden.
Er lag bewegungslos da und überlegte. Nach kurzer Zeit berührte er geistesabwesend die Stelle an seiner Seite, wo die Flamme aus Galyans Stab in ihn eingedrungen war, als der Hochgeborene starb. Seine Seite fühlte sich jedoch glatt an und schien in Ordnung zu sein. Voller Neugier schob er die Decken zur Seite, hob das blaue Schlafanzugoberteil, das er trug, hoch und untersuchte seine Seite. Soweit er sehen konnte, sah sein Körper aus, als sei er nie verwundet worden.
Er deckte sich wieder zu und lehnte sich zurück. Er fühlte sich gut, wenn auch ein wenig schwer, als hafte die Schlaffheit eines langen Schlafs noch an ihm. Er drehte seinen Kopf um und sah auf den kleinen Tisch neben seinem Bett. Darauf stand eine Isolierkanne aus Plastik, ein Glas mit Wasser, in dem noch Reste von Eis schwammen, und eine kleine Schachtel mit Papiertaschentüchern. Die Anzeichen sprachen unübersehbar dafür, daß er sich in einem Krankenhaus befand. Das wäre nicht weiter überraschend gewesen, wenn er an seiner Seite noch die tiefe Wunde getragen hätte, die Galyans Stab ihm zugefügt hatte. Die Wunde fehlte jedoch.
Er sah sich weiter um. Unter der obersten Platte des Tischs neben seinem Bett befand sich eine senkrechte Platte, an der ein Telefon magnetisch befestigt war. Er nahm den Hörer auf und lauschte, aber es kam kein Rufzeichen. Probeweise versuchte er, auf der Wählscheibe auf der Innenseite des Hörers einige Nummern zu wählen, aber das Telefon blieb tot. Er brachte es auf seinen Platz zurück und entdeckte dabei einen Knopf auf der senkrechten Fläche.
Er drückte den Knopf.
Nichts geschah. Nach einer Wartezeit von ungefähr fünf Minuten drückte er wieder darauf.
Dieses Mal dauerte es nur Sekunden, bis die Tür aufging. Ein Mann kam herein - ein kräftig gebauter junger Mann, der kaum kleiner als er selbst war. Er trug weiße Hosen und eine weiße Jacke. Er kam zu dem Bett, sah wortlos auf Jim herab und griff nach Jims linkem Handgelenk. Er hob das Handgelenk, zählte den Puls und sah dabei auf seine Armbanduhr.
„Ja, ich bin noch am Leben“, sagte Jim zu ihm. „Welches Krankenhaus ist das hier?“
Der Pfleger, denn das schien er zu sein, gab einen kehligen, unverbindlichen Laut von sich. Er hörte auf zu zählen, ließ Jims Handgelenk wieder auf das Bett fallen und drehte sich zur Tür um.
„Augenblick mal!“ sagte Jim und richtete sich in seinem Bett auf.
„Nur liegen bleiben!“ sagte der Mann mit einer tiefen, barschen Stimme. Er öffnete hastig die Tür, ging hinaus und warf sie praktisch hinter sich zu.
Mit einer einzigen, schnellen Bewegung schob Jim die Decken zur Seite und sprang aus dem Bett. Er ging die drei Schritte bis zur Tür und packte den Griff, aber seine Finger rutschten auf dem glatten, unbeweglichen Metall ab, als er versuchte, ihn zu drehen. Sie war verschlossen.
Er schüttelte einmal den Griff und trat zurück. Sein erster Impuls - sofort nach seiner Geburt durch die Vorsicht seines nun vollständig wachen Verstandes wieder unterdrückt - war, gegen die Tür zu hämmern, bis jemand kam. Statt dessen stand er jetzt davor und sah sie nachdenklich an.
Dies alles erschien ihm immer weniger wie ein Krankenhaus und sah immer mehr wie eine Anstalt für gefährliche Geisteskranke aus.
Er drehte sich schnell um und ging zum Fenster. Was er dort sah, bestätigte seinen wachsenden Verdacht über die Art seiner Umgebung. Vom Bett aus unsichtbar, bedeckte ein Geflecht aus dünnem Draht die gesamte Fensteröffnung und ging stellenweise ungefähr zehn Zentimeter über das Fenster selbst hinaus. Der Draht sah verhältnismäßig dünn aus, war aber zweifellos stark genug, um jemanden an der Flucht zu hindern, der über keine Werkzeuge verfügte.
Jim sah aus dem Fenster heraus nach unten, aber was er sah, sagte ihm kaum etwas - nur eine grüne Rasenfläche, die auf allen Seiten von großen Pinien begrenzt
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