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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Leben erwacht.
    Anakin kam sich vor wie im Innern einer riesigen Myrmin-Kolonie.
    Doch dann spürte er die Stimmen der Saatkugeln. Sie fürchten sich. Die Hitze verbrennt sie. Ihre Schalen verdorren schon.
    Der größte Teil der Hitze stieg in die flimmernden Luftschichten auf, doch als der Brennstoff sich vollends entzündete und die Glut sich verteilte, wurden die Saatkugeln geröstet wie Zuckerschoten in einem Lagerfeuer.
    Doch Anakin zitterte, als fröre er.
    Obi-Wan legte ihm einen Arm um die Schulter und Anakin sah, dass das Gesicht seines Meisters voller Schweißperlen war. Also konnte auch er die Saatkugeln im Feuer spüren.
    »Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Vagno, dessen Gesicht im gelben Licht der Flammen glänzte und zu zerfließen schien, als wäre er ein Teil des Brandes, ein verirrter glühender Aschepartikel, dem menschliche Gestalt verliehen worden war. Er schritt mit kritischer Miene um sie herum.
    »Es geht uns gut«, sagte Obi-Wan.
    Aber Anakin fühlte sich überhaupt nicht gut. Er wollte sich irgendwo zusammenrollen und verstecken, oder davonlaufen, doch ihm war klar, dass die Saatkugeln keine Beine mehr besaßen und dass sie nicht mehr fliehen konnten, selbst wenn sie es gewollt hätten.
    »Ich habe noch nie einen Kunden verloren. Keine Angst, keine Angst!«, rief Vagno.
    Die Saatkugeln fürchteten sich, dennoch rührten sie sich unter ihrer Last aus Asche und Flammen nicht von der Stelle. Sie waren tapfer und sich ihrer Bestimmung und ihres Schicksals bewusst.
    Sie waren nicht einmal annähernd so intelligent wie ein Mensch - sie dachten nicht wirklich selbstständig -, doch in jeder von ihnen schlummerte das Potenzial eines Bewusstseins und eigener Intelligenz. Und das Feuer brachte dieses Bewusstsein an den Tag.
    Dies wird auch mit dir geschehen.
    Anakin schnappte nach Luft. Das war kein Traum.
    Dies ist deine Bestimmung, dein Schicksal.
    Obi-Wan hatte kein Wort gesagt. Anakin wusste, woher die Stimme kam und zu wem sie gehörte, aber er wollte nicht glauben, was er wusste.
    Es wird Hitze geben und Tod und Wiederauferstehung. Eine Saat wird aufgehen. Wird sie brennend vergehen oder hell leuchten? Wird sie denken und erschaffen, oder wird sie von Furcht beherrscht sein und zerstören?
    Und dann schwieg die Stimme.
    Obi-Wans Griff um Anakins Schulter wurde fester, als wolle er den Jungen beschützen. »Die Welle ist nicht das, was wir erwartet haben«, sagte er.
    Anakin starrte in die Flammen; sein innerstes Selbst hatte sich mit einem Mal wieder beruhigt. Die Saatkugeln veränderten sich. Ihre Furcht war verflogen.
    »Sie werden platzen wie Granaten! Tretet zurück!« Vagno stieß Obi-Wan und Anakin in derselben Sekunde zurück, als die erste Explosion erfolgte und eine Wolke glühender Asche hoch in die Luft schleuderte. Funken regneten rings um sie herum zu Boden und brannten knisternd winzige Löcher in ihre Gewänder. Einen Augenblick lang sah Anakin aus wie ein Teufel, aus dessen Haar Rauchfäden aufstiegen. Doch Obi-Wan löschte die kleinen Brände mit raschen leichten Schlägen seiner Hand.
    Eins, zwei, drei. plötzlich gab es eine ganze Serie von Explosionen, zu viele, um sie zählen zu können. Doch Anakin wusste, dass alle Saatkugeln überlebt hatten und dass die ganze Saat in den Flammen aufgegangen war.
    »Das wird ein sagenhaftes Raumschiff!«, rief er begeistert und schlug sich auf die Knie. »Das wird das tollste Schiff, das jemals gebaut wurde!«
    »Noch nicht«, widersprach Vagno und verzog bedenklich das Gesicht. »Sie müssen noch eingesammelt, gehärtet und gestaltet werden - dann bringen wir ihnen die Bräuche der Außenwelten bei! Kommt! Lasst die anderen die Asche durchsuchen!« Er trieb Anakin und Obi-Wan mit hektischen Gesten vor sich her, bis sie neben einem Carapod standen. »Und haltet Abstand. Manche Saatkugeln gehen zweimal hoch!«

Neununddreißig

    Obi-Wan fühlte sich ausgelaugt, sogar ein bisschen krank. Noch nie zuvor hatte er eine derart seltsame Erschütterung seines Bewusstseins für die lebendige Macht erlebt. Dass diese Erschütterung sich auf Anakin konzentrierte, lag auf der Hand, doch irgendetwas an dem Ort, an dem sie sich befanden, an dem Planeten selbst, verlieh dem Ereignis eine besondere Konzentration und Intensität.
    Es gelang ihm beinahe, sich einzureden, dass, wenn Mace Windu oder Yoda oder irgendein anderer Jedi-Meister auf Zonama Sekot gewesen wäre, die Erschütterung - die Form dieser seltsamen Welle des Schicksals - sie nicht

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