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Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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riß in einzelne Bilder auf, zusammengesetzt aus riesigen Landschaften.
    Cliff nahm schweigend eine Schätzung auf und bestimmte die Lage von Oranyc.
    Vielleicht kam Uurth wirklich dorther, nachdem ihn jemand gekidnappt und entsprechend behandelt hatte. Vielleicht war Uurth wirklich ein sehr gutes Medium, also jemand, der gewisse Gedanken oder Vorstellungen derart vergrößerte, daß sie die Hirne von drei Millionen Menschen in Schwingungen zu versetzen vermochten.
    Zu viele Vielleicht!
    »Astrogator an Kommandant: Noch dreihundert Kilometer bis zur Sicherheitszone über der Stadt.«
    Cliff drehte seinen Kopf und nickte Atan zu.
    »Danke.«
    Er schaute auf den Schirm und erkannte Lydia van Dyke, die ebenfalls ihr Schiff dem Planeten entgegensteuerte.
    »Ich hoffe, General«, sagte Cliff laut, »daß diese Vorkommnisse nicht derart bedrohlich werden wie die des Planeten Sahagoon.«
    Lydia wandte ihm einen Augenblick ihr beherrschtes, kühles Gesicht zu.
    »So wie es aussieht, müssen wir das Schlimmste befürchten, McLane.«
    Die beiden Schiffe flogen weiter.

 
4
     
    Rund ein Tag war vergangen; ein Tag dieses Planeten, der in knapp zwanzig Stunden einmal um dreihundertsechzig Grad rotierte.
    Hasso Sigbjörnson und Atan Shubashi hatten die zweite Wache.
    Die ORION schwebte bewegungslos fünf Kilometer über der großen Stadt Oranyc. Auf dem Zentralschirm stand ein stark vergrößertes Bild des Platzes vor dem Raumhafen. Es schien sich nichts verändert zu haben seit dem Moment, als die beiden in der LANCET gelandet waren.
    »Hasso?« fragte Atan Shubashi schwach.
    »Ja?«
    Der schlanke, fünfundfünfzig Jahre alte Bordingenieur mit dem weißen Haar und den leuchtenden, blauen Augen rührte sich kaum.
    »Eine gespenstische Situation, nicht wahr?«
    Sie starrten auf den Schirm, und ihre Augen schmerzten bereits von dem langen konzentrierten Beobachten.
    »Wenn du das Chaos in der Stadt meinst – ja. Ich habe die Linsen ständig bewegt: Immerhin scheint der Lebenserhaltungstrieb noch zu funktionieren. Oder in den hypnotischen Wellen gibt es Wellentäler, in denen sie sich bewegen können. Noch niemand scheint verhungert zu sein.«
    Unter ihnen lag die Stadt im späten Licht des Morgens.
    »Entweder es geschieht jetzt etwas, oder ich werde wahnsinnig«, sagte Atan aufgebracht. »Dieses endlose Warten macht mich ganz fertig.«
    »Mehr Geduld, Astrogator!« sagte Hasso.
    Sie beobachteten weiter die Stadt. Irgendwo am Bildrand, der gleichzeitig der innere Rand des Platzes war, nahm Hasso eine flüchtige Bewegung wahr. Ein langer Schatten hatte sich ungewöhnlich schnell bewegt. Sofort griff der Ingenieur nach dem Hebel der Steuerung. Er bewegte ihn nach links, und aus dem Bildrand wurde Bildmitte. Gleichzeitig vergrößerte sich der Ausschnitt.
    »Hier! Sieh dir das an, Atan!« sagte Hasso leise.
    Atan pfiff durch die Zähne.
    Ein Mann, etwa fünfzig Jahre alt, war auf die Beine gekommen. Er sah heruntergekommen aus; hungrig und mehr als nur müde. Aber seine Bewegungen verrieten eine Hast, die ungewöhnlich war. Er sah sich um, öffnete den Mund und schien etwas zu rufen.
    Der Mann faßte verwundert an seinen Bart, blickte an seiner schmutzigen Kleidung herunter und schüttelte begriffsstutzig den Kopf. Er schwankte etwas, aber er begann sich zu bewegen. Er kletterte vorsichtig über einige andere Menschen vor ihm hinweg, die sich im gleichen Augenblick ebenfalls zu rühren begannen. Es sah aus, als ob der Platz langsam zu einem unheimlichen Leben erwachen würde.
    »Schnell!« stieß Atan hervor. »Wecken wir Cliff!«
    Hasso grinste.
    »Er wird unten in seiner Kabine sitzen, Tamaras Hände halten und Worte der Zärtlichkeit flüstern.«
    Der Mann bewegte sich jetzt schneller. Er schien nicht mehr unter dem unheimlichen und lautlosen Bann der fremden Vorstellungen zu stehen. Er bewegte sich schnell und zielsicher zwischen Liegenden und Kauernden hindurch, nützte die Lücken zwischen den Fahrzeugen aus und lief langsam in die Richtung des Raumhafens. Genau zehn Schiffe des gleichen Typs standen dort auf ihren Antigravpolstern; es waren Frachtschiffe, unter ihnen die vermißte ULYSSES.
    »Cliff und flüstern!« sagte Atan. »Ganz gleich, womit er sich beschäftigt: Wir müssen ihn wecken. Und unsere Gouvernante dazu.«
    Hasso sah, daß der Mann jetzt den Mittelpunkt des Platzes erreicht hatte.
    »In Ordnung«, sagte er laut. »Alarm!«
    Ein tiefer, zwerchfellerschütternder Brummton ging durch das gesamte Schiff und war

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