Planet 86 - Abnett, D: Planet 86 - Embedded
verletzt, verängstigt, bestürzt und extrem verwundbar, und er hätte wahrscheinlich weinen können, wenn ihm danach zumute gewesen wäre. Falks geistige Haltung stellte schlicht die richtigen Bedingungen für Blooms heulendes Elend zur Verfügung. Alles gehörte zu Nestor Bloom. Es ging alles um begangene Fehler und dumme Entscheidungen sowie die schockierende Erkenntnis, dass er am Ende war. Er hatte auf den meisten professionellen Ebenen versagt, die von ihm erwartet worden waren. Er hatte seine Vorstellung als SOMD-Soldat voll und ganz in den Teich gesetzt.
Mehr als alles andere ging es um ein Mädchen mit Namen Karin Stabler. Falk weinte unbeherrscht um eine Frau, die er nie gekannt hatte. Er drückte Blooms Kummer anstelle Bloom aus.
Anschließend, als der Anfall von Kummer vergangen war wie ein Gewitter, das der Wind weitergetrieben hatte, fühlte er sich merkwürdigerweise besser. Er fühlte sich besser beieinander als zu jeder Zeit, seitdem er in dem Gang unter dem Lächeln erwacht war.
Preben und Bigmouse kamen aus den Gebäuden heraus. Er sah sie an, und eine Sekunde lang drohte er wiederum, in den Würgegriff des Kummers zu geraten. Die tiefen Ströme von Nestor Blooms Unterbewusstsein rührten Erinnerungen auf, die nicht zu Lex Falk gehörten. Hier waren zwei Männer, die er selbst erst seit weniger als einem Tag kannte, die Bloom jedoch seit Jahren gekannt hatte. Kurz explodierten funkelnde Erinnerungen wie Feuerwerksraketen, Synapsen leuchteten auf und feuerten, erhaschte Blicke auf andere Momente, andere Witze, andere Operationen, andere Nächte in der Stadt. Unerklärliche Verwandtschaft, wie ein Déja vù von etwas, das ursprünglich nie geschehen war, oder ein nostalgisches Gefühl um ein ungelebtes Leben.
Falk schüttelte es ab.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bigmouse.
»Mir geht’s prächtig«, erwiderte er. »Was habt ihr gefunden?«
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Wie die Wetterstation auf der Bergkuppe, so war auch das Dörfchen verlassen. Preben und Bigmouse hatten keine gründlichen Hausdurchsuchungen vorgenommen, aber die Gebäude, die sie stichprobenartig überprüft hatten, hatten allesamt Anzeichen eines überstürzten Aufbruchs gezeigt. Lampen brannten noch, Türen und Jalousien waren unverschlossen, Systeme liefen, Getränke waren kalt und nur halb ausgetrunken, ein Sandwich lag auf der Arbeitsplatte einer Küche, geschmiert, jedoch nicht gegessen.
Das Dörfchen hieß Eyeburn Slope. Falk erfuhr dies von einem Anschlagbrett im Flur des Gemeindehauses. Vereinigung der Bürger von Eyeburn Slope stand da in der offiziellen kantigen Typografie des Settlement Office, und darunter waren Unterkomitees aufgelistet, Hofreinigungsdienstpläne, die Uhrzeiten für Versammlungen, für Kurse in Pökeln und Einmachen und der Zeitpunkt des Erntedankfestes. Eyeburn Slope war ein Bezirk des Landkreises von Eyeburn Hill. Eyeburn Junction, eine etwas größere Ortschaft, lag am Highway, etwa sechs Meilen östlich. Dort befand sich auch das Treibstoffdepot, dessen dunkle Form sich über die Felder des Hortiplex erhob. Es war eine der lebenswichtigen Wegstationen des Gunbelt Highway.
Der rückwärtige Teil des Gemeindehauses war ein Saal, der sowohl als Versammlungssaal wie auch als Turnhalle diente. Der blank polierte Fiberplankenboden wies Beeballmarkierungen auf, und es gab zwei aufklappbare Reifen, hoch oben, einer über den Eingangstüren, der andere über einem kleinen Tisch, der wahrscheinlich während der Gottesdienste auch als Altar diente. Den Kinderzeichnungen an der Wand nach zu urteilen, war die Halle offensichtlich auch ein Klassenraum. Halb fertiggewebte Girlanden und Pappmachétraktoren auf den Tischen an der Seite und in den Regalen zeigten die Fortschritte der Arbeit für die Dekorationen zum Erntedankfest. Auf einer braunen Fiberplakette neben den Türen standen Namen und Dienstjahre der jeweiligen Ortsbürgermeister in Gold. Auf einem Platz, der alles in allem acht Spalten umfassen sollte, waren anderthalb Spalten mit Namen belegt. Weitaus mehr Zukunft als Vergangenheit. Auf jeden Fall eine optimistische Sichtweise.
Der vordere Teil des Gemeindehauses war eine Ansammlung von Büros. Das Büro für eine Sekretärin, das Büro für Produktionsmanagement sowie zwei Räume für Grundbesitz und Immobilien. Laut einer weiteren Notiz – diese war laminiert – kam jeden Monat ein Registrator des Settlement Office vorbei, der Anträge auf Parzellen sowie Grunderwerb prüfte und bearbeitete. Im Raum gab es
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