Planet der Illusionen (Orion 09)
erwiderte Stone schnell. »Er ist seit ziemlich genau einem planetaren Jahr, also seit dreihundertdreiundzwanzig Tagen, auf dem Planeten. Er war plötzlich da. Ein Irrer.«
Massenhypnose? dachte Cliff.
»Erzählen Sie von Roger Uurth, Stone!« bat Lydia van Dyke.
Die Mikrophone hielten jedes Wort fest, und das elektronische Bordbuch speicherte. Die acht Menschen hier in der Kommandokanzel ahnten, daß sie auf den Spuren eines abartigen Geheimnisses wanderten. Noch waren nicht allzu viele Dinge geschehen, die sich nicht wieder ordnen ließen, aber schlagartig konnte eine Gefahr ausbrechen, die den Tod über Shardeeba brachte.
»Also ... eines Tages stand mitten auf dem Raumhafen von Oranyc ein Mann. Er war etwa vierzig Jahre alt und sah sehr merkwürdig aus. Er trug Kleidung, die keiner von uns jemals gesehen hatte. Man fand auch ähnliche Dinge in keinem Modejournal von anderen Planeten. Roger Uurths Kleider waren in hohem Maß fremdartig und abgerissen.
Roger sagte, er käme vom Ende der Welt.«
Cliff runzelte die Stirn und fragte:
»Vom Ende der Welt? Er meinte vielleicht vom Ende der Galaxis, der Milchstraße!«
Stone nickte.
»Ja, das meinte er. Er drückte sich unsicher aus. Wir fragten ihn, beziehungsweise die Behörden versuchten einiges aus ihm herauszubekommen. Schließlich stellte sich heraus, daß Uurth von einem unbekannten Planeten stammte, der um eine Sonne ohne Typenbezeichnung rotierte. Er muß tatsächlich am Rand der Galaxis liegen, denn man sieht – das alles erklärte Uurth – in der Nacht Sterne und einen kosmischen Abgrund, also den Leerraum zwischen den Galaxien. Namen wurden keine bekannt und Uurth schien auch nicht mit einem Schiff gekommen zu sein. Er war ganz plötzlich da.«
Tamara stellte sich neben Helga.
»Die Sache nimmt mystische Formen an«, sagte sie hart. »Ich habe nicht soviel Kompetenzen, um weiter entscheiden zu können. Funken wir Villa an. Einverstanden, Cliff?«
Cliff deutete auf Helgas Funkpult und erwiderte schnell:
»Da unsere lieben Vorgesetzten nichts so sehr hassen, als von uns übergangen zu werden, bitte! Funken wir Villa an und suchen um seinen wertvollen Rat nach. Im Ernst: Wir werden dieses Problem nicht mit acht Mann und zwei Schiffen lösen können.«
Helga schwang ihren Sessel herum und hantierte an Schaltern und Hebeln.
»Die Verbindung steht. Welcher Text?« sagte sie halblaut zu Tamara. Es war unschwer festzustellen, daß ihr jedes Auftauchen von Genossin Jagellovsk im Schiff einen Stich versetzte; ihre heimliche Verliebtheit in Cliff war die Ursache.
»T.A.T .... an GSD. h.s. Wir haben einen Raumfahrer des Planeten gerettet. Er macht einen Mann namens Roger Uurth für die Vorkommnisse verantwortlich. Suchen Sie bitte alles über Uurth aus den Archiven. Der Planet Shardeeba steht unter dem mentalen Einfluß einer unbekannten Macht; die drei Millionen Einwohner sind apathisch bis zum Zusammenbruch. Soll das Verhör fortgesetzt werden? Wir erbitten genaueste Direktiven. Tamara Jagellovsk an Bord der ORION VIII. Ende.«
Das Band lief an, und von der ORION, vom Raumkubus Süd/Vier 905, spannte sich eine Relaiskette bis zur Earth Outer Space Station IV, zu EOS. Sekunden später landete die Meldung auf dem Schreibtisch von Henryk Villa.
Die Antwort brauchte über Hyperraumfunk nur Minuten.
Dann knackten die Lautsprecher, und Villas Stimme war deutlich zu hören.
»Hier GSD-Hauptquartier an Tamara Jagellovsk. Leiten Sie das Verhör oder die Ermittlungen. Wir senden eine Flotte von Hilfsschiffen ab. Warten Sie vorläufig noch und beobachten Sie den Planeten weiterhin. Höchste Alarmstufe. Miß Jagellovsk leitet das Unternehmen – wenn nötig, mit Alphaorder. Ende.«
Cliff zuckte zusammen.
Wieder war die alte Rivalität zwischen einem Raumschiffkommandanten und einem Sicherheitsoffizier da; seine Mannschaft freute das noch weniger als ihn. Aber er rechnete damit, daß Tamara wegen gewisser Dinge nicht mehr so schneidend streng sein würde wie während der ersten Einsätze.
»Nun«, sagte er in gemütlichem Plauderton, »liegt sämtliche Verantwortung in deinen Händen, liebste Tamara. Ich übergebe dir hiermit feierlich den Befehl über die gesamte Aktion. Vertrete Villa würdig!«
Tamara lächelte ihr gefürchtetes falsches Lächeln.
»Keine Sorge, Oberst«, sagte sie halblaut, »dieses Spiel kennen wir alle ja ganz gut, da wir es bis zur Neige ausgekostet haben. Machen wir also weiter. Manny Stone ist unser einziger Anhaltspunkt.«
Sie
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