Planet am Scheideweg
sofort wieder zum Wagen zurück, denn dann muß ich das Feld wieder einschalten. Ich mache eine Serie Bilder.«
»Die beste Lösung, Partner!«
Martinon hob die Hand und griff mit der anderen nach dem Gewehr.
»Achtung – los!«
Er schaltete das Feld aus, als die Männer sich in zwei Richtungen aus dem Wagen schwangen und sich bückten. Sie sammelten die Tiere ein und kommentierten ihre Treffer. Hundert Augen beobachteten sie. Die Tarka warteten auf eine schnelle Bewegung. Sie kam, als Rasst sein Messer entdeckte, es aufhob und in die Scheide zurückschob.
Ein funkelnder Reflex huschte halbkreisförmig durch den Kessel.
»Achtung! Zurück!« schrie Martinon.
Der Schrei, verbunden mit dem optischen Reiz des Lichtblitzes, genügte, um ein zweites Mal eine Hölle ausbrechen zu lassen. Rasst und Grager hasteten, in beiden Händen ihre Beute, zurück zum Wagen. Martinon legte die Kamera ab und sah sich wachsam um. Seine Finger tasteten nach dem Schalter und dem Abzug der Büchse.
5.
Für das Sonnensystem Iwaki mit seinen fünf Planeten und elf Monden war der Planet Chiriana, der dritte, von dem Zentralfeuer aus gerechnet, schon seit dem Augenblick der ersten Besiedlung an nichts anderes als eine Rohstoffquelle gewesen. Dunne Fünf, der sonnennächste Planet, war zwar »tellurisch«, aber unbewohnbar; nur auf der Polebene existierte eine kleine Beobachtungsstation, deren zehnköpfige Besatzung monatlich ausgewechselt wurde.
Die Kolonisation war von der alten Erde aus erfolgt. Aber diese Jahre des Beginns lagen schon so weit zurück, daß sie den Charakter von Sagen angenommen hatten. Dshina, die zweite Welt zwischen Dunne Fünf und Chiriana, war erdgleich. Eine alte Welt, deren Eiszeiten vorbeigegangen waren, mit sanften Hügeln, wenigen und stark erodierten Gebirgen, reich und strahlend. Sie bot den Kolonisten eine Fülle von Lebensmöglichkeiten, die schnell wahrgenommen wurden. Der Zustrom von anderen, weniger gastlichen Welten ließ binnen kurzer Zeit die Einwohnerzahl auf einen erstaunlich hohen Wert hinaufschnellen, und mit dieser Steigerungsrate kamen die Probleme.
Zwar kannte man die Problematik bereits aus der leidvollen Geschichte der Erde, aber man ignorierte sie, weil man sie für Sagen und Mythen hielt.
Die anderen Planeten waren in jeder Weise uninteressant. Man besuchte und untersuchte sie. Nur Chiriana, nach der Zweiten Navigatorin des Kartographenschiffes benannt, machte in gewisser Weise eine Ausnahme.
Die Lufthülle war atembar. Das Wasser war für den menschlichen Metabolismus geeignet und rief bei den Tests keinerlei Reaktionen hervor. Das Meer war von einer Handvoll Arten und vielen Einzelindividuen bevölkert; Entsprechendes galt für die Kontinente, die wie gewaltige Inseln in den Ozeanen schwammen. Kümmerliche, wenig hoch organisierte Vegetation bedeckte die steinigen Kontinente und die nicht weniger steinigen Inseln. Die Pflanzen waren immerhin so zahlreich und in der Lage, Sauerstoff zu erzeugen, daß man ohne Schutzanzug arbeiten konnte.
Aber bald entdeckte man, daß offensichtlich ein Großteil der Lagerstätten an Erzen und Metallen, die Dshina nicht aufzuweisen hatte, auf Chiriana vorhanden waren. Die folgenden Überlegungen waren nichts anderes als Rechenaufgaben: Wie konnte es möglich gemacht werden, daß man auf Chiriana abbaute und zum Teil veredelte, die gewonnenen Materialien mit Raumschiffen nach Dshina transportierte und dort verwertete?
Die Rechnung wurde gelöst, der Abbau begann.
Man errichtete riesige Robotanlagen, die von wenigen Menschen kontrolliert wurden. Robotschiffe flogen hin und her. Ihre Container bestanden bereits aus dem Metall, das sie flogen; es waren lediglich Gerüste mit Triebwerken und einfachen Automatiken, die den Raum zwischen den Planeten überbrückten. Diese Technik wurde jahrhundertelang betrieben. Nichts änderte sich, nur die Menge der Männer und Frauen, die sich nach Dshina wagten, nahm zu. Langsam entstand hier die Kultur, von Anfang an auf das Gebiet von Blacklanders Idea konzentriert.
Chiriana Iwaki blieb, was er war.
Ein langweiliger Planet. Endlose Ebenen und Mittelgebirge aus Steinen, Sand und wenig Humus. Bedeckt mit zähem, lederigem Gestrüpp, wenigen Gräsern und etwas Moos. Die Vegetation wucherte überall und faßte dort Fuß, wo sich selbst die winzigsten Möglichkeiten zum Überleben boten.
Der Planet wurde ununterbrochen ausgebeutet. War ein Lager erschöpft, schütteten es die schweren Geräte zu und
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