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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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bückte und den Rücken krümmte. Er zielte kurz und feuerte.
    Martinon verlor den Halt, wurde von den Füßen gerissen und mehrere Schritte weit zwischen Steine und Büsche geschleudert. Als er, rote Schleier vor den Augen, sich wieder aufrichtete, spürte er die Krallen nicht mehr, aber seine Lungen brannten. Er drehte sich um und sah die Umgebung einige Sekunden lang in einer Art Negativbild; alle hellen Gegenstände waren dunkel, die Sonne war ein schwarzer Kreis. Als er mühsam wieder atmen konnte, sah er, wie Grager gezieltes Einzelfeuer abgab und sich dabei langsam drehte. Die scharfen, peitschenden Schallwellen schlugen schmerzhaft hämmernd an seine Ohren. Sein Rücken fühlte sich an, als habe ihn ein Felsbrocken getroffen.
    Martinon krächzte laut:
    »Sie Narr! Haben Sie Explosivgeschosse geladen?«
    Rauchend sprang eine Hülse aus dem Verschluß der Büchse, als Rasst auf ein Weibchen feuerte, das zwischen zwei Büschen heranrannte, sich abstieß und mit ausgespannten Flughäuten auf ihn zuschwebte. Die Tiere waren etwas weniger als einen Meter lang und zeigten jetzt ihre ungezügelte Aggressivität.
    »Nein!« schrie er zurück, als das Tier zu Boden geschleudert wurde. Überrascht zwinkerte Martinon. Das Tier bestand nur noch aus einer unkenntlichen Masse von Fetzen und weißen Knochen. Es stank nach frischem Blut. Ein blutender Madeo fiel aus der Luft mitten zwischen sie hinein. Hier in diesem Gebiet schien der Paarungswahnsinn jetzt seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Schüsse und Schreie von Menschen und Tieren vereinigten sich zu einem höllischen Spektakel.
    »Langsam zurück zum Lager! Wir holen die Kadaver mit dem Wagen!« schrie Martinon und ging schwankend vorwärts. Jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Rücken schmerzte. Dort, wo vor Sekunden noch ein rasender Tarka gehangen hatte, gab es jetzt nur noch zerfetzte Gewebereste, lange Rißspuren und einen riesigen Blutfleck.
    »Verstanden!« brüllte Grager.
    Martinon stand bereits auf dem Pfad, auf dem sie hergekommen waren. Rund um die Jäger lagen etwa zwei Dutzend toter Tiere in allen Stellungen. Völlig blind für die Jäger kämpften zwei Männchen neben einem Felsen miteinander. Sie wollten einander umbringen. Ein Weibchen saß auf diesem Felsen und leckte sich die Pfoten. Als Grager vorbeihastete, schrie sie auf. Augenblicklich hörten die Männchen auf zu kämpfen, drehten sich blitzartig um und starrten den Mann an. Grager hob fragend die Schultern. Martinon nickte; die Tiere waren zu nahe herangekommen. Er hob mit sichtlicher Anstrengung die Büchse und zielte. Immer wieder verschwanden die Köpfe der Tiere aus der Linie zwischen Korn und Kimme. Dann, als sich das Bild einigermaßen stabilisiert hatte, feuerte er und wurde vom Rückstoß hart und schmerzhaft an der Schulter getroffen.
    Den zweiten Schuß feuerte Grager ab.
    »Was ist mit Ihnen, Mart?« schrie er und faßte im Laufen nach dem Arm des Siedlers.
    »Mir ist elend schlecht. Dieser Narr! Er verwendet Explosivgeschosse ...«
    Grager schleppte Martinon, der ihm wankend folgte, auf dem Pfad zurück. Sie stolperten aus der unregelmäßigen Arena aus Steinen und Büschen heraus, kamen durch das halb zertrampelte Feld des Hochgrases und hinaus auf den Pfad. Rasst deckte sie mit mindestens einem Dutzend Schüssen. Martinons Ohren erholten sich zuerst, und deutlich konnte er die Unterschiede zwischen den Normalgeschossen, die einen Stahlmantel trugen, und den Explosivgeschossen, die beim Aufprall einen trockenen, harten Krach erzeugten, unterscheiden. Jeder zweite Schuß bestand aus einer Explosivspitze.
    Die kreisenden Madeo sahen aus wie Totenvögel.
    Die Nachmittagsonne dörrte die Zungen und Lippen der Jäger aus, als sie zurückliefen. Die Schreie der Tiere wurden unwesentlich leiser. Es gab gewisse Zonen, in denen sich entweder keine Nester oder unterirdische Gänge befanden, so daß hier die Gefährdung nicht ganz so hoch war.
    »Geht es wieder?« erkundigte sich Rasst, der ihnen folgte und den Schluß bildete, sich immer wieder wachsam umblickend.
    »Mit Ihnen ... rechne ich noch ab!« versprach Martinon schwach.
    Rasst gab keine Antwort.
    Sie erreichten den Fuß des Hügels und schienen in Sicherheit zu sein. Auf dem Netz über dem Wagen und dem dürftigen Lager balgten sich zwei Männchen. Grager zog seinen Revolver und feuerte zweimal. Die Körper lösten sich zuckend voneinander.
    Rasst hielt die federnde Schleuse auf, und Grager schleppte Martinon durch die

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