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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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öffneten eine neue Abbauzone. Die öde Landschaft der Kontinente und der Schelfzonen wurde nicht abwechslungsreicher – die Förderanlagen wechselten nur den Standort. Das Gestrüpp und die Insekten, die Tarka und die Madeo bemächtigten sich des Geländes, vermehrten sich und wurden gejagt. Die Nachmittagssonne dieses Jagdtages beleuchtete die farbenprächtigen Tiere und die Jäger, die Felsen und die großen Blätter der Pflanzen, die fernen Fördertürme und auch die paradiesische Umgebung jener Zone, die um den Hafen des Binnenmeeres gelegen war.
    Sie beleuchtete die Tarka, die sich mit gewaltigen Sätzen auf die Jäger stürzen wollten.
    »Schneller!« rief Martinon. Er feuerte, als ein Weibchen durch die Luft segelte, um sich auf den Kopf von Grager zu stürzen. Der Schuß fauchte aus kurzer Entfernung über Gragers Schulter und schmetterte das Tier zu Boden. Rasst schwang sich und seine Beute in einem gewaltigen Satz in die Rücksitze des Wagens.
    Eine Sekunde später streckte er den Arm aus und zog Grager zu sich herein. Martinon legte den Schalter um.
    »Das war verdammt knapp!« murmelte er.
    Sie sahen zu, wie sich eine unsichtbare Grenze deutlich von innen nach außen verschob. Die Köpfe und Leiber der Tarka kennzeichneten die Grenze. Der Ultraschallkegel traf sie mit schmerzhaften Schwingungen. Sie flohen instinktiv dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Kreischend und gellend kichernd flohen die feuerroten Männchen, stöhnend und jammernd die schwarzen Weibchen. Als sie nach zwanzig Metern die Grenze der wirksamen Strahlen erreichten, blieben sie stehen und sahen mit aufgerissenen Rachen und bösen Augen zu den Jägern und dem Wagen herüber. Sie schrien und bewegten sich unruhig.
    »Eine gefährliche Jagd!« sagte Grager und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Staub und Hitze lagerten in dem flachen Kessel.
    »Nichts anderes haben wir versprochen!« kommentierte Martinon.
    »Nichts anderes erwarteten wir nach den Prospekten und den Erzählungen der anderen Jäger!« sagte Rasst und lachte. »Wir müssen mindestens noch einmal hinaus!«
    »Dort drüben liegen noch eine Menge Tiere!«
    »Wir müssen etwas warten!« warf Martinon ein.
    Er setzte den Wagen wieder in Bewegung und fuhr eine S-Kurve. Der Wagen holperte und federte über die Steine und blieb etwa dort stehen, wo sich die meisten anderen Kadaver befanden. Noch immer summte das Aggregat der Ultraschallanlage.
    »Und wie verhalten sich die Biester jetzt?« fragte Grager leise.
    Er konnte sich der Erregung nicht entziehen. Etwa sechzig Tiere lauerten auf die Menschen, durch die Schallzone mühsam zurückgedrängt. Die Augen funkelten mordlüstern. Die Menschen waren Lebewesen, die sich bewegten und nach Blut rochen. Noch niemand hatte genau untersucht, wie dieser Mechanismus der Mordlust und Paarung funktionierte; die logische Folgerung müßte eigentlich lauten, daß sich sämtliche Tiere während dieser wenigen Tage gegenseitig ausrotteten. Aber dadurch, daß sich die Weibchen offensichtlich schneller bewegen konnten, war der Nachwuchs gesichert.
    »Vorläufig verhalten sie sich noch abwartend!« sagte Martinon und deutete auf den Kreis der Tarka. Sie saßen auf Steinen, kauerten auf dem Boden oder hingen zusammengekrümmt an den stacheligen Ästen der Gewächse.
    »Wie lange noch?«
    »Bis wir aus ihrem Gesichtskreis verschwunden sind!« versicherte der Siedler.
    Sie schätzten die eigene Geschwindigkeit ab, mit der sie einige Kadaver holen konnten. Sie brachten sie in Relation zu der Angriffsgeschwindigkeit der Tiere und entschieden, daß jeweils einer von ihnen den Wagen verlassen und die Beute holen mußte, während die beiden anderen ihm nach beiden Seiten Feuerschutz gaben. Sie hatten vor dem Betreten des Jagdgeländes selbstverständlich die Magazine entleert und sie mit Martinons Patronenvorräten aufgefüllt.
    »Wer geht zuerst?« erkundigte sich Martinon.
    »Fühlen Sie sich stark genug, Partner?« fragte Rasst zurück.
    »Leidlich. Das hier ist der Knopf für den Ultraschallsender.«
    »Begriffen.«
    Martinon schätzte den Weg zu den drei Kadavern und den Rückweg ab, nickte den Jägern zu und schwang sich aus dem Sitz. Als die beiden Männer ihre Büchsen ergriffen, beugte er sich zurück und legte den Finger auf den Kippschalter.
    »Fertig?«
    »Gehen Sie. Wir decken Sie nach beiden Seiten!«
    Martinon schaltete, kam mit beiden Beinen auf und spurtete auf den ersten Kadaver zu, ergriff ihn am Hinterlauf und warf sich

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