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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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Spätestens, seitdem Marlon Brando 1973 den Oscar für seine Rolle in Der Pate ablehnte und stattdessen vor laufender Kamera die Indianerin Sacheen Littlefeather vorschickte, um von der Bühne aus die Behandlung der Indianer durch die Amerikaner anzuprangern, kennen wir alle dieses Gefühl.
    Die Schuld lastet so schwer, dass die Rolle der USA bei der Beinahe-Ausrottung der Indianer inzwischen recht gut dokumentiert ist. Immer wieder untersucht wird vor allem die Frage der Absicht: Hat man hier aktiv versucht, ein ganzes Volk loszuwerden? Rein zahlenmäßig war das große Sterben der Indianer Nord- und Südamerikas tatsächlich schlimmer als der Holocaust, trotzdem war es laut der UN , die sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt hat, kein geplanter Genozid. Denn bevor die USA Ende des 18. Jahrhunderts überhaupt gegründet wurde, hatten die unbeabsichtigt eingeschleppten europäischen Seuchen längst ihr schlimmes Werk getan:
    Als Kolumbus 1492 zum ersten Mal die Küste einer karibischen Insel betrat, lebten auf den beiden amerikanischen Kontinenten zwischen 30 und 54 Millionen Indianer bzw. Indios, davon zwischen 2 und 18 Millionen in Nordamerika. Genauere Zahlen lassen sich nicht ermitteln. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Zahl der Ureinwohner beider Kontinente durch die neu eingeschleppten Krankheiten der europäischen Eroberer schon um fast 80 Prozent gesunken. Nicht, dass wir Amerikaner uns nach der Staatsgründung den überlebenden Indianern gegenüber besonders zuvorkommend verhalten hätten – doch unser Verbrechen an ihnen war kein Genozid.
    Es war ein anderes Verbrechen.
    Dabei fing alles so gut an.
    Sogar die erste Verfassung auf amerikanischem Boden wurde von Indianern formuliert, und diese hat vermutlich die spätere Verfassung der USA inspiriert.
    Als man nämlich nach dem Unabhängigkeitskrieg 1776 daran ging, die 13 aufständischen, vormals englischen Kolonien zu einem einzigen Staat zusammenzuschweißen, hatte man keine Ahnung, wie man das machen sollte. Vor allem wollte jede Kolonie ihre Souveränität bewahren, trotzdem aber zu einem größeren Bund gehören. Man schaute also auf die Indianer, denn genau das hatten die geschafft.
    Der »Irokesenbund« oder »das Volk des langen Hauses« ist heute noch eine Föderation von fünf bzw. sechs Indianerstämmen im Bundesstaat New York um den Hudson River herum. Die Liga wurde vor der Ankunft des weißen Mannes von Deganawida, dem Großen Friedensmacher, und seinem Nachfolger Hiawatha gegründet, um den Kriegen untereinander ein Ende zu setzen, sich gemeinsam gegen andere Stämme zu verteidigen und den Handel zu erleichtern.
    Sie erarbeiteten also das Gayanashagowa , das »Große Gesetz des Friedens«, das auf dem Konsens der Häuptlinge basierte – die erste uns bekannte moderne Verfassung auf amerikanischem Boden. Gründerväter wie Thomas Jefferson kannten, studierten und diskutierten die Liga, und ein Vertreter der Irokesen erläuterte sie den versammelten Gründervätern.
    Wie viel Einfluss die Irokesen auf die Verfassung hatten, ist unklar, aber Forscher sehen gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden Gesetzessammlungen mit Blick auf Menschenrechte wie das Recht auf Freiheit, auf religiöse Toleranz, gleiche Rechte vor dem Gesetz und Herrschaft durch Konsens statt durch Gewalt. Viele glauben, dass die Idee eines »langen Hauses«, in dem mehrere Völker friedlich nebeneinander leben, als Vorbild für den amerikanischen Staatenbund diente.
    Auch die frischgebackenen Amerikaner und die Indianer hätten beinahe friedlich zusammengelebt, wenn es nicht diese eine Sache gegeben hätte, die die beiden Völker trennte – Sie ahnen es: das Land.
    Wir wollten immer mehr von diesem Land – bewusst oder unbewusst, manchmal beides. Die Beziehung der Amerikaner zu den Indianern war wie die eines Süchtigen zu einer gefährlichen Droge. In Momenten der Klarheit bremsten wir uns. Wir wollten das Richtige tun. Wir hatten Ideale, ja, wir waren Amerikaner, das idealistischste Volk auf Erden, wir standen (und stehen) schließlich für Gleichheit und Freiheit und Gerechtigkeit, oder? Die Spanier und die anderen Europäer hatten die Indianer abgeschlachtet und mit ihren Krankheiten beinahe ausgelöscht – wir würden alles anders machen, wir würden sie richtig behandeln.
    Dann, nachts, kam es wieder. Der heiße, packende Drang, dem nicht zu widerstehen war: das Land da draußen. Es lag einfach da. Die Indianer brauchten es im Grunde gar nicht.
    Dabei

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