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Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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wandte sich wieder an den jungen Raumfahrer.
    »Manny!« sagte sie. »Berichten Sie uns bitte weiter über Roger Uurth. Wir waren stehengeblieben an der Stelle, wo er plötzlich gänzlich unmotiviert auf dem Planeten auftauchte. Wie geht es weiter?«
    Die Spannung nahm zu. Was hier geschildert wurde, besaß den Charakter des Okkulten, des Unbegreiflichen.
    Manny lehnte sich entspannt zurück, lächelte und sagte:
    »Ja, so war es.
    Uurth war plötzlich da. Er versicherte uns, er käme vom Rand der Milchstraße und versuchte, eine lange Rede zu halten. Man nahm ihn mit, stellte seine Identität fest, das heißt, man versuchte es. Schließlich ließ man ihn als etwas sonderbaren, aber harmlosen Irren laufen. Damit fing alles an.«
    »Was bedeutet dieses ›alles‹?« fragte Hasso Sigbjörnson, der stundenlang unter der Macht der fremdartigen Gedanken gestanden hatte.
    »Alles das, was Sie dort beobachten können!« Manny deutete auf den Zentralschirm, der das Abbild des Planeten zeigte.
    »Was tat Roger Uurth dann?«
    Manny zuckte die Schultern und fuhr dann fort:
    »Er verschwand ein paar Tage lang. Dann tauchte er wieder auf. Er hatte einen wirren Bart und langes, ungepflegtes Haar.«
    »Wie reizend!« unterbrach Atan. »Ein kosmischer Hippie!«
    Für einige Sekunden unterbrach das Gelächter die Spannung in der Kommandokanzel des Schiffes. Dann wandte man sich wieder dem ernsten Problem zu.
    »Er tauchte auf, stellte sich an eine belebte Ecke des Raumhafenplatzes, also an den Port Oranyc, und hielt eine lange Rede. Sie war in der Diktion erstaunlich klar, aber der Inhalt war eindeutig wirr und kaum verständlich. Uurth sprach viel in Gleichnissen und Parabeln.«
    »Denn siehe«, deklamierte Shubashi, »der Tag ist gekommen, da ihr alle für das sündige und lasterhafte Leben bestraft werdet, da ihr die Reden aus meinem erleuchteten Munde hört ... war es so oder ähnlich?«
    Stone nickte zustimmend.
    »Genauso sprach er!« sagte er. »Woher wissen Sie das?«
    »Alles meine Allgemeinbildung«, sagte Atan sarkastisch. »In Büchern gelesen.«
    »Fein«, sagte Lydia van Dyke und blinzelte McLane zu. »Reisen bildet auch.«
    »Und wenn es nur die Erkenntnis bildet«, erwiderte Cliff knurrend. »Die Erkenntnis des bruchhaften Wertes menschlicher Existenz. Weiter, Manny!«
    »Also – Roger sprach, er sei ein Abgesandter des Schicksals. Man lachte ihn natürlich aus, aber er machte sich nicht viel daraus, sondern wechselte nur den Standort.
    Er sei abgesandt worden, um uns vom Beginn eines langen und furchtbaren Krieges zu berichten, der über den Planeten kommen würde. Wörtlich sagte er oft: Dich singe ich, Krieg aus dem Nichts. Als man ihn fragte, wie denn dieses mysteriöse Schicksal aussehe, mußte er zugeben, er wisse es selbst nicht. Es war alles sehr komisch.«
    McLane nickte grimmig.
    »Wie komisch es dann geworden ist, haben wir auf Shardeeba gesehen«, sagte er gefährlich leise. »Weiter.«
    »Er redete ständig von einem Krieg. Schließlich gründete er eine Bewegung, die es sich als Ziel gesetzt hatte, den Planeten zu räumen, fluchtartig zu verlassen. Er sagte, der Mensch sei nicht würdig, sich auf diesem Planeten aufzuhalten, er müsse hinaus ins All und dort außerhalb der Raumkugel von neunhundert Parsek Lebensraum suchen. Noch immer lachte man ihn aus, aber das Gelächter war nicht mehr ganz so laut.
    Dann machte er eine Prophezeiung.«
    Manny Stone schwieg und trank einen Kaffee, den Helga inzwischen aus den tiefgefrosteten Nahrungsmittelvorräten der ORION aufgewärmt hatte. Fast sämtlicher Proviant war tiefgefroren, und die Plastikbehälter mit Kaffee brauchte man nur in eine Vertiefung des Radarherdes zu stellen oder aus den Essensautomaten zu ziehen. Die Kabine roch jetzt nach Kaffee, und das Aroma des Alkohols war längst von der Luftumwälzanlage beseitigt worden.
    »Wie lautete diese Prophezeiung, Stone?« fragte Lydia van Dyke.
    Die Frau mit den grauen Augen und dem dunkelbraunen Haar war ein seltener Gast an Bord des Schiffes. Sie war einmal die unmittelbare Vorgesetzte Cliff McLanes gewesen und schätzte ihn sehr – es war eine gute Freundschaft, die hauptsächlich für Cliff Vorteile hatte. Und jetzt, als Verantwortlicher für eine andere Form der Raumpatrouille, waren derartige Vorteile sehr viel wert.
    »Uurth sagte, daß seine Berichte keine Hirngespinste wären. Er erbot sich, einen Beweis dafür anzutreten. Der Planet und fast alle seine Bewohner würden an einem gewissen Tag eine

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