Planet der Verräter
dürft keine Angst haben!«
Obi-Wan langte intuitiv nach seinem Lichtschwert, doch der Griff zur Waffe war hier völlig nutzlos. Sie konnten nichts weiter tun, als Rücken an Rücken zu stehen und ihre Gesichter zu schützen, während sämtliche Stachelbälle in der Kammer in einer dornigen Kaskade auf den Boden niederprasselten. Binnen Sekunden waren Anakin und Obi-Wan von einer wahren Sintflut umgeben, die sie gnadenlos durchschüttelte. Sie stießen die Hände vor, um Raum vor ihren Gesichtern zu schaffen. Doch die Sturzflut bedrängte sie von allen Seiten, stieg ihnen über den Kopf und schlug ihnen die Handrücken gegen Lippen und Nase. Schalenfragmente der Stachelbälle flogen durch die Luft und eine Staubwolke stieg von dem wogenden Haufen auf.
Sie konnten sich nicht bewegen.
Und Sekunden später konnten sie nicht einmal mehr atmen.
Vierundzwanzig
»Ich habe großen Respekt vor der Kultur der Blutcarver«, erklärte Raith Sienar der großen, stillen goldenen Gestalt, die im Vorraum des Kommandantenquartiers stand. Er konnte Ke Daivs langsame, verhaltene Atemzüge und das unentwegte Klick-Klick der langen schwarzen Fingernägel einer Hand hören, die gegeneinander stießen wie ein hölzernes Windspiel in einer Brise.
»Warum haben Sie mich kommen lassen?«, fragte Ke Daiv einen Augenblick später. »Die Mission steht noch am Anfang.« »Wie unverschämt!«
»Das ist meine Art. Ich diene und gehorche, ebenfalls auf meine Art.«
»Ich verstehe. Bitte machen Sie es sich bequem.« Raith trat zurück und deutete auf den Hauptraum.
Ke Daiv machte einen halben Schritt, dann zögerte er und deutete eine Verbeugung an. »Ich bin nicht würdig.«
»Wenn ich sage, Sie sind würdig, dann sind Sie würdig«, beschied Sienar dem jungen Blutcarver mit genau der richtigen Portion Schärfe.
Ke Daiv verneigte sich abermals und betrat den Beobachtungsraum, dessen Sichtluken noch immer geschlossen waren. Der Navigationsdroide hatte weitere vier oder fünf Stunden im Hyperraum angekündigt, ehe sie in den Normalraum zurückkehren würden.
»Bitte setzen Sie sich«, drängte Sienar erneut. Er wollte sich den Befehlston für später aufheben. Er fühlte, dass Ke Daiv schon bald, nachdem er ein paar Neuigkeiten über seine Lage -und über Raith Sienar - erfahren hatte, empfänglicher dafür sein würde.
Ke Daiv beugte vorsichtig seine drei Gelenke und kniete vor dem Tisch mit der Kristallplatte nieder, anstatt auf dem Divan Platz zu nehmen.
»Hat man Sie an Bord der Admiral Korvin gut behandelt?«, erkundigte sich Sienar.
Ke Daiv schwieg.
»Ich sorge mich um Ihr Wohlergehen«, fuhr Sienar fort.
»Man gibt mir zu essen und lässt mich in der kleinen Unterkunft, die für mich bereit gestellt wurde, in Ruhe. Da ich nicht zur Besatzung gehöre, hält man sich von mir fern. Und das ist auch gut so.«
»Ich verstehe. Es gibt da so etwas wie eine Mauer, hm?«
»Auch nicht mehr als auf Coruscant. Meine Artgenossen sind eine Seltenheit in diesem Teil der Galaxis. Wir müssen erst noch unsere Spuren hinterlassen.«
»Selbstverständlich. Ich persönlich bewundere Ihr Volk und hoffe auf einen Informationsaustausch, von dem wir beide profitieren«, sagte Sienar.
Ke Daiv wandte den Kopf; als seine breiten Nasenlappen sich zusammenzogen, nahm sein Gesicht jene beunruhigende Form einer Klinge an. Er drehte sich langsam um und betrachtete den E-5-Droiden, der ungeschlacht in einer Ecke protzte. Der Droide ließ den breiten, flachen Kopf in ihre Richtung kreisen, die rubinroten Augen glühten wie Kohlen. Er veränderte seine Stellung, bis er dem Blutcarver unmittelbar zugewandt war.
»Glauben Sie alles, was man Ihnen über diese Mission erzählt hat?«, fragte Sienar.
Ke Daiv richtete ein Auge auf ihn, während das andere den E-5-Droiden im Blick behielt. »Man hat mir nur wenig erzählt. Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen.«
»In dieser Hinsicht sind wir uns gleich«, nickte Sienar. »Aber in keiner anderen. Ich bin immer noch der Kommandant. Ich bin Ihr Führer.«
»Warum erinnern Sie mich daran, wenn Sie sich dessen so sicher sind?«, fragte Ke Daiv unverblümt.
Sienar lächelte und streckte in einer Geste der Bewunderung die Hände aus. »Vielleicht gleichen wir einander auch noch in anderer Hinsicht. Sie haben Zweifel und ich habe Zweifel. Sie wissen wenig oder gar nichts über mich oder über das, was ich noch in Reserve habe.«
Ke Daivs Gelenke knackten leise und er löste den Blick von dem E-5. Der Droide jagte
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