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Planet im Aufbruch

Planet im Aufbruch

Titel: Planet im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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der Höhe in phantastische Türmchen aus, die mit Skulpturen geschmeidigen Seegetiers geschmückt waren.
    Der Tempel hatte viele flache Nebengebäude. Stark und Ashton wurden in eins davon gebracht. In einer Steinkammer brannten Kerzen, und dort tauchten die Mönche kleine Klingen in eine helle Flüssigkeit und schoben sie den beiden unter die Haut.
    Starks Widerstand brach rasch zusammen. Er verließ den Raum bei vollem Bewußtsein, sah und hörte alles und war wie ein Lamm.
    Die Nacht war nicht unangenehm. Er spürte keine Gefahr, sah nichts Bedrohliches. Die merkwürdigen Männer in den blauen Kutten behandelten sie freundlich, obwohl manche Gebete zu lang waren und Stark einschlief. Sonst nahm er interessiert am Geschehen teil.
    Ashton und er wurden in großen warmen und kalten Seewasserbecken gebadet. Dann fütterte man sie mit einer Vielzahl kleiner Speisen, die alle verschieden gewürzt waren.
    Die Nacht floß friedlich dahin, und schließlich wurden sie von den Mönchen durch lange Gänge in den eigentlichen Tempel gebracht.
    Sie betraten ihn von der Landseite her, und er stand wie der Rumpf eines gewaltigen Schiffes vor ihnen, dessen Kiel auf einem Riff gebrochen war, wobei die Heckfläche kaum beschädigt worden war, während das Vorderteil stark zerstört war. Stark blickte in die dunklen Schatten hinauf, die vom Fackelschein nicht erreicht wurden, und sah durch einen großen Riß in den offenen Himmel hinein.
    Am Himmel zeigte sich der erste Hauch der Dämmerung.
    Die Blauberockten führten sie weiter an eine Stelle, an der die Steinblöcke des Bodens auseinanderklafften. Eine Art Brücke war über den Spalt gelegt, und sie liefen unter offenem Himmel in den vorderen Teil des Tempels hinein.
    Viele Kerzen flackerten hin und her, und der Boden senkte sich zur Vorderwand ab, die fast vollständig ins Meer gestürzt war und Wasser eindringen ließ. Auf einer Seite stieß ein Podest aus Steinbrocken in die Wellen vor.
    In der Mitte der halbversunkenen Halle erhob sich das schräge, riesige Marmorbild des mütterlichen Meeres.
    Stark und Ashton wurden vor das Idol geführt. Man nahm ihnen die seidenen Gewänder ab. Mönche hängten ihnen Kränze aus Meerespflanzen und Muscheln um die Hälse. Sie lagen kalt und naß auf Starks Haut und strömten einen kräftigen Geruch aus.
    Zum ersten Mal begann Unruhe an seiner Zufriedenheit zu nagen.
    Im Tempel begann eine tiefe Trommel zu dröhnen. Eiserne Zimbeln wurden zusammengeschlagen. Die Mönche ließen ihre Bässe erschallen, und die Gesänge gemahnten an klagendes Hundegebell.
    Stark blickte zum verzerrten Gesicht der Göttin über ihm auf. Furcht übermannte ihn, und ihre Eiseskälte weckte ihn auf. Er konnte sich jedoch kaum ins Gedächtnis rufen, wovor er sich fürchtete.
    Die Mönche hatten sich um die beiden Fremden versammelt. Sie führten sie zum Wasser. Stark konnte sehen, daß einer der Blauröcke das Podest bestiegen hatte, das ins Meer vorsprang. Er hielt ein Horn, das ihn an Länge überragte. Sein gebauchtes Ende lag auf dem Boden.
    Gesang und Zimbelklang verstummten, und das Riesenhorn schickte einen wilden, heiseren Schrei auf das Meer hinaus.
    Ashton schritt langsam neben Stark her. Er lächelte matt, und seine Augen waren ruhig.
    Sie gingen auf überschwemmtem Boden, und das Wasser spielte um ihre Knöchel. Sie wurden an die Stelle gebracht, an der der Blaurock mit seinem Horn stand. Der Himmel war heller geworden, und die Kerzen wurden bleich.
    Das Horn tönte sehnsüchtig über das Meer hin, und viele Leiber drängten an die Oberfläche. Stark fiel ein, wovor er sich gefürchtet hatte.
    Bronzefarbene Helligkeit ergoß sich über den Osten. Glühendes Licht schoß über die Wasserfläche. Es ergriff das Segel eines Schiffes, das schwer in einem Wind lag, der nur für dies Schiff zu wehen schien, da das Meer sonst ganz ruhig lag. Das Segel verfärbte sich golden, und der schwerfällige Rumpf erstrahlte in Schönheit.
    Es fing sich in den Augen eines weißen Hundes, der am Bug stand, und die glühten plötzlich hell auf.
    N’Chaka, sagte Gerd. N’Chaka! Dort! Gefahr, Wesen kommen.
    Töten? fragte Tuchvar.
    Die schrägen Türme des Tempels standen rot in der Ferne. Die Stimme des Horns klang schwach über das Meer.
    Zu weit, sagte Gerd, zu weit.
     

 
14.
     
    Stark hatte die Hälfte der Stufen zum Podest hinter sich. Zu seiner Seite, vor ihm und hinter ihm waren Mönche, in den Gesang vertieft. Die Opfer gingen gewöhnlich lächelnd in den Tod.

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