Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
Vom Netzwerk:
direkt nach dem Bürgerkrieg und der Befreiung der Sklaven 1861. Allerdings wurden die strengen Waffengesetze, die plötzlich wie aus dem Nichts in mehreren südlichen Bundesstaaten vorgeschlagen wurden, deswegen als verfassungswidrig abgelehnt, weil sie nur Schwarze betrafen. Da war wohl jemand nervös geworden.
    Das erste landesweite Waffengesetz trat 1934 in Kraft. Seitdem muss man sich registrieren lassen und drei Tage warten, währenddessen man auf einen kriminellen Hintergrund überprüft wird, bevor man eine Feuerwaffe kaufen darf.
    Immer wieder gab es Versuche, Waffen für den Eigengebrauch bundesweit zu verbieten, und immer wieder stieß man auf das Problem, dass die Verfassung ziemlich deutlich jedem Amerikaner das Recht auf Waffenbesitz zusichert. Dieser Artikel der Verfassung wurde zwar unter anderen Umständen geschrieben – im Krieg gegen England hatte man gerade eine Armee aus Privatpersonen mit eigenen Waffen aufgebaut –, aber das ist ein schwaches Argument für eine liebe Gewohnheit. Außerdem: 2008 hat der Oberste Gerichtshof die Gültigkeit des Passus noch einmal bestätigt, basta.
    Seitdem wird »geflickwerkt«: Waffengegner setzen sich immer wieder mit Teilverboten durch, die der Verfassung nicht widersprechen. Der »Domestic Violence Offender Gun Ban« zum Beispiel verbietet es, dass Leute, die schon mal wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurden, Waffen besitzen dürfen. Allerdings führte das dazu, dass auch Polizeibeamte und Soldaten, die irgendwann wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurden, ihren Job nicht mehr ausüben können. Das ist ein gutes Beispiel für ein Gesetz, das nur danach schreit, irgendwann vom Obersten Gerichtshof wieder kassiert zu werden.
    Aber auch die Waffenbefürworter können immer wieder Teilsiege verbuchen.
    So ist es heute in 49 der 50 Bundesstaaten nach langer Zeit wieder legal, meist aber nur mit Sondergenehmigung, eine verborgene Waffe in der Öffentlichkeit mitzuführen. In der Praxis geht es nicht darum, eine Waffe zum Einstellungsgespräch mitnehmen zu dürfen, sondern um den nach außen hin nicht sichtbaren Transport von Waffen vom Haus zum Schießplatz beispielsweise oder in eine Gegend, wo man häufig jagt. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Leute ihre Aktentasche aufmachen, und da steckt eine Pistole drin. Der kalifornische Lokalpolitiker Tim Donnelly etwa wurde 2012 am Flughafen mit einer geladenen Pistole entdeckt – für die er übrigens keine Sondergenehmigung besaß.
    In manchen entlegenen Orten, wie zum Beispiel in Pahrump, einem winzigen Kaff in Nevada, sieht man sogar ab und zu Typen, die ihre Waffe in der Öffentlichkeit an der Hüfte tragen, wie im Wilden Westen. Dort kam 2011 ein interessanter Fall vor Gericht, in dem Sam Jones vorgeworfen wurde, den Deputy Sheriff bedroht zu haben. Jones selbst hält das Ganze für ein Missverständnis. Er meinte, er habe gerade eine Mini-Ausgabe der Verfassung aus der Jeanstasche ziehen wollen, um dem Deputy Sheriff jene Stelle vorzulesen, an der jedem Amerikaner das Recht auf Schusswaffen zugesichert werde, als der Deputy Sheriff ihn ohne Grund mit einer Elektroschock-Pistole angeschossen habe und ihn damit so lange unter Strom setzte, bis er sich nicht mehr vom Boden erheben konnte. Der Deputy Sheriff räumte ein, dass die Geschichte mit der Mini-Verfassung zwar möglich sei, doch aus seiner Perspektive habe es eher so ausgesehen, als ob Mr. Jones nicht ein Schriftstück aus der Tasche, sondern die 45er-Pistole aus dem Halfter habe ziehen wollen. »Immer mehr mutiert dieses Land zu einem Polizeistaat«, beschwerte sich Mr. Jones bitter.
    Von Daniel Boone bis Annie Oakley, vom Unabhängigkeitskrieg bis zum Militär, in dem heute jedes Jahr 70.000 junge Männer und Frauen im Umgang mit Gewehren trainiert werden, Waffen sind längst Teil unserer Kultur geworden, wie Root Beer, Hamburger und Hollywood.
    In den Medien wird vorwiegend über wilde Schießereien berichtet, man vergisst dabei jedoch, dass vor allem im Westen seit jeher eine ländliche Agrarkultur vorherrscht. Dort bleibt die Jagd der wichtigste Grund, warum der Durchschnittsamerikaner Waffen besitzt. Dazu gesellen sich die alten Tugenden der Pioniere: Der Umgang mit der Waffe war ein Symbol der Eigenständigkeit, wie sie im Mittelalter ein Zeichen des freien Mannes war, und bedeutete für junge Männer auch einen entscheidenden Schritt beim Erwachsenwerden.
    Mein Vater wuchs in einer Holzhütte zur Zeit der »Großen Depression« auf. Zum

Weitere Kostenlose Bücher