Planet am Scheideweg
unzerreißbaren Maschen hinein in die Sicherheit. Er zog die luftgefüllten Hocker heran und reihte sie auf, dann zwang er Martinon, sich auszustrecken. Die Waffe wurde an den Wagen gelehnt, und Rasst verschwand im Iglu. Er kam mit einer gefüllten Alkoholflasche zurück.
»Hier«, sagte er und schraubte die Becherkappe ab. »Trinken Sie! Wenn es nichts nützt, so schadet es wenigstens niemals.«
Er hielt Martinons Kopf hoch, während der Siedler kleine Schlucke des brennenden Alkohols trank. Er schloß die Augen, lehnte sich zurück und wartete einige Zeit. Er hörte Geräusche und Fetzen einer halblauten Unterhaltung wie im Traum. Schließlich, als der Alkohol die Schmerzschwelle heraufgesetzt hatte, richtete sich Martinon auf, zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an und hustete kurz. Dann sagte er:
»Danke, Rasst. Zufrieden mit dem Abenteuer?«
Rasst nickte. Seine aufgesetzte Selbstsicherheit war von ihm im Lauf der wenigen Stunden abgefallen.
»Eine Frage!« sagte Martinon streng und starrte Rasst vorwurfsvoll an.
Rasst sah nicht im geringsten schuldbewußt aus.
»Ja, bitte?«
»Sie sind ausdrücklich darauf hingewiesen worden, keine Explosivgeschosse zu laden. Richtig?«
Grager, der gerade Kaffee kochte, blickte aufmerksam zu ihnen herüber. Rasst vergewisserte sich, daß sein Gewehr durchgeladen und gesichert war, ehe er es gegen den Wagen lehnte.
»Richtig!« erwiderte er. »Ich habe selbst geladen. Ich habe die Munition in jenem Laden gekauft, der als Empfehlung in Ihrem Prospekt angegeben war.«
»Sehen Sie sich meine Jacke an!« sagte Martinon halsstarrig. »Haben Sie bemerkt, wie es den Tarka buchstäblich in der Luft zerfetzt hat?«
Rasst nickte. Jetzt zeichnete sich Überraschung und Unsicherheit auf seinem Gesicht ab.
»Ich habe es gesehen!« meinte er nach einer Weile.
»Zweifeln Sie daran, daß diese Treffer von Explosivgeschossen herrührten?« bohrte Martinon weiter. Mit Erleichterung spürte er, wie er sich langsam erholte. Er wagte nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn der Schuß nur ein bißchen näher an seinem Rücken gesessen hätte.
»Jetzt nicht mehr.«
Grager schlenderte heran, den halbgefüllten Kaffeefilter in der Hand. Er stellte sich zwischen Martinon und Rasst auf und sagte:
»Rasst und ich haben uns erst auf der Reise kennengelernt. Ich stand zufällig neben ihm, als er sich ausrüstete.«
»Und?« Martinon ließ seinen Blick von einem zum anderen gehen. Grager hatte es nicht nötig, ihn anzuschwindeln.
»Er verlangte ausdrücklich jene Patronen, mit denen hier immer gejagt wird!« sagte Grager. »Ich habe es gehört, und ich kaufte dieselbe Marke.«
Martinon fühlte einen furchtbaren Verdacht in sich aufkeimen.
»Das muß geklärt werden!« sagte er und stand auf. Noch zitterten seine Knie. »Sie haben also ausdrücklich diese Patronen verlangt, Rasst? Grager?«
»So war es!« antwortete Grager leise. »Sie können gern die Rechnung sehen. Sie ist im Hotel.«
»Das gilt auch für mich!« entgegnete der Jüngere.
»Sie haben beide selbst geladen?«
Wieder war die Antwort positiv. Beide Männer waren nicht unerfahrene Jäger. Sie kannten verschiedene Planeten und hatten dort gejagt. Erfolgreich, wie sie betonten. Martinon hatte die Bilder der Trophäen und der Jagdlandschaften gesehen.
»Dabei hätte Ihnen auffallen müssen, daß sich die Munition unterschied. Sehr deutlich, oder ich will der schlechteste Jagdführer dieses Planeten sein!« sagte Martinon.
»Ich versichere Ihnen, daß ich keinen Unterschied feststellen konnte!« sagte Rasst.
»Er hat gesagt, was ich antworten wollte.«
Die Männer blickten sich verblüfft an.
»Die Patronen waren deutlich von zwei verschiedenen Sorten«, sagte Martinon schließlich. »Zuerst schossen Sie beide mit normalen Geschossen. Geben Sie mir darin recht?«
Beide Jäger nickten.
»Dann feuerte Rasst das erste Explosivgeschoß ab, das zwar den Tarka tötete, aber mich beinahe auch, wenn er nicht so gut gezielt hätte. Anschließend befanden sich in den Magazinen Ihrer Waffen immer abwechselnd eine normale und eine Explosivspitze. Ist das sachlich richtig?«
»Sie sagen es, Martinon. Noch einen Drink?«
Martinon nickte kurz.
»Ja. Für alle. Wir haben es nötig. Kennen Sie die Folgerung dieser Überlegungen oder vielmehr Fakten?«
Rasst blickte betroffen drein, Grager war noch nicht zum Kern der Dinge vorgestoßen.
»Ja. Die Patronenpackungen waren manipuliert. Jemand, der die
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